Aufgeschoben ist nicht aufgehoben


Gemt er ikke glemt


Es lag einmal ein altes Schloß mit sumpfigen Gräben und einer Zugbrücke; die war häufiger aufgezogen als herabgelassen; nicht alle Gäste, die kommen, sind angenehm. Unter dem Dachfirst waren Öffnungen, durch die man hinausschießen und hin und wieder auch kochendes Wasser, ja geschmolznes Blei auf den Feind herabgießen konnte, wenn der zu nahe kam. Drinnen waren die Räume hoch, und das war gut für den vielen Rauch, der aus dem Kaminfeuer aufstieg, in dem die großen, nassen Holzscheite lagen. An den Wänden hingen Bilder von geharnischten Männern und von stolzen Frauen in steifen Kleidern; die stolzeste von ihnen allen ging hier drinnen lebendig umher, sie hieß Mette Mogens und war Herrin im Schloß.
Der lå en gammel gård med mudrede grave og vindebro; den var mere oppe end nede: Ikke alle gæster, som kommer, er gode. Under tagskægget var huller til at skyde ud af og til at hælde kogende vand, ja smeltet bly ned over fjenden, kom han for nær på. Indenfor var højt til bjælkeloftet, og det var godt for den megen røg, der kom fra kaminilden, hvor de store våde brændeknuder lå. Der hang på væggen billeder af harniskklædte mænd og stolte fruer i svære klæder; den strunkeste af dem alle gik levende om herinde, hun kaldtes Mette Mogens; hun var gårdens frue.

Zur Abendzeit kamen Räuber; sie erschlugen drei von ihren Leuten und auch den Kettenhund, und dann legten sie Frau Mette an die Hundekette in der Hundehütte fest; sie selber aber setzten sich oben im Saal hin und tranken den Wein aus ihrem Keller und all das gute Bier.
Ved aftenstid kom der røvere; de slog tre af hendes folk ihjel, lænkehunden med, og så bandt de fru Mette i hundelænke ved hundehuset og satte sig selv op i salen og drak vinen fra hendes kælder og alt det gode øl.

Frau Mette stand an der Hundekette; sie konnte nicht einmal bellen.
Fru Mette stod i hundelænke; hun kunne ikke engang gø.

Da kam der Bursche der Räuber; er schlich so leise herbei, niemand sollte es merken, denn sonst hätten sie ihn totgeschlagen.
Da kom røverens dreng; han listede sig så stille, det måtte ikke mærkes, for ellers havde de slået ham ihjel.

"Frau Mette Mogens," sagte der Bursche; "weißt du noch, wie mein Vater auf dem hölzernen Pferd ritt, als noch dein Gemahl Herr im Schloß war? Da batest du für ihn, aber es half nicht, er sollte sich zuschaden reiten, du aber schlichst hinunter, so wie ich jetzt hinuntergeschlichen bin, und legtest selber einen kleinen Stein unter seine beiden Füße, damit er Ruhe finden möge. Niemand sah es, oder auch, sie taten, als sähen sie es nicht, weil du die junge gnädige Frau warst. Das hat mein Vater erzählt, und ich habe es nicht vergessen, der Dank ist aufgeschoben, aber nicht aufgehoben! Und darum löse ich jetzt deine Bande, Frau Mette Mogens!"
"Fru Mette Mogens!" sagde drengen; "kan du huske, da min fader red på træhesten i din husbonds tid; da bad du for ham, men det hjalp ikke; han skulle sidde sig til krøbling; men du listede dig ned, som jeg nu lister mig; selv lagde du en lille sten under hver af hans fødder, at han kunne finde hvile. Ingen så det, eller de lod, som de ikke så det, du var den unge, nådige frue. Det har min fader fortalt, og det har jeg gemt, men ikke glemt! nu løser jeg dig, fru Mette Mogens!"

Und dann zogen sie ein Paar Pferde aus dem Stall und ritten in Sturm und Regen hinaus, um bei Freunden Hilfe zu suchten.
Og så tog de heste på stalden og red i regn og i blæst og fik vennehjælp.

"Das war eine gute Bezahlung für das kleine Liebeswerk, das ich dem alten Manne getan," sagte Frau Mette Mogens.
"Det var vel betalt for den smule gerning mod den gamle!" sagde Mette Mogens.

"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!" sagte der Bursche.
"Gemt er ikke glemt!" sagde drengen.

Die Räuber aber wurden gehängt.
Røverne blev hængt.

*

Es lag einmal ein alter Schloß, es liegt noch heute da; es war nicht Frau Mette Mogens' Besitz, es gehörte einer andern hochadeligen Familie.
Der lå en gammel gård, den ligger der endnu; det var ikke fru Mette Mogens'; den tilhører en anden højadelig slægt.

Die Geschichte spiel in unsere Zeit. Die Sonne scheint auf die vergoldete Spitze des Turmes, kleine Waldinseln liegen wie Blumensträuße auf dem Wasser, und rings um sie herum schwimmen die wilden Schwäne. Im Garten wachsen Rosen, die Schloßherrin selber ist das zarteste Rosenblatt, es strahlt vor Freude; die Freude der guten Werke strahlt nicht in die weite Welt hinaus, sie strahlt in die Herzen.
Det er i vor tid. Solen skinner på tårnets forgyldte spir, små skovøer ligger som buketter på vandet, og rundt om dem svømmer de vilde svaner. I haven gror roser; gårdens frue er selv det fineste rosenblad, det skinner i glæde, god gernings glæde, ikke ud i den vide verden, men inde i hjerterne, der er det gemt, men ikke glemt.

Jetzt verläßt sie das Schloß und begibt sich nach dem kleinen Ausmärkerhaus draußen auf dem Felde. Dort wohnt ein armes, gichtbrüchiges Mädchen; das Fenster in der kleinen Stube liegt nach Norden, die Sonne kommt nicht dahin; sie kann nur über ein Stück Feld hinaussehen, das der hohe Graben abschließt. Aber heute ist hier Sonnenschein, unserer lieben Gottes schöne, warme Sonne scheint hier drinnen; sie kommt aus dem Süden durch das neue Fenster, wo bisher nur eine Mauer war.
Nu går hun fra gården hen til det lille udflytterhus på marken. Derinde bor en stakkels værkbruden pige; vinduet i den lille stue vender mod nord; solen kommer der ikke; hun har kun at se hen over et stykke mark, som lukkes ved den høje grøft. Men i dag er der solskin, Vorherres varme, dejlige sol er derinde; den kommer fra syd gennem det nye vindue, hvor før kun var mur.

Die Gichtbrüchige sitzt in dem warmen Sonnenschein, sieht Wald und Strand, die Welt ist so groß und so schön geworden und das alles durch ein einziges Wort der freundlichen Schloßherrin.
Den værkbrudne sidder i det varme solskin, ser skov og strand, verden er blevet så stor og så dejlig, og det ved et eneste ord af gårdens venlige frue.

"Das Wort war so leicht, die Tat so gering!" sagte sie. "Die Freude, die mir ward, war unendlich groß und herrlich!"
"Det ord var så let, den gerning så lille!" siger hun; "Glæden, jeg fik, var uendelig stor og velsignet!"

Und darum übt sie so viele Lebenswerke, denkt an alle in den armen Häusern und in den reichen Häusern, wo es auch Betrübte gibt. Sie tut es im Stillen und Verborgenen, aber der liebe Gott sieht es und lohnt es ihr einst. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!"
Og derfor øver hun så mangen god gerning, tænker på dem alle i de fattige huse og i de rige huse, hvor der også er bedrøvede. Det er skjult og gemt, men det er ikke glemt af Vorherre!

*

Drinnen in der großen, geschäftigen Stadt lag ein altes Haus. Da waren Zimmer und Säle, aber in die gehen wir nicht hinein; wir bleiben in der Küche, da ist es warm und hell, da ist es reinlich und zierlich. Das Kupfergeschirr blitzt, der Tisch ist so blank, als sei er gebohnert, die Abwasche sieht aus wie ein frischgescheuertes Spickbrett; das alles hat das einzige Mädchen ausgerichtet, und dabei hat sie noch Zeit gehabt, sich so sauber anzuziehen, als wollte sie zur Kirche gehen. Sie trägt eine Schleife an der Haube, eine schwarze Schleife; das bedeutet Trauer. Sie hat ja niemand, um den sie trauern könnte; sie hat ja weder Vater noch Muter, weden Verwandte noch einen Liebsten; sie ist ein armes Mädchen. Einmal ist sie verlobt gewesen mit einem armen Burschen; sie hatten sich lieb. Da kam er eines Tages zu ihr.
Der var en gammel gård, det var inde i den store, travle by. I gården var stuer og sale; i dem går vi ikke ind; vi bliver i køknet; og der er lunt og lyst, der er rent og nydeligt; kobbertøjet skinner, bordet er som bonet, vasken er som et nys skuret spækkebræt; det har alt sammen enepigen udrettet, og dog fået tid til at sætte tøjet på sig, som om hun skulle i kirke. Hun har sløjfe på kappen, sort sløjfe; det tyder sorg. Hun har jo ingen at sørge for, hverken fader eller moder, hverken slægt eller kæreste; hun er en fattig pige. Engang var hun forlovet, det var med en fattig karl; de holdt inderligt af hinanden. En dag kom han til hende.

"Wir haben beide nichts!" sagte er. "Die reiche Witwe drüben im Keller hat mir warme Worte gesagt; sie will mich zum wohlhabenden Mann machen; aber du lebst in meinem Herzen. Was rätst du mir, daß ich tun soll?"
"Vi to har ingenting!" sagde han; "den rige enke henne i kælderen har sagt mig varme ord; hun vil sætte mig i velstand; men du er i mit hjerte. Hvad råder du mig til?"

"Tue das, was du für dein Glück hältst!" sagte des Mädchen. "Sei gut und liebevoll gegen sie, bedenke aber, von dem Augenblick an, wo wir uns trennen, können wir einander nicht wiedersehen!"
"Det du tror der er din lykke!" sagde pigen. "Vær god og kærlig imod hende, men husk på, at fra den stund vi skilles, kan vi to ikke oftere ses!"

Und dann vergingen ein paar Jahre; da begegnete sie auf der Straße Ihrem ehemaligen Freund und Liebsten; er sah krank und elend aus; da konnte sie es nicht lassen, sie mußte fragen: "Wie geht es dir denn?"
– Og så gik et par år; da mødte hun på gaden sin fordums ven og kæreste; han så syg og elendig ud; da kunne hun ikke lade være, hun måtte spørge: "Hvordan har du det dog?"

"Reich und gut über alle Maßen!" sagte er. "Die Frau ist brav und gut, aber du lebst in meinem Herzen. Ich habe meinen Kampf gekämpft, bald ist es zu Ende! Wir sehen uns erst beim leiben Gott wieder!"
"Rigt og godt i alle måder!" sagde han; "konen er brav og god, men du er i mit hjerte. Jeg har stridt min strid, snart er den forbi! Vi ses nu ikke før hos Vorherre."

Seitdem ist eine Woche vergangen; heute morgen hat in der Zeitung gestanden, daß er gestorben ist. Und darum trägt das Mädchen Trauer. Der Geliebte ist tot, betrauert von seiner Frau und drei Stiefkindern, so steht es in der Zeitung; das klingt, als sei die Glocke gesprungen, und doch ist das Erz rein.
En uge er gået; i morges stod i avisen, at han var død; derfor bærer pigen sorg. Kæresten er død fra kone og tre stedbørn, som der står at læse; det klinger sprukket, og dog er malmen ren.

Die schwarze Schleife bedeutet Trauer, das Gesicht des Mädchens drückt noch mehr Trauer aus; die sitzt im Herzen und wird nie daraus verschwinden. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Den sorte sløjfe tyder sorg, pigens ansigt tyder den end mere; i hjertet er den gemt, bliver aldrig glemt!

*

Das sind drei Geschichten, drei Blätter an einem Stengel. Wünschest du noch mehr Kleeblätter? Da sind viele im Buche des Herzens, und was darin aufgewahrt ist, wird nie vergessen!
Ja, se det er tre historier, tre blade på én stilk. Ønsker du flere kløverblade? Der er mange i hjertebogen gemt men ikke glemt.