Eine Geschichte aus den Sanddünen


A story from the sand dunes


Es ist eine Geschichte aus den jütländischen Sanddünen, die aber nicht in Jütland anhebt, sondern weit weg von dieser nördlichen Halbinsel, im Süden, in Spanien beginnt; das Meer ist die Straße zwischen den Ländern; versetze dich in Gedanken dorthin, hin nach dem sonnigen Spanien! Dort ist es warm und wunderherrlich, dort wachsen die feuerroten Granatblüten zwischen dunklen Lorbeerbäumen; von den Bergen weht ein frischer, labender Wind herab über die Orangengärten, über die prächtigen maurischen Hallen mit ihren goldenen Kuppeln und farbigen Wänden; durch die Straßen ziehen Kinder in Prozessionen mit Lichtern und flatternden Fahnen, und über Ihnen, hoch und klar, erhebt sich der Himmel mit funkelnden Sternen; Gesang und Kastagnetten erklingen, Burschen und Mädchen schwingen sich im Tanz unter blühenden Akazien, während der Bettler auf dem behauenen Marmorstein sitzt, sich an der saftigen Wassermelone labt und das Leben halb träumend genießt; es ist wie ein herrlicher Traum das Ganze, und sich dem hinzugeben - ja, das taten so recht zwei junge Neuvermählte, und ihnen waren auch alle Güter der Erde gegeben: Gesundheit, froher Sinn, Reichtum und Ehre.
"Wir sind so glücklich, wie nur irgend jemand es sein kann!" sprachen sie aus vollster Herzensüberzeugung; doch noch eine Stufe des Glücks konnten sie erklimmen, wenn nämlich Gott ihnen ein Kind, einen Sohn, ihnen ähnlich an Körper und Seele, schenken wollte.
Das glückliche Kind würde mit Jubel begrüßt werden, die größte Sorgfalt und Liebe finden, all des Wohlseins und Reichtums teilhaftig werden, den eine einflußreiche Familie zu spenden vermag. Wie ein Fest verstrichen ihnen die Tage.
"Das Leben ist ein Gnadengeschenk der Liebe, eine fast unbegreiflich große Gabe!" sprach die junge Frau, "und die Fülle der Glückseligkeit soll im jenseitigen Leben noch wachsen, und zwar ewig und immer - ich fasse diesen Gedanken nicht!"
"Und der Gedanke ist in der Tat auch Übermut des Menschen!" versetzte der Mann. "Es ist im Grunde ein entsetzlicher Stolz, zu glauben, daß man ewig lebt - werden soll wie Gott! Waren es doch auch die Worte der Schlange, und sie war der Lüge Urheberin."
"Du zweifelst doch nicht an einem Leben im Jenseits?" fragte die junge Frau, und es war, als gleite zum ersten Mal ein Schatten durch ihr sonniges Gedankenreich.
"Der Glaube verheißt es, die Priester sagen es!" sprach der junge Mann, "aber gerade in all meinem Glück fühle und erkenne ich, daß es ein Stolz, ein übermütiger Gedanke wäre, ein anderes Leben nach diesem, eine fortgesetzte Glückseligkeit zu verlangen - ist uns nicht in dem Erdendasein so viel gegeben, daß wir wohl zufrieden sein können und sein müssen?"
"Ja, uns ward es gegeben!" sagte die junge Frau, "allein wie vielen Tausenden ward nicht dieses Leben zu einer schweren Prüfung; wie viele sind nicht in diese Welt hineingeworfen worden, gleichsam zur Armut nur, zur Schande, zur Krankheit und zum Unglück; nein, wenn es kein Leben nach diesem gäbe, dann wäre alles auf Erden zu ungleich verteilt, dann wäre Gott nicht die Gerechtigkeit!"
"Der Bettler dort unten hat Freuden, die er ebenso sehr schätzt, die ihn ebenso groß dünken, wie der König sie in seinem reichen Schloß hat!" versetzte der Mann, "und glaubst du nicht, daß das Arbeitstier, das geprügelt wird, hungert und sich zu Tode schleppt, seine schweren Lebenstage empfindet! Das Tier könnte auch ein jenseitiges ewiges Leben fordern, es ein Unrecht heißen, daß es nicht in ein höheres Reich der Schöpfung gestellt wurde!"
"In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen, hat Christus gesagt"; antwortete die junge Frau, "das Himmelreich ist das Unendliche, wie Gottes Liebe unendlich ist - auch das Tier ist ein Geschöpf Gottes, und ich glaube fest daran, daß kein Leben verloren gehen wird, sondern all die Glückseligkeit genießen wird, die es empfangen kann und die ihm genügt."
"Mir aber genügt nun diese Welt!" rief der Mann und umschlang sein schönes, liebliches Weib, rauchte eine Zigarre auf dem offenen Altan, wo die kühle Luft erfüllt war mit dem Duft der Orangen und Nelken; Musik und Kastagnetten erklangen von der Straße herauf, die Sterne flimmerten von oben herab, und zwei Augen voller Liebe, die Augen seines Weibes, schauten ihn mit dem ewigen Leben der Liebe an.
"Eine solche Minute," sprach er, "ist es wohl wert, daß man geboren wird, empfindet und - verschwindet!" und er lächelte; die junge Frau hob die Hand mit mildem Vorwurf - und der Schatten auf ihrer Welt war wieder verschwunden, sie waren gar zu glücklich.
Und alles schien sich ihnen zu fügen, sie schritten voran in Ehre, in Wohlsein und Freude; ein Wechsel fand zwar statt, aber nur ein Ortswechsel, keiner im Genuß und in des Lebensfreude und Lust. Der junge Mann wurde von seinem König als Gesandter an den kaiserlichen Hof in Rußland geschickt, es war ein Ehrenamt, seine Geburt und seine Kenntnisse gaben ihm ein Recht zu diesem Posten; ein großes Vermögen besaß er, seine junge Frau hatte ihm ein nicht geringeres eingebracht, sie war die Tochter eines reichen, angesehenen Kaufmannes. Eines der größten, besten Schiffe dieses Kaufherrn sollte gerade in diesem Jahr nach Stockholm gehen, es wurde bestimmt, daß es die lieben Kinder, Tochter und Schwiegersohn, nach St. Petersburg führen solle, und an Bord ward alles prächtig eingerichtet, reiche Teppiche für die Füße, Seide und Luxus überall.
Ein altes Heldenlied heißt: "Des Königs von England Sohn"; der segelte auch an Bord eines prächtigen Schiffes, der Anker ward ausgelegt mit rotem Gold, jedes Tau mit Seide durchflochten - an dieses Schiff mußte man unwillkürlich denken, wenn man das aus Spanien sah, denn hier war dieselbe Pracht, und derselbe Abschiedsgedanke drängte sich einem auf, der Gedanke:
Gott lasse uns alle in Freuden
einst wieder zusammenfinden!
Und der Wind blies schön seewärts an der spanischen Küste, der Abschied war nur ein kurzer; in wenigen Wochen würden sie das Ziel ihrer Reise erreichen können; aber als sie auf die hohe See kamen, legte sich der Wind, das Meer ward blank und still, die Sterne des Himmels strahlten, es waren gleichsam Festabende, die in der reichen Kajüte verstrichen.
Endlich wünschte man doch, daß es ein wenig Luft und Fahrtwind geben möge, aber er blies nicht, und erhob sich ja einmal der Wind, da war es immer Gegenwind; so vergingen Wochen, ja volle zwei Monde, erst dann stellte sich der rechte Wind ein, er blies aus Südwest; das Schiff fuhr auf der hohen See zwischen Schottland und Jütland, und der Wind nahm zu, ganz wie in der alten Weise von "Des Königs von England Sohn."
Da gab es ein Wetter und Wolkenguß,
kein Land, keinen Schutz sie fanden,
und sie warfen ihr Ankergold -
doch der Wind blies westeinwärts auf Dänemark.
Das ist nun lange her. König Christian der Siebente saß damals auf dem dänischen Thron und war noch ein junger Mann. Vieles ist seit der Zeit geschehen, vieles hat gewechselt und sich verändert; See und Moorland haben sich in grünende Wiesen verwandelt, Heide ist Ackerland geworden, und im Schutz der Westjüten-Hütten wachsen Apfelbäume und Rosen, wenn man sie auch freilich suchen muß, denn sie ducken sich vor dem scharfen Westwind.
Man kann sich im westlichen Jütland so recht in die alte Zeit zurückversetzen, weiter zurück als in die Regierungszeit Christian des Siebten; wie damals, so erstreckt sich auch jetzt in Jütland die braune Heide meilenweit hin mit ihren Hünengräbern, ihren Luftspiegelungen, mit den sich kreuzenden holprigen und sandigen Wegen; westwärts, wo große Bäche in die Fjorde münden, breiten sich Wiesen und Moorland aus, umzäunt von hohen Sanddünen, die einer Alpenkette gleich sich mit ausgezackten Gipfeln gegen das Meer hin erheben, sie werden nur von hohen Lehmabhängen unterbrochen, von welchen die Fluten Jahr für Jahr Riesenbissen abbeißen, so daß die jähen Küstenufer, wie durch Erdbeben erschüttert, einstürzen. So sieht es dort noch am heutigen Tage aus, so war es auch vor vielen Jahren, damals, als die zwei Glücklichen draußen auf dem reichen Schiff segelten.
Es war in dem letzten Tagen des Septembers, es war Sonntag und sonniges Wetter, das Läuten der Kirchenglocken am Fjord von Nissum rollte dahin in der Luft wie eine tönende Kette; die Gotteshäuser dort sind fast nur aus behauenen Feldsteinen erbaut, jedes ist ein Stückchen Felsen; die Nordsee könnte über sie dahinbrausen, und sie würden stehenbleiben; an den meisten fehlte der Turm und die Glocken hingen dann im Freien zwischen zwei Balken. Der Gottesdienst war zu Ende; die Gemeinde trat aus der Kirche auf den Friedhof, wo damals wie heutzutage weder Baum noch Busch zu erblicken war, nicht eine Blume war dort gepflanzt, nicht ein Kreuz auf die Gräber hingelegt; knorrige Hügel zeigen an, wo die Toten eingesenkt sind, schneidendes Gras, vom Winde gepeitscht, überwuchert den ganzen Kirchhof; irgendein einzelnes Grab hat vielleicht ein Grabmal aufzuweisen, das heißt, einen, fast verwitterten Holzblock, zugehauen in der Form eines Sarges; der Holzblock ist dann aus dem Walde der jütländischen Westgegend geholt, und der Wald dieser Gegend ist das wilde Meer, dort wachsen für den Küstenbewohner die behauenen Balken, Bohlen und Hölzer, welche die Brandung ihm ans Land führt. Der Wind und die Seenebel verwittern bald das Holz; ein solcher Holzblock war hier auf ein Kindergrab von lieben Händen hingetragen, und eine der Frauen, die aus der Kirche kamen, schritt auf das Grab zu; sie blieb vor dem Grab stehen und ließ ihre Blicke auf dem verwitterten Grabmal ruhen; wenige Augenblicke später trat ihr Mann zu ihr heran; beide sprachen kein Wort, er ergriff aber ihre Hand, und sie wanderten vom Grab auf die braune Heide hinaus, über Moor und Wiese dahin auf die Sanddünen zu: lange Zeit gingen Sie schweigend nebeneinander her.
"Das war heute eine gute Predigt," sprach der Mann, "hätte man nicht den lieben Gott, man hätte gar nichts!"
"Ja," versetzte die Frau, "er schenkt Freude und Betrübnis, und er hat das Recht dazu! Morgen wäre unser kleiner Knabe fünf Jahre alt geworden, hätten wir ihn behalten dürfen."
Es Kommt nichts dabei heraus, daß du trauerst, Frauchen," sagte der Mann. "Ist der Knabe doch gut davongekommen! Er ist ja dort, wo wir durch unser Gebet hinkommen wollen!"
Und darauf sprachen sie nichts weiter und gingen auf ihr Haus zwischen den Sanddünen zu; plötzlich erhob sich von einer dieser Dünen, an der das Strandgras den Sand nicht mit seinen langen Wurzelgeflecht festhielt, gleichsam eine dicke Rauchwolke, ein Windstoß bohre sich in die Dünen und wirbelte die feinen Sandteilchen hoch auf, noch ein Windstoß, und all die mit Fischen zum Trocknen behangenen, ausgespannten Schnüre schlugen mit Macht gegen die Wand des Häuschens, und alles war wieder still; die Sonne strahle warm herab.
Mann und Frau traten ins Haus; bald hatten sie sich ihrer Sonntagskleider entledigt, und wieder hinaustretend, eilten sie nun über die Dünen, die wie ungeheure Wogen aus Sand, plötzlich in ihrer Bewegung aufgehalten, dastanden; der Sandhafer und das Dünengras mit ihren blaugrünen Halmen gaben dem weißen Sand etwas Farbe. Ein paar Nachbarn kamen noch hinzu, man war einander behilflich, die Boote höher auf den Sand hinaufzuziehen; der Wind blies jetzt gewaltiger als zuvor, er war scharf und kalt, und als die zurück über die Dünen eilten, wehten ihnen Sand und scharfe Steinchen ins Gesicht, die Wellen türmten sich mit weißen Schaumkronen hoch auf, und der Wind schnitt den Kamm ab, daß der Schaum weit umherspritzte.
Der Abend kam heran, in der Luft tönte ein heranschwellendes Sausen, heulend, klagend, wie eine Heerschar verzweifelter Geister, es übertönte das dröhnende Rollen des Meeres, obwohl das Fischerhaus ganz in seiner Nähe lag. Der Sand prasselte an die Fensterscheiben, und zuweilen kam ein Windstoß so gewaltig heran, daß das Häuschen gleichsam in seinem Grund erbebte. Es war finster, doch gegen Mitternacht würde der Mond aufgehen.
Die Luft klärte sich auf, aber der Sturm raste in seiner ganzen gewaltigen Macht über das tief aufgewühlte Meer dahin. Die Fischersleute hatten schon längst ihr Lager aufgesucht, allein bei dem Unwetter war nicht daran zu denken, ein Auge zu schließen; da klopfte es an das Fenster, die Tür tat sich auf, und jemand sagte:
"Ein großes Schiff liegt fest auf dem äußersten Riff!" Mit einem Sprung waren die Fischersleute vom Lager auf und in den Kleidern.
Der Mond war aufgegangen, es wäre hell genug gewesen, um zu sehen, hätte man die Augen wegen der Wirbel des Flugsandes auftun können; es war ein Wind, daß man sich gleichsam auf denselben legen konnte; nur mit großer Mühe, zwischen den Windstößen dahinkriechend, gelangte man über die Dünen hinweg, und hier nun flog wie Schwanendaunen in der Luft der Salzige Gischt und Schaum vom Meere hoch empor, das sich wie ein rollender, kochender Wasserfall gegen die Küste wälzte. Ein geübtes Auge gehörte dazu, um das Fahrzeug draußen zu erblicken; es war ein prächtiger Zweimaster; gerade jetzt hoben die Fluten es über das Riff; drei, vier Kabellängen außerhalb der gewöhnlichen Brandung, es trieb gegen das Land an, lief auf das zweite Riff auf und saß fest. Hilfe zu bringen war eine Unmöglichkeit, die See war zu gewaltig, sie schlug gegen das Schiff und rollte immerfort über dasselbe hinweg. Man glaubt die Notschreie, die Angstrufe der dem Tode Geweihten zu vernehmen, man gewahrte die emsige, hilflose Tätigkeit an Bord. Jetzt rollte eine Woge heran, die wie ein zermalmendes Felsstück auf den Bugspriet stürzte, der wurde dem Schiff entrissen. Das Heck hob sich hoch über die Flut. Zwei Menschen sprangen zu gleicher Zeit, einander umschlingend, in die Fluten - ein Augenblick - und eine der größten Wellen, die gegen die Dünen rollten, warf einen Körper auf die Küste - es war ein Weib, eine Leiche, wie die Schiffer dachten; ein paar von den Frauen erfaßten sie, glaubten noch Leben in ihr zu spüren, man brachte die Fremde über die Dünen hinweg in die Fischerhütte. Wie schön und fein war sie, gewiß eine vornehme Dame. Sie legten sie in das ärmliche Bett, aber es war schön warm.
Das Leben kehrte ihr wieder, aber im Fieber; sie wußte nichts von dem, was geschehen war oder wo sie sich befand, und so war es ja gerade gut, denn alles, was ihr lieb und wert war, lag auf dem Meeresgrund; es erging Schiff und Menschen draußen, wie es das Heldenlied von "Des Königs von England Sohn" singt.
Es war ein Grauen zu sehen -
in Stücke klein das Schiff verwehen.
Wrackstücke und Späne trieben an Land, sie war die einzig Überlebende von allen an Bord. Noch fegte der Wind heulend über die Küste. Einige kurze Augenblicke schien sie zu ruhen, aber bald traten Schmerzein ein, und ein Angstschrei tönte von ihren Lippen, sie schlug ihre wunderbar schönen Augen auf, sprach einige Worte, aber niemand hier verstand sie.
Und sieh, als Lohn für Kampf und Schmerzen hielt sie in ihren Armen ein neugeborenes Kind, ein Kind, das auf einem Prachtlager, umwallt von seidenen Vorhängen in dem reichen Hause hätte ruhen sollen! Es hätte mit Jubel begrüßt werden sollen zu einem Leben reich an allen Gütern der Erde, und jetzt hatte es Gott in diesem armen Winkel geboren werden lassen!
Die Fischersfrau legte das Kind an die Brust der Mutter, aber es lag an einem Herzen, daß nicht mehr schlug, sie war tot. Das Kind, dessen Amme Reichtum und Glück hätte sein sollen, war in die Welt hineingeworfen, in die Sanddünen von der See hineingespült worden, um das Los und die schweren Tage der Armen zu kosten. Und wieder kommt uns hier in den Sinn das alte Lied von dem englischen Königssohn, in welchem auch der damals durch Ritter und Knappen üblichen Ausplünderung der vom Schiffbruch Erretteten gedacht wird.
Eine Strecke südlich von dem Nissumfjord war das Schiff gestandet. Die harten, unmenschlichen Zeiten, in denen die Bewohner der Westküste Jütlands den Schiffbrüchigen Böses zufügten, wie man erzählt, waren damals schon längst vorüber; Liebe und Mitgefühl, Aufopferung für die Schiffbrüchigen waren dort zu finden, wie sie in unserer Zeit zu finden sind und in edlen Zügen hervorleuchten; die sterbende Mutter und das elende Kind hätten überall, wohin der Wind sie auch geweht hätte, Sorgfalt und Pflege gefunden, aber nirgends inniger als bei der armen Fischersfrau, die noch gestern schweren Herzens an dem Grab gestanden hatte, welches ihr Kind barg, das heute fünf Jahre alt geworden wäre, wenn Gott ihm zu leben vergönnt hätte. Niemand wußte, wer das fremde tote Weib war oder wohl sein könnte. Die Wrackstücke des Schiffes sprachen kein Wort hiervon.
Nach Spanien, in das reiche Haus, kam niemals ein Brief oder eine Botschaft über das Geschick der Tochter und des Schwiegersohnes, sie waren nicht an dem Ort ihrer Bestimmung angelangt, heftige Stürme hatten während der letztverflossenen Wochen gerast; man harrte Monate. "Total gescheitert; alle untergegangen!" das erfuhr man endlich. Aber in den Dünen bei Huusby, in dem Fischerhause, hatte die reiche spanische Familien nun einen kleinen Sprößling.
Wo Gott zweien Nahrung beschert, findet der dritte wohl auch eine Mahrzeit, und in der Tiefe des Meeres gibt es schon ein weiteres Gericht Fische für einen hungrigen Magen. Jürgen nannte man den Knaben.
"Er ist gewiß ein Judenkind," hieß es, "er sieht so schwarz aus!" Es könnte auch ein Italiener oder Spanier sein, sagte der Pfarrer. Der Fischersfrau schien es aber, als seien diese drei Nationen ganz gleich, und sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß das Kind als Christ getauft war.
Der Knabe gedieh, das adelige Blut blieb warm und kräftigte sich bei der ärmlichen Kost, er wuchs heran in dem geringen Haus; der dänische Dialekt, wie ihn der Westjüte spricht, wurde seine Sprache. Der Granatkern aus dem Boden Spaniens wurde eine Strandhaferpflanze auf der Küste von Westjütland. So kann es einem Menschen ergehen! An diese Heimat klammerte er sich mit den erstjährigen Wurzeln seines Lebens. Hunger und Kälte, Drangsal und Not armer Leute sollte er kennenlernen, aber auch der Armen Freude genießen.
Das Kindesalter hat für jeden seine Lichthöhen, die später durchs ganze Leben hindurchsrahlen. Wie hatte er doch vollauf Freude am Spiel; die ganze Küste, meilenweit, lag voll Spielzeug, sie war ein Mosaik aus Steinen, rot wie Korallen, gelb wie Bernstein und weiß und gerundet, als seien es Vogeleier, in allen Farben und alle geschliffen und geglättet vom Meer. Selbst das gebleichte Fischskelett, die im Winde getrockneten Wasserpflanzen des Seetangs, schimmerndweiß, lang und schmal, wie leinene Bänder, flatternd zwischen den Steinen, waren wie alles zum Spielen und zur Freude für das Auge und den Gedanken da; und der Knabe war ein aufgeweckter Kopf, viele und große Fähigkeiten wohnten in ihm. Wie leicht behielt er im Gedächtnis die Geschickten und Lieder, die er hörte, und wie fingerfertig war er! Aus Steinen und Muschelschalen setzte er ganze Schiffe und Bilder zusammen, mit denen man die Stube ausputzen konnte; er könne seine Gedanken merkwürdig in einen Stecken schnitzen, sagte die Pflegemutter, und der Knabe sei doch noch sehr jung und klein! Herrlich klang seine Stimme, jede Melodie floß sogleich von seiner Zunge. Viele Saiten waren in der Brust gespannt, die hätten in die Welt hinausklingen können, wenn er anderswohin gestellt worden wäre als in das Fischerhaus an der Nordsee.
Eines Tages strandete wieder ein Schiff hier; unter anderem schwamm eine Kiste mit seltenen Blumenzwiebeln ans Land; einige wurden in den Kochtopf getan, man glaubte, sie seien genießbar, andere lagen und vermoderten im Sande, sie gelangten nicht zu ihrer Bestimmung, die Farbenpracht zu entfalten, die ihnen innewohnte - würde es wohl Jürgen besser ergehen? Die Blumenzwiebeln hatten bald ihre Rolle ausgespielt, er hatte noch die Jahre seiner Lehrzeit vor sich.
Weder ihm noch irgend einem andern fiel es auf, wie einsam und einförmig der Tag auf ihrer Scholle verstrich, gab es doch vollauf zu tun und zu sehen. Das Meer selber war ein großes Lehrbuch, jeden Tag bot es ein neues Blatt dar. Meeresstille, Brandung, Kühle und Sturm, Strandungen waren die Glanzpunkte; der Kirchenbesuch war ein Festbesuch, doch von den Festbesuchen zeichnete sich im Fischerhaus selber namentlich einer aus, der besonders willkommen war, er wiederholte sich zweimal jährlich, es war der Besuch des Bruders von Jürgens Pflegemutter, des Aalbauern aus Fjaltring, oben in der Nähe des Bowberges; er kam in einem rotangestrichenen Wagen, gefüllt mit Aalen, der Wagen war verschlossen und verdeckt wie eine Kiste und bemalt mit blauen und weißen Tulpen; er wurde von zwei fahlgelben Ochsen gezogen, und Jürgen durfte diese Ochsen lenken.
Der Aalbauer war ein guter Kopf, ein fröhlicher Gast, er führte ein Lägel voll Branntwein mit sich. Jedermann bekam aus demselben ein Schnapsglas oder eine Tasse voll, wenn es an Schnapsgläsern fehlte, selbst Jürgen bekam einen großen Fingerhut voll, damit er den fetten Aal verdauen könne, sagte der Aalbauer und erzählte dann immer wieder dieselbe Geschichte, und wenn man ihm darob zulächelte, erzählte er sie denselben Zuhörern sofort noch einmal. Da Jürgen während seiner ganzen Kindheit und selbst später aus dieser Geschichte des Aalbauern mehrere Redensarten gebrauchte und überhaupt die Geschichte vielfach zur Anwendung brachte, so müssen wie sie wohl einmal mitanhören.
"In die Bucht gingen die Aale, und die Aalmutter sagte zu ihren Töchtern, die sie um Erlaubnis baten, die Bucht eine kleine Strecke hinaufwandern zu dürfen: "Geht nicht zu weit, der häßliche Aalstecher könnte leicht kommen und euch alle wegschnappen!" Aber sie gingen zu weit hinaus, und von acht Töchtern kehrten nur drei zur Aalmutter wieder zurück, und diese jammerten: "Wir waren bloß ein wenig vor die Tür gegangen, als gleich der häßliche Aalstecher kam und fünf unserer Geschwister zu Tode stach." - "Die kommen schon wieder!" sprach die Aalmutter.- "Nein," sagten die Töchter, "Denn er verspeiste sie." - "Sie kommen schon wieder!" sagte die Aalmutter. - "Aber er trank Branntwein darauf!" versetzten die Töchter. - "Au, au" dann kehren sie nimmer wieder!" heulte die Aalmutter, "der Branntwein begräbt die Aale." - "Und deshalb muß man immer ein Glas Branntwein zu dem Gericht trinken!" sagte der Aalbauer.
Und diese Geschichte wurde der Flittergoldfaden, der humoristische Faden im Leben Jürgens. Auch er wollte gern ein wenig vor die Tür gehen und ein wenig die Bucht hinauf, das heißt, mit einem Schiff in die Welt hinaus, und die Mutter sprach wie der Aalbauer, "es gibt so viele schlechte Menschen, Aalstecher!" Doch ein wenig über die Sanddünen hinaus, nur ein wenig in die Heide hinein mußte er, und das gelang ihm denn auch. Vier fröhliche Tage, die lichtesten seiner Kindheit, rollten herauf, die ganze Herrlichkeit und Schönheit Jütlands, alle Freuden, aller Sonnenschein der Heimat lag in ihnen; er sollte zu einem Festgelage - ein Leichenschmaus war es allerdings.
Ein wohlhabender Verwandter der Fischerfamilie war gestorben; das Gehöft lag tief im Lande, ostwärts, einen Strich gegen Norden, wie es hieß. Vater und Mutter mußten dorthin, Jürgen sollte mit. Von den Dünen kamen sie über Heide und Moorland an die grüne Wiese, wo der Skjernfluß sich seine Bahn bricht, der Fluß mit den vielen Aalen, wo Aalmutter mit ihren Töchtern wohnte, die von schlechten Menschen gefangen und zerschnitten wurden: doch besser hatten die Menschen gar oft gegen ihre Mitmenschen nicht gehandelt; auch Herr Ritter Bugge wurde von bösen Menschen ermordet, und wie gut man ihn auch nannte, wollte er doch den Baumeister totschlagen, wie es in einer alten Legende heißt, der ihm sein Schloß mit den dicken Mauern und Türmen errichtet hatte, wo Jürgen mit seinen Pflegeeltern stand, wo der Fluß in die Bucht fällt. Die Auffahrt auf den Schloßwall war noch übriggeblieben, rote, zerbröckelte Mauerstücke lagen ringsumher. Hier hatte Ritter Bugge, als der Baumeister ihn verlassen hatte, zu seinem Knappen gesagt: "Geh ihm nach und sage: Meister, der Turm wackelt! Wendet er sich um, so schlägst du ihn tot und nimmst ihm das Geld ab, das ich ihm gab, wendet er sich aber nicht um, so läßt du ihn in Frieden ziehen!" Der Knappe gehorchte, und der Baumeister antwortete und sah sich nicht um: "Der Turm wackelt beileibe nicht, aber dereinst wird aus dem Westen ein Mann in einem blauen Mantel kommen, der wird ihn zum Wackeln bringen!" Und so geschah es hundert Jahre später, die Nordsee brach ein, und der Turm brach zusammen, doch der damalige Besitzer des Schlosses, Prebjörn Gyldenstjerne, baute höher hinauf, wo die Wiese aufhört, ein neues Schloß und das steht heute noch, es ist Nörre Vosborg.
An diesem vorüber ging die Reise Jürgens und seiner Pflegeeltern; während der langen Winterabende hatte man ihm davon erzählt, jetzt sah er den Herrenhof mit seinen doppelten Gräben, mit Bäumen und Gebüsch; der Wall, mit Farnkräutern überwuchert, erhob sich innerhalb des Grabens; aber das schönste waren die hohen Linden, die bis an die Dachfenster reichten und die Luft mit süßem Duft erfüllten. In einer Ecke des Garten nach Nordwesten zu stand ein großer Busch mit Blüten, gleich Winterschnee im Sommergrün; es war ein Holunderbusch, der erste, welchen Jürgen so hatte blühen sehen; den und die Linden vergaß er nie, die Kinderseele barg diese Erinnerungen voll Duft und Herrlichkeit für den alten Mann.
Von Nörre Vosborg an, wo der Holunder blühte, ging es bequemer weiter, denn sie trafen andere Gäste, die auch zu der Leichenfeier wollten und die zu Wagen waren; zwar mußten die drei hinten im Wagen auf einer kleinen Kiste sitzen, aber es war doch besser, als zu gehen, meinten sie. Die Reise ging nun zu Wagen über die holperige Heide dahin; die Ochsen, die den Wagen zogen, blieben dann und wann stehen, wo ein frischer Rasenfleck zwischen dem Heidekraut zum Vorschein kam, die Sonne schien warm, und wunderlich war es zu sehen, wie weit in der Ferne gleichsam ein Rauch wogte, und dieser Rauch war doch klarer als die Luft, er war durchsichtig, es war, als rollten und tanzten die Lichtstrahlen über die Heide dahin.
"Das ist der Lokemann, der seine Schafherde treibt," hieß es, und das war genug gesagt, um die Phantasie Jürgens zu wecken, ihm schien es, als führen sie nun in das Land der Märchen hinein und waren doch in der Wirklichkeit. Wie war es hier still! Weit und groß dehnte sich die Heide aus, aber gleich einem köstlichen Teppich; das Heidekraut blühte, die zypressengrünen Wacholderbüsche und die frischen Eichenschößlinge ragten gleich Buketts in der Heide hervor; wie einladend, um sich hier zu tummeln, wären nur nicht die vielen giftigen Nattern dagewesen, von denen sprach man und von den vielen Wölfen, die es hier gegeben hatte, weshalb auch der Kreis noch Wolfsborg-Kreis hieß. Der alte Mann, der die Ochsen lenkte, erzählte, wie zu Lebzeiten seines Vaters die Pferde hier oft einen harten Kampf gegen die jetzt ausgerotteten wilden Tiere hatten bestehen müssen und daß er eines Morgens, als er hierher kam, um die Pferde zu holen, eines von ihnen gefunden hatte, das mit beiden Vorderhufen auf einem Wolf stand, den es getötet hatte, wie aber auch das Fleisch von den Beinen des Pferdes ganz heruntergebissen gewesen war.
Zu schnell ging der Weg über die Heide und den tiefen Sand. Sie hielten vor dem Trauerhaus, woselbst es vollauf Gäste gab, drinnen und draußen; Wagen reihte sich an Wagen, Pferde und Ochsen grasten auf der mageren Weide; große Sanddünen, wie zu Hause an der Nordsee, erhoben sich hinter dem Gehöft und erstreckten sich weit und breit. Wie waren die hier heraufgekommen, drei Meilen ins Land hinein und ebenso hoch und groß wie die an der Meeresküste? Der Wind hatte sie gehoben und getragen, sie hatten auch ihre Geschichte.
Psalmen wurden gesungen, geweint wurde auch von einigen alten Leuten, sonst war alles fröhlich und vergnügt, wie es Jürgen schien, Essen und Trinken gab es in Hülle und Fülle, die herrlichsten fetten Aale, und auf diese muß man Branntwein gießen, "das fesselt den Aal," hatte der Aalbauer gesagt, und die Worte wurden freilich hier zur Tat.
Jürgen ging hier ein und aus; am dritten Tage fühlte er sich wie zu Hause, wie in dem Fischerhaus an den Sanddünen, wo er seine früheren Tage alle verlebt hatte. Hier auf der Heide war freilich ein ganz anderer Reichtum, hier wucherten Blumen und Preiselbeeren und Heidelbeeren, so groß und so süß und in solchen Mengen, daß sie beim Auftreten zerquetscht wurden, so daß das Heidekraut von dem roten Saft troff.
Hier ein Hünengrab, dort ein zweites; Rauchsäulen hoben sich in die stille Luft, es sei der Heidebrand, hieß es, der leuchtete schön am späten Abend. Jetzt kam der vierte Tag heran, und mit dem ging der Leichenschmaus zu Ende - nun ging es wieder von den Landdünen in die Stranddünen.
"Unsere sind doch die richtigen!" sagte der alte Fischer, Jürgens Pflegevater, "Diese hier haben keine Macht."
Und man sprach davon, wie die Sanddünen so ins Land hineingekommen waren, und das war alles sehr begreiflich. An der Küste war eine Leiche aufgefunden worden, die Bauern hatten sie auf dem Kirchhof begraben,da begann der Sandsturm, das Meer brach gewaltsam ein; ein kluger Mann im Kirchspiel riet, das Grab zu öffnen und nachzusehen, ob nicht der Begrabene da liege und an seinem Daumen lutsche, denn dann wäre es ein Meermann, den sie begraben hätten, und das Meer würde nicht ruhen, bis es ihn wieder geholt habe; das Grab wurde geöffnet - und richtig, er lag da und lutschte an dem Daumen, und nun legten sie ihn auf einen Karren, spannten zwei Ochsen vor denselben, und wie von einer Natter gebissen jagten sie nun dahin mit dem Meermann über Heide und Moorland in das Meer hinaus, da hielt der Flugsand inne, aber die Dünen liegen noch da. Dies alles hörte und behielt Jürgen im Gedächtnis aus den glücklichsten Tagen seiner Kindheit, den Tagen des Leichenschmauses.
Wie herrlich war das, hinauszukommen in fremde Gegenden und fremde Menschen zu sehen, und er sollte noch weiter kommen. Er war keine vierzehn Jahre als, noch ein Kind; er ging auf ein Schiff, kam hinaus, um zu erfahren, was die Welt gibt: böses Wetter, starken Seegag, bösen Sinn, harte Menschen lernte er kennen, er wurde Schiffsjunge! Schlechte Kost, kalte Nächte, Prügel und Faustschläge gab es; da spürte er etwas in seinem hochadeligen spanischen Blut, das gleichsam aufwallte und mit bitteren Worten ihm die Lippen schäumen machte - aber es war doch wohl das klügste, sie wieder zu verschlucken, und das war ein Gefühl, wie es dem Aal zumute sein muß, wenn er gehäutet, zerschnitten und in die Bratpfanne gelegt, wird.
"Ich komme wieder!" sprach es in seinem Innern. Er sah die spanische Küste, das Vaterland seiner Eltern, die Stadt selbst, wo sie in Wohlstand und Glück gelegt hatten, sah er, aber er wußte nicht von Heimat und Familie, seine Familie wußte noch viel weniger von ihm.
Der arme Schiffsjunge durfte auch nicht an Land gehen - doch am letzten Tag, an dem das Schiff hier im Hafen lag, kam er ans Land; es sollten verschiedene Einkäufe gemacht werden, und er sollte sie an Bord tragen.
Da stand Jürgen in schlechten Kleidern, die sahen aus, als seien sie im Graben gewaschen und im Schornstein getrocknet worden; zum ersten Mal sah er, der Dünenbewohner, eine große Stadt. Wie waren doch die Häuser hoch, die Straßen ganz mit Menschen überfüllt, einige drängten hier-, andere dorthin, es war wie ein ganzer Mahlstrom von Städtern und Bauern, von Mönchen und Soldaten, ein Schreien und Rufen, ein Klingeln von Esel- und Mauleselglöckchen, die Kirchenglocken läuteten sogar dazwischen! Sang und Klang, Hämmern und Klopfen durcheinander; jeder Berufsstand hatte seine Werkstatt im Hausflur oder auf dem Bürgersteig, und dazu brannte die Sonne so heiß, die Luft war so schwül, es war, als befände man sich in einem Backofen voll Mistkäfern, Maikäfern, Bienen und Fliegen, es summte und brummte; Jürgen wußte weder wo er ging, noch wo er stand. Da erblickte er aber gerade vor sich das mächtige Portal des Doms, die Lichter strahlten heraus aus den dunklen Wölbungen, und ein Duft von Weihrauch strömte ihm entgegen. Selbst der ärmste Bettler in Lumpen wagte sich die Treppe hinan in den Tempel. Der Matrose, dem Jürgen mitgegeben war, nahm den Weg durch die Kirche, und Jürgen stand im Heiligtum. Bunte Bilder strahlen auf goldenem Grund; die Gottesmutter mit dem Jesuskind stand auf dem Altar, umgeben von Lichtern und Blumen, Priester in festlichen Gewändern sangen; und schön geschmückte Chorknaben schwenkten die silbernen Räuchergefäße, welche Herrlichkeit, welche Pracht sah er hier, es durchströmte seine Seele, es überwältigte ihn; die Kirche und der Glaube seiner Eltern umfingen ihn und schlugen einen Akkord in seiner Seele an, so daß ihm Tränen in die Augen traten.
Von der Kirche ging es auf den Marktplatz, hier bekam er eine Menge Eßwaren zu tragen; der Weg bis zum Hafen war nicht kurz, müde und überwältigt von den wechselnden Eindrücken ruhte er einige Augenblicke aus vor einem prächtigen Haus mit marmornen Säulen, Statuen und breiten Treppenaufgängen; hier lehnte er seine Last an die Mauer, da trat ein betreßter Türsteher hervor, erhob seinen silberbeschlagenen Stock gegen ihn und jagte ihn fort, ihn - den Enkel des Hauses; aber das wußte niemand dort, er selber am allerwenigsten. Und nachher ging es wieder an Bord; Knuffe und harte Worte, wenig Schlaf und viel Arbeit - so hatte er denn auch das versucht! Und es soll gar gut sein, in der Jugend Böses zu leiden, sagt man - ja, wenn das Alter dann Gutes bringt.
Seine Verdingzeit auf dem Schiff war abgelaufen, das Fahrzeug lag wieder bei Ringkjöbing in Jütland, er kam an Land und nach Hause in die Sanddünen bei Huusby, allein die Pflegemutter war gestorben, während er auf der Reise gewesen war.
Ein strenger Winter folgte dem Sommer, Schneestürme jagten über Meer und Land dahin, man hatte Mühe, irgendwohin zu gelangen. Wie unterschiedlich war doch alles in dieser Welt verteilt! Hier heftige Kälte und Schneestürme, während im spanischen Land brennende Sonnenglut und starke Hitze herrschten; und doch, wenn es hier in der Heimat einen recht frostklaren Tag gab und Jürgen die Schwäne in Scharen über das Meer landeinwärts nach Vosborg hinausziehen sah, schien es ihm doch, als wenn man hier am leichtesten atme, und auch hier war herrlicher Sommer! In Gedanken sah er dann die Heide blühen und wuchern mit reifen, saftigen Beeren, sah den Holunder und die Linden bei Vosborg in Blüte stehen; dorthin mußte er doch noch einmal.
Der Frühling kam heran, die Fischerei begann, Jürgen war dabei ein tüchtiger Gehilfe; er war gewachsen im verflossenen Jahr und war flink bei der Arbeit, er war voll Leben, er konnte schwimmen, Wasser treten, sich wenden und tummeln draußen in den Fluten, oft warnte man ihn, sich vor den Schwärmen der Makrelen zu hüten; die packen den besten Schwimmer, ziehen ihn hinab, fressen ihn auf, und fort ist er; aber das wurde nicht Jürgens Los.
Beim Nachbarn in der Düne war ein Knabe namens Martin, mit dem Jürgen sich gut vertrug; beide nahmen auf ein und demselben Schiff nach Norwegen Dienst, gingen auch zusammen nach Holland, und sie hatten nie Zank miteinander, aber Zank kann es einmal leicht geben, und ist man von Natur aus heftig, so zeigt man leicht etwas zu starke Gebärden, und das tat Jürgen einmal bei einer Gelegenheit, als sie an Bord in Streit gerieten über gar nichts. Sie saßen gerade hinter der Kajüte und aßen aus einem tönernen Teller, welchen sie zwischen sich gestellt hatten; Jürgen hielt sein Taschenmesser in der Hand, zückte es gegen Martin und wurde dabei kreideweiß und blicke bös aus den Augen. Und Martin sagte nur: "Ach so, du bist einer von denen, die das Messer ziehen!"
Kaum war das gesagt, so fiel auch die Hand Jürgens herab, er erwiderte keine Silbe, aß weiter und ging darauf an seine Arbeit; als sie sich wieder ausruhten, trat er auf Martin zu und sagte:
"Schlage mich nur geradezu ins Gesicht! Ich habe es verdient! Ich habe so etwas wie einen Topf in mir, der überkocht!" - "Laß das man gut sein!" sprach Martin, und darauf waren sie fast doppelt so gute Freunde wie vorher, ja, als sie später nach Hause in die Dünen kamen und ihre Erlebnisse erzählten, wurde auch dieses erzählt, und Martin sagte, Jürgen sei zwar heftig, aber ein guter Kerl. Jung und gesund waren sie beide, wohlgewachsen und stark, aber Jürgen war der gewandtere.
In Norwegen ziehen die Bauersleute auf die Berge und führen das Vieh auf die Höhen, um es dort zu weiden; an der Westküste Jütlands hat man zwischen den Sanddünen Hütten errichtet, die aus Wrackteilen gezimmert und mit Heidetorf und Heidekraut gedeckt sind, Schlafstellen befinden sich rings an den Wänden, in ihnen schläft und wohnt das Fischervolk während der ersten Frühlingszeit. Jeder Fischer hat seine Gehilfin, seine Schaffnerin wie sie genannt wird, deren Tun besteht darin, den Köder an die Fischhaken zu stecken, die Fischer, wenn sie an Land kommen, mit Warmbier zu empfangen, ihnen Essen zu bereiten, wenn sie ermüdet und hungrig in die Hütte zurückkehren. Ferner schleppen die Schaffnerinnen die Fische vom Boote weg, schneiden sie auf, nehmen sie aus und haben viel zu tun.
Jürgen, sein Vater, ein paar andere Fischer und deren Schaffnerinnen hatten eine Hütte gemeinsam; Martin wohnte in der Nachbarhütte. Eins von den Mädchen, namens Else, hatte Jürgen von Kindheit an gekannt, sie sahen sich gern und hatten in vielen Dingen denselben Sinn, aber im Äußeren waren sie ganz und gar verschieden: er war braun, sie war weiß und hatte flachsgelbes Haar und Augen so blau wie das Meer bei Sonnenschein. Eines Tages, als sie zusammen gingen und Jürgen ihre Hand in der seinigen hielt, recht fest und innig hielt, sagte sie zu ihm:
"Jürgen, ich habe etwas auf dem Herzen! Laß mich Schaffnerin bei dir sein, denn du bist mir wie ein Bruder. Martin aber, der mich gemietet hat - er und ich sind Liebesleute, doch das brauchst du den andern nicht zu erzahlen."
Und es war Jürgen, als wenn der Flugsand sich unter ihm bewegte, er sagte kein Wort, nickte aber mit dem Kopf und das bedeutete so viel wie "ja"; mehr war nicht nötig, aber er fühlte mit einem Mal in seinem Herzen, daß er Martin nicht ausstehen konnte, und je länger er darüber nachsann, so hatte er früher nie an Else gedacht, desto klarer wurde es ihn, daß Martin ihm das einzige, das er lieb hatte, gestohlen hatte, und was war wirklich Else, jetzt war es ihm plötzlich klar.
Ist die See einigermaßen bewegt und kehren die Fischer in ihrem großen Boot zurück, dann sieh einmal, wie sie über die Riffe hinwegsetzen: einer der Leute steht aufrecht im Vorderteil des Bootes, die andern geben auf ihn acht, sitzen an den Rudern, die sie vor dem Riff so gebrauchen, als wollten sie nicht an Land, sondern in die See hinaus, so lange, bis endlich derjenige, der im Boot aufrecht steht, ihnen ein Zeichen gibt, daß jetzt die größere Woge herankommt, die das Boot über das Riff hebt; und das Boot wird nun auch hochgehoben, dermaßen gehoben, daß man vom Land aus seinen Kiel erblickt, im nächsten Augenblick ist das ganze Fahrzeug von den hohen Wellen gänzlich dem Auge entrückt, weder Boot noch Leute noch Mast sind zu sehen, man könnte glauben, das Meer habe sie alle verschlungen; wenige Augenblicke aber, und sie tauchen so empor, als krieche ein großes Seetier die Woge hinan, die Ruderstangen bewegen sich, als habe das Tier Beine; beim zweiten und dritten Riff geht es wie beim ersten, und nun springen die Fischer ins Wasser, ziehen das Boot ans Land, jeder Wellenschlag ist ihnen behilflich und bringt es einen guten Ruck vorwärts, bis sie es endlich aus dem Bereich der Brandung heraus haben.
Ein falscher Befehl vor dem Riff, nur ein Zaudern, und sie scheitern unfehlbar. "Dann wäre es mit mir vorbei und auch mit Martin!" Der Gedanken überkam Jürgen draußen auf See, wo gerade sein Pflegevater ernstlich erkrankt war. Das Fieber packte ihn; es war wenige Ruderschläge vor dem Riff, Jürgen sprang vom Sitz auf und stellte sich in das Vorderteil.
"Vater, laß mich vor!" sprach er, und sein Blick schweifte über Martin und über die Wogen dahin, aber als jede Ruderstange sich bei den kräftigen Zügen bewegte und er an die größte Woge herankam, da sah er das blasse Antlitz seines Vaters und - konnte nicht seiner bösen Eingebung gehorchen. Das Boot kam gut über das Riff und aufs Land; allein der böse Gedanke blieb ihm im Blut, und dieser ließ jede kleine Faser der Bitterkeit wieder hochkommen, die in seiner Erinnerung aus der Zeit der Kameradschaft zurückgeblieben war, doch zusammenzuspinnen vermöchte er die Faser nicht, und so unterließ er es, Martin hatte ihn beraubt, das fühlte er, und das genügte freilich, ihn zu hassen. Einige der Fischer bemerkten das wohl, Martin selber nicht, er war wie früher dienstwillig uni gesprächig, das letztere ein wenig zu sehr.
Jürgens Vater mußte das Bett hüten, und es wurde sein Totenbett. Die Woche darauf starb er - und nun bekam Jürgen als Erbe das Hauschen hinter den Dünen, zwar ein geringes Haus, aber immerhin etwas; so viel besaß Martin nicht.
"Jetzt wirst du doch keinen Seedienst mehr nehmen, Jürgen? Wirst wohl jetzt immer bei uns bleiben!" sprach einer der alten Fischer. Das war aber nicht nach Jürgens Sinn, er dachte gerade daran, sich wieder ein wenig in der Welt umzuschauen. Der Aalbauer aus Fjaltring hatte einen Ohm in Alt-Skagen, der war Fischer, aber zugleich ein wohlhabender Kaufmann, der Schiffe zur Seite hatte; der sollte ein recht lieber, alter Mann sein, in dessen Dienst zu treten, wäre wohl nicht übel. Alt-Skagen liegt im hohen Norden Jütlands, so weit von den Huusby-Dünen entfernt, wie man hierzulande nur kommen kann, und das war es gerade, was Jürgen am meisten gefiel, er wollte nicht einmal bis zur Hochzeit Elses und Martins hierbleiben, die sollte in einigen Wochen stattfinden.
Das sei unklug, die Gegend zu verlassen, meinte der alte Fischer, Jürgen habe ja jetzt ein Haus, Else würde noch geneigt sein, ihn lieber zu nehmen als Martin.
Jürgen antwortete hierauf so unzusammenhängend, daß es nicht leicht war, aus seiner Rede klug zu werden, aber der Alte führte Else zu ihm; sie sprach wenig, aber das sagte sie: "Du hast jetzt ein Haus, das muß bedacht werden." Und Jürgen bedachte vieles. Das Meer hat schwere Wogen, das Menschenherz hat noch schwerere, viele Gedanken, starke und schwache, gingen Jürgen wirr durch den Kopf und Sinn und er fragte Else:
"Wenn nun Martin ein Haus hätte, so wie ich, wen nähmst du dann am liebsten?" - "Aber Martin hat keins und wird auch keins kriegen!" - "Aber denken wir uns, daß er eins bekäme!" - "Ja, dann nähme ich wohl Martin, denn so ist mir jetzt ums Herz - aber davon kann man doch nicht leben!"
Und Jürgen dachte darüber nach, die ganze Nacht. Etwas gärte in seinem Innern, er selber vermochte nicht recht, es sich klar zu machen, aber er hatte einen Gedanken, der stärker war als seine Liebe zu Else; und so ging er zu Martin, und was er dort sagte und tat, war wohl überlegt, er überließ Martin unter den billigsten Bedingungen das Haus, er selber wollte wieder zur See gehen, weil es ihn so gelüstete. Und Else küßte ihn mitten auf den Mund, als sie das erfuhr, denn sie zog ja Martin allen vor.
In früher Morgenstunde wollte Jürgen fort. Am Abend vorher, es war schon spät, überkam ihn die Lust, Martin noch einmal zu besuchen, er ging, und zwischen den Dünen begegnete ihm der alte Fischer, dem seine Abreise nicht gefiel. Der Alte witzelte über Martin und meinte, das gehe nicht mit rechten Dingen zu, daß alle Mädchen den so gern hätten. Jürgen schlug diese Rede in den Wind, sagte dem Alten Lebewohl und ging auf das Haus zu, wo Martin wohnte, darinnen vernahm er lautes Gerede, Martin war nicht allein; Jürgen wurde deshalb schwankend in seinem Vorsatz, mit Else mochte er am wenigsten zusammentreffen, und wenn er es sich recht überlegte, mochte er auch nicht, daß Martin sich noch einmal bei ihm bedankte, und er kehrte wieder um.
Am folgenden Morgen, vor Tagesanbruch, schnürte er seinen Ranzen, nahm sein hölzernes Eßkästchen zur Hand und schritt zwischen den Sanddünen hindurch auf den Strandweg zu; der Weg war hier leichter zu gehen, als der schwere Sandweg und außerdem kürzer, denn er wollte erst nach Fjaltring bei Bowberg, wo der Aalbauer wohnte, dem er einen Besuch versprochen hatte.
Das Meer lag blank und blau vor ihm, Muschelschalen und Muscheln, das Spielzeug seiner Kindheit, knirschten ihm untern den Füßen. Während er so dahinschritt, begann plötzlich seine Nase zu bluten, ein geringfügiges Ereignis, das aber auch seine Bedeutung haben kann; ein Paar große Blutstropfen fielen auf seinen Ärmel, er wischte sie ab, stillte das Blut wieder, und es schien ihm, als habe der Blutverlust ihm ordentlich Kopf und Sinn erleichtert. Im Sande glühte hin und wieder der Meerkohl, er brach einen Stengel davon ab und steckte ihn auf seinen Hut; fröhlich und guter Dinge wollte er sein, ging es doch in die weite Welt, "ein wenig vor die Tür, die Bucht hinaus," wie die jungen Aale gesagt hatten. "Hütet euch vor den bösen Menschen, die euch fangen, das Fell abziehen, entzweischneiden und in die Bratpfanne legen!" wiederholte er in seinem stillen Sinn und lächelte dabei, er würde schon mit heiler Haut durch die 'Welt kommen, frischer Mut ist eine gute Wehr!
Die Sonne stand schon hoch, als er sich der schmalen Einfahrt des Nissumfjordes näherte, er blickte zurück und sah eine weite Strecke hinter sich zwei Reiter heransprengen, noch von anderen Leuten begleitet, allein das ging ihn nichts an.
Die Fähre lag auf der entgegengesetzten Seite des Fjordes; Jürgen rief den Fährmann heraus, und als dieser mit dem Boot herüberkam, stieg er ein; doch ehe er noch die halbe Strecke der Überfahrt zurückgelegt hatte, kamen die Männer, die so eilig hinter ihm geritten waren, heran, riefen dem Fährmann zu, drohten und nannten den Namen der Obrigkeit. Jürgen begriff nicht, wozu, aber er meinte, es sei das beste, umzukehren, nahm selber die eine Ruderstange zur Hand und ruderte zurück; in demselben Augenblick, als das Boot wieder am Land anlegte, sprangen die Leute auch hinein, und eh er es sich versah, schlangen sie einen Strick um seine Hände. "Deine böse Tat wird dich das Leben kosten!" sprachen sie, "Gut, daß wir dich haben!" Nichts Geringeres als einen Mord warfen sie ihm vor; man hatte Martin tot mit einem Messerstich durch den Hals, aufgefunden; einer der Fischer war gestern abend spät Jürgen begegnet, der zu Martin ging, es war nicht das erste Mal, daß Jürgen das Messer gegen Martin erhoben hatte, das wußte man, er mußte der Mörder sein; die Stadt und das Gericht waren weit entfernt, der Wind blies ihnen entgegen, aber um zur Fahrstelle und über die Bucht zu gelangen, brauchten sie keine halbe Stunde, von dort war es nur eine Viertelmeile nach Nörre Vosborg, dem großen Schloß mit Wällen und Gräben. Ein Fischer, ein Bruder des Großknechts dort, war einer der Reiter, und der meinte, man könnte wohl erwirken, daß Jürgen bis auf weiteres in das Loch auf Vosborg gesteckt würde, wo die Zigeunerin Langenmarthe bis zu ihrer Hinrichtung gesessen hatte.
Was Jürgen zu seiner Verteidigung sagte, wurde nicht beachtet; ein paar Blutstropfen auf seinem Hemdärmel sprachen schwer gegen ihn. Jürgen war sich aber seiner Unschuld bewußt, und da es hier und sogleich zu keiner Rechtfertigung kommen konnte, so ergab er sich in sein Schicksal.
Man ging nun an Land, gerade an der Stelle, wo Ritter Bugges Schloß gestanden hatte, wo Jürgen mit seinen Pflegeeltern nach dem Fest, der Begräbnisfeier, umhergegangen war, die viel seligsten, lichtvollsten Tage seiner Kindheit verlebt hatte. Er wurde denselben Weg über die Wiese nach Vosborg hinangeführt, und wieder blühte hier der Holunder, die hohen Linden dufteten, ihm war, als sei er gestern hier gewesen.
In den beiden Flügeln des Schlosses führt eine Treppe unter dem Aufgang hinüber, von da aus gelangt man in einen niedrigen, gewölbten Keller; hier hatte Langenmarthe gesessen, von hier aus war sie aufs Hochgericht gewandert; sie hatte fünf Kinderherzen gegessen und war in dem Wahne gewesen, daß sie, wenn sie noch zwei mehr bekommen hätte, denn fliegen und sich unsichtbar hätte machen können. In der Mitte des Kellers befand sich ein kleines enges Luftloch ohne Fenster; die duftenden Linden vermochten nicht, hier hinein eine Labung zu senden, drinnen war alles dunkel und moderig; eine Pritsche nur stand hier, aber ein gutes Gewissen ist ein gutes Ruhekissen, ja, und deshalb konnte Jürgen auch gut ruhen.
Die aus dicken Bohlen gezimmerte Tür war geschlossen, eine eiserne Stange außen vorgeschoben; allein der Kobold des Aberglaubens schleicht sich durch ein Schlüsselloch, auf den Herrenhof so gut wie in die Fischerhütte, warum nicht hier herein, wo Jürgen saß und an Langenmarthe und ihre Untaten dachte; ihre letzten Gedanken, die Nacht vor der Hinrichtung hatten diesen Raum erfüllt; ihm kam all der Zauber in den Sinn, der hier in alten Zeiten gespukt hatte, als der Herr Schwanwedel hier hauste, und es war ja bekannt genug, daß heutzutage noch der Kettenhund, der auf der Brücke stand, jeden Morgen über dem Geländer an der Kette erhängt gefunden wurde. Dies alles erfüllte und durchschauerte Jürgen, doch ein Sonnenstrahl, ein labender Gedanke drang auch an diesen Ort von außen in sein Inneres, es war die Erinnerung an den blühenden Holunder und die duftenden Linden. Lange blieb er hier nicht sitzen; man führte ihn in die Stadt Ringkjöbing, wo sein Gefängnis ebenso streng war.
Jene Zeiten waren nicht unsere; gegen den gemeinen Mann verfuhr man hart, es war nur kurz nach den Zeiten, wo Bauerngehöfte und Bauerndörfer in neuen Rittergütern aufgingen, und bei diesem Regiment wurden Kutscher und Bediente oft Gerichtsamtmänner und hatten es in der Gewalt, den Geringen und Armen oft wegen eines kleinen Vergehens zum Verlust von Hab und Gut und zum Auspeitschen zu verurteilen; noch fanden sich hier und dort Richter dieser Art, und in Jütland, weit von der Hauptstadt und dem aufgeklärten, wohlgesinnten Lenker der Regierung entfernt, wurde das Gesetz zuweilen noch gehandhabt, wie es eben ging, und das war noch das kleinste Ungemach, das Jürgen betreffen konnte, daß man seine Untersuchung in die Länge zog.
Kalt und schaurig war sein Aufenthaltsort; wann würde diese Lage wohl ein Ende haben? Unverschuldet war er in Trübsal und Elend geraten, das war sein Los! Zeit hatte er jetzt, über sein Los in dieser Welt nachzudenken und weshalb wohl gerade ihm ein solches beschieden war; ja, das würde sich im jenseitigen Leben erst aufklären, in dem Leben nach diesem, das uns gewißlich erwartet; der Glaube war fest in ihm geworden in der armen Fischerhütte, das, was in der Fülle und dem Sonnenschein Spaniens in seines Vaters Gedanken nicht hineingeleuchtet hatte, wurde ihm in der Dürftigkeit und Finsternis ein Licht des Trostes, ein Gnadenmittel Gottes, und das trügt nie.
Die Frühlingsstürme stellten sich ein. Man hört das Rollen und Dröhnen der Nordsee meilenweit ins Land hinein, aber erst wenn der Sturmwind aufhört; es klingt, als wenn schwere Wagen zu Hunderten über einen harten unterhöhlten Weg dahinfahren; Jürgen vernahm diese Töne in seinem Gefängnis, und es war ihm eine Abwechslung, keine Melodie hätte ihm mehr zu Herzen gehen können als gerade diese Töne, das rollende Meer, das freie Meer, auf welchem man durch die Welt getragen wird, mit den Winden dahinfliegt und, wohin man auch gerät, sein eigen Haus bei sich führt, wie die Schnecke immer auf eigenem, auf heimatlichem Grund und Boden steht, selbst in fremdem Land.
Wie lauschte er auf das tiefe Dröhnen, wie tauchten ihm die Erinnerungen herauf: "Frei, frei!" Wie glücklich, frei zu sein, selbst ohne Schuhe und mit zerlumpten Hemd!" Dann und wann flammte es bei solchen Gedanken auf in seinem Innern, und er schlug mit geballter Faust gegen die dicke Wand.
Wochen, Monate, ein ganzes Jahr war verstrichen, da ergriff man einen Herumtreiber, Nils Dieb, der "Roßhändler" wurde er auch genannt, und nun kamen die besseren Zeiten, es wurde bekannt, welches Unrecht Jürgen hatte erdulden müssen.
In der Nähe von Ringkjöbing bei einem Häusler, der einen Ausschank hatte, waren an dem Nachmittag vor Jürgens Abreise von der Heimat, und vor dem Mord, Nils Dieb und Martin zusammengetroffen; es wurden ein paar Gläser getrunken, und die sollten wohl keinem Mann in den Kopf steigen, aber sie genügten doch, um bei Martin die Redseligkeit zu steigern, er schnitt auf, erzählte, daß er ein Haus bekommen habe und heiraten wolle, und als Nils fragte, wo das Geld dazu sei, schlug Martin hochmütig auf die Tasche und sagte: "Das Geld ist da, wo es sein soll!."
Diese Prahlerei kostete ihm das Leben; als er sich nach Hause begab, ging Nils ihm nach und jagte ihm ein Messer durch die Kehle, um dem Ermordeten das Geld zu nehmen, das nicht vorhanden war.
Dies wurde weitläufig auseinandergesetzt; uns genügt es nun, zu wissen, daß Jürgen wieder frei kam, aber was erhielt er als Ersatz dafür, daß er Jahr und Tag im Gefängnis gelitten hatte, vor allem Verkehr mit Menschen ausgestoßen gewesen war? Man sagte ihm, es sei noch sein Glück, daß er unschuldig war, er könne jetzt gehen. Der Bürgermeister gab ihm zwei Taler Reisegeld, und mehrere Bürger der Stadt setzten ihm Essen und Bier vor; es gab doch noch gute Menschen! Nicht alle "schinden und braten." Aber das beste war doch, daß Kaufmann Brönne aus Skagen, derselbe, bei dem Jürgen vor einem Jahr Dienst nehmen wollte, sich gerade in diesen Tagen in Geschäften in der Stadt Ringkjöbing aufhielt; Brönne erfuhr den ganzen Zusammenhang. Herz hatte der Mann, er begriff, was Jürgen empfunden und gelitten haben mußte, und er nahm sich nun vor, das wieder gutzumachen und Jürgen spüren zu lassen, daß es auch noch gute Menschen gebe.
Es ging jetzt aus dem Gefängnis in die Freiheit, ins Himmelreich zu Liebe und Herrlichkeit; auch diesen Gang sollte er wandern; kein Becher des Lebens ist reiner Wermut, kein guter Mensch könnte einem anderen Menschen den einschenken, sollte denn Gott, die Alliebe selber, es können?
"Lassen wir das alles nun begraben und vergessen sein!" sagte der Kaufmann Brönne; "ziehen wir einen recht dicken Strich unter das letzte Jahr, ja, wir wollen den Kalender sogar verbrennen! Und in zwei Tagen reisen wir in das friedliche, liebe und fröhliche Skagen! Ein abgelegener Winkel, sagen sie, ist Skagen; ein lieber guter Ofenwinkel ist es, mit offenen Fenstern in die weite Welt hinaus."
Das war eine Reise! Das hieß wieder Atemholen! Aus der kalten Gefängnisluft in den warmen Sonnenschein hinaus. Die Heide stand über und über mit blühendem Ginster in vollem Flor, und der Hirtenknabe saß auf dem Hünengrab und blies seine Flöte, die er sich aus einem Schafsknochen geschnitzt hatte. Fata morgana, die reizende Lufterscheinung der Wüste, zeigte sich mit hängenden Gärten und schwimmenden Wäldern und auch die wunderlich leichte Luftwallung, der Höhenrauch, von dem es hier heißt, es sei Lokemann, der seine Herde treibt.
Hinauf durch das Land der Wendeln, hinauf nach Skagen ging es, von wo die Männer mit den langen Bärten, die Langobarden, ausgewandert waren, damals, als unter König Snio alle Kinder und alten Leute getötet werden sollten, das edle Weib Gambaruck aber den Vorschlag machte, die jungen Leute sollten lieber auswandern; dies alles war Jürgen bekannt, so gelehrt war er, und kannte er auch nicht das Land der Langobarden hinter den hohen Alpen, so wußte er doch, wie es dort aussehen mußte, war er doch als Knabe selber im Süden, in Spanien gewesen, er gedachte der dort aufgetürmten Südfrüchte, der roten Granatblüten, des Summens, Brummens und Glockenklanges in dem großen Bienenkorb, der Stadt dort, aber am schönsten ist es doch in dem Lande der Heimat; Jürgens Heimat war Dänemark.
Endlich erreichten Sie "Wendilskaga," wie Skagen in alten norwegischen und isländischen Schriften heißt. Schon damals dehnten sich Alt-Skagen und die West- und Oststadt meilenweit hin mit Sanddünen und Ackerland bis zu dem Leuchtturm in der Nähe von "Skagens Horn"; die Häuser lagen dort wie jetzt, hingestreut zwischen aufgewehten, wechselnden Sandhügeln, eine Wüste, wo der Wind in dem losen Sand spielt und wo Möwen und wilde Schwäne sich hören lassen, daß es ins Ohr schneidet! Im Südwesten, eine Meile vom Meer, liegt Alt-Skagen, und hier wohnte Kaufmann Brönne, hier sollte Jürgen nun leben. Das große Wohnhaus war mit Teer angestrichen, die kleineren Wirtschaftshäuser hatten jedes ein umgestülptes Boot als Dach, der Schweinestall war aus Wrackstücken gezimmert, eine Umzäunung gab es hier nicht, war doch auch nichts da zu umzäunen, aber an Leinen in langen Reihen, eine über der anderen, hingen aufgeschnittene Fische, um im Winde zu trocknen. Das ganze Meerufer war mit verdorbenen Heringen überhäuft, das Netz war kaum ins Meer geworfen, als auch schon die Heringe fuderweise an Land gezogen wurden, es gab dort zuviel davon, man warf sie wieder ins Meer oder ließ sie am Strand liegen.
Frau und Tochter des Kaufmanns, ja, auch die Hausleute kamen dem zurückkehrenden Alten jubelnd entgegen, da war ein Händedrücken, ein Rufen, ein Reden, und die Tochter, welch liebes Gesicht und welche lieblichen Augen hatte sie! Im Hause war's gemütlich und geräumig. Goldbutten, die ein König als ein Prachtgericht angesehen hätte, kamen auf den Tisch, Wein aus den Weinbergen Skagens, dem großen Meer, wurde aufgetragen, die Trauben rollten gekeltert an Land in Fässern und auch in Flaschen.
Als Mutter und Tochter nachher erfuhren, wer Jürgen war und wie unschuldig er gelitten hatte, blickten sie ihn noch freundlicher an, und am freundlichsten strahlten die Augen der lieblichen Jungfrau Clara. Jürgen fand eine liebe Heimat in Alt-Skagen, es tat seinem Herzen wohl, und sein Herz hatte ja viel ertragen müssen, auch den bitteren Kelch der Liebe, der verhärtet oder erweicht, ja nach den Umständen; Jürgens Herz war noch weich, es war jung, es hatte noch Raum übrig, und deshalb war es gewiß sehr gut, daß es sich so traf, daß Jungfrau Clara in drei Wochen mit dem Schiff des Vaters nach Christiansand in Norwegen hinauffahren sollte, um eine Tante zu besuchen und den ganzen Winter dort zu verweilen.
Am Sonntag vor der Abreise waren alle in der Kirche zum heiligen Abendmahl; die Kirche war groß und schön, Schotten und Holländer hatten sie vor Jahrhunderten gebaut, sie lag eine kleine Strecke von der Stadt entfernt, etwas beschädigt war sie, und der Weg in dem tiefen Sande war beschwerlich, doch man schritt gern dahin, um in Gottes Haus zu gelangen, Psalmen zu singen und die Predigt zu hören. Der Sand lag bis über die Ringmauer des Kirchhofs hin, aber die Gräber hielt man noch immer frei vom Sand.
Es war die größte Kirche nördlich den Limfjords. Jungfrau Maria mit goldener Krone auf dem Haupt und dem Jesuskind im Arme stand wie lebendig auf dem Altar, die heiligen Apostel waren im Chor ausgemeißelt, an der Wand dort hingen Porträts von den alten Bürgermeistern und Ratsherren des Städtchens Skagen; die Kanzel war Schnitzwerk. Die Sonne schien belebend in die Kirche hinein, und ihr Glanz fiel über den blanken messingnen Kronleuchter und das kleine Schifflein, das von der Decke herabhing.
Jürgen war überwältigt von einem heiligen kindlichen Gefühl wie damals, da er als Knabe in den reichen Dom in Spanien gestanden hatte, hier aber war das Gefühl doch anders, weil er sich bewußt war, ein Glied der Gemeinde zu sein. Nach der Predigt folgte das heilige Abendmahl, er genoß das Brot und den Wein, und es fügte sich so, daß er neben Jungfrau Clara kniete; allein seine Gedanken waren so ausschließlich auf Gott und die heilige Handlung gerichtet, daß er erst, als sie sich erhob, seine Nachbarin bemerkte; er sah Tränen über ihre Wangen rollen.
Zwei Tage später verließ sie Skagen und ging nach Norwegen; er blieb zurück und machte sich im Hause und in der Wirtschaft nützlich; er ging auf Fischfang, und da waren Fische, damals in noch größerer Menge als jetzt; die Scharen der Makrelen leuchteten in finsteren Nächten und zeigten selber an, wo sie zogen, der Knurrhahn knurrte, und die Kohlkrabbe heulte, wenn sie gejagt wurde, die Fische sind nicht so stumm, wie man von ihnen sagt; Jürgen aber war stumm mit dem, was er im Herzen trug - aber einmal würde das wohl auch ans Tageslicht gelangen.
Jeden Sonntag, wenn er in der Kirche saß und sein Blick sich auf die Muttergottes am Altar richtete, haftete sein Auge auch eine Weile auf der Stelle, wo Jungfrau Clara an seiner Seite gekniet hatte, und er gedachte ihrer und wie herzlich und gut sie gegen ihn gewesen war.
Der Herbst kam mit Regen- und Schneewetter, das Wasser blieb auf den Wegen stehen, der Sand konnte all das Wasser nicht einsaugen, man mußte von Haus zu Haus waten, wenn nicht sogar im Kahn fahren; die Stürme warfen ein Schiff nach dem andern auf die todbringenden Riffe, Schnee- und Sandstürme rasten, der Sand flog um die Häuser herum und legte sich hoch an ihnen hinaus, so daß die Bewohner oben aus dem Schornstein hinauskriechen mußten, aber hier oben an der Nordsee Strand war das nichts Bemerkenswertes; im Zimmer war es gemütlich, gab es Schutz und Wärme, Heidetorf und Wrackstücke knisterten im Ofen, und Kaufmann Brönne las laut vor aus einer alten Chronik, las von dem Dänenprinzen Hamlet, der von England aus hier bei Bowberg an Land gegangen und eine Schlacht geliefert hatte; bei Ramme sei sein Grab, nur einige Meilen von dem Ort entfernt, wo der Aalbauer wohnte; Hünengräber zu Hunderten erhoben sich dort auf der Heide, ein großer Kirchhof. Kaufmann Brönne war dort gewesen am Grabe Hamlets; von alten Zeiten sprach man, von den Nachbarn, den Engländern und Schotten, und Jürgen sang das Lied von "Des Königs von England Sohn," von dem prächtigen Schiff:
Vergoldet war es von Bord zu Bord,
und geschrieben darauf stand Gottes Wort.
Und gemalt es stand, wie der Königssohn
seine Braut umarmte um Minnelohn.
Diesen letzten Vers namentlich sang Jürgen mit inniger Stimme, seine Augen leuchteten dabei, sie waren ja ohnedies schwarz und strahlend von Geburt an. Und so verstrich die Winterzeit bei Lesen und Singen; Wohlstand war da und ein wahres Familienleben bis zu den Haustieren herab, und alles war gut gehalten; die Küche blitzte von Kupfer und Zinn und weißen Tellern, und von der Decke herab hingen Würste, Schinken, Wintervorrat vollauf; ja, das alles ist noch heute zu sehen, drüben in vielen reichen Bauerngehöften der jütländischen Westküste, vollauf Essen und Trinken, geschmückte reine Zimmer, kluge Köpfe, fröhliche Gemüter, Gastfreundschaft ist dort zu Hause wie in dem Zelt des Arabers.
Nie wieder hatte Jürgen, seit er als Kind vier Tage bei der Begräbnisfeier gewesen war, eine so angenehme Zeit verlebt, und doch war Jungfrau Clara abwesend, nur nicht in den Gedanken und der Rede.
Im April sollte ein Schiff nach Norwegen abgehen, Jürgen sollte mit demselben fahren. Er war freilich jetzt voll Leben und Humor, und gut sah er aus, wohlgenährt, sagte Mutter Brönne, es sei eine Freude, ihn anzusehen.
"Es ist auch eine Freude, dich anzusehen!" sagte der alte Kaufmann, "Jürgen hat Leben in die Winterabende gebracht und in dich auch, Mutter! Du bist jünger geworden dieses Jahr, du siehst gut und nett aus! Du warst aber auch das schönste Mädchen in Wiborg, und das will viel heißen, denn dort habe ich immer die Mädchen am schönsten gefunden."
Jürgen sprach nichts dazu, das schickte sich nicht, aber er dachte an ein Mädchen aus Skagen; und zu ihr segelte er hinauf, das Schiff steuerte auf Christiansand zu und günstiger Wind führte ihn schnell zu dieser Stadt.
Eines Morgens ging Kaufmann Brönne zum Leuchtturm hinaus, der weit von Alt-Skagen steht, die Kohlen dort oben waren schon längst erloschen, die Sonne stand bereits hoch, als er den Turm erstieg; eine ganze Meile von der äußersten Spitze des Landes aus erstrecken sich die Sandbänke unter Wasser, von diesen zeigten sich heute viele Schiffe, und unter ihnen glaubte er mit Hilfe des Fernrohres "Karen Brönne," so hieß das Schiff, zu erkennen, und ganz richtig, es war dabei, herzusegeln, Clara und Jürgen waren an Bord. Die Kirche und der Leuchtturm Skagens zeigten sich ihnen als ein Reiher und ein Schwan auf dem blauen Gewässer. Clara saß auf Deck und sah die Sanddünen allmählich emportauchen; blieb der Wind stehen, so konnten sie in etwa einer Stunde die Heimat erreichen; so nahe waren sie ihr und der Freude - so nahe waren sie dem Tod und seiner Angst.
Eine Planke im Schiff zersprang, das Wasser drang herein; gestopft und gepumpt wurde sofort, alle Segel wurden gesetzt, die Notflagge gehißt; sie waren aber noch eine ganze Meile vom Land entfernt, Fischerboote waren zwar zu sehen, aber in der Ferne, der Wind stand landeinwärts, die Strömung war ihnen auch günstig, doch das genügte alles nicht, das Schiff sank. Jürgen schlang seinen rechten Arm um Clara und preßte sie fest an sich.
Mit welchem Blick schaute sie ihm ins Auge, als er sich im Namen des Herrn mit ihr ins Wasser stürzte; sie stieß einen Schrei aus, aber die fühlte sich doch sicher, er würde sie nicht sinken lassen.
Was das alte Lied sang:
Und gemalt es stand, wie der Königssohn
seine Braut umarmt um Minnelohn
das tat Jürgen in der Stunde der Gefahr und Angst; wie nützte es ihm jetzt, ein guter Schwimmer zu sein, er arbeitete sich vorwärts mit den Füßen und einem Arm, den andern hielt er fest um das junge Mädchen geschlungen, er ruhte aus auf dem Wasser, er trat Wasser, er machte all die Bewegungen, die er kannte, damit er Kraft übrig behalte, das Land zu erreichen. Er hörte, wie Clara einen lauten Seufzer ausstieß, spürte, wie ein Zucken sie durchfuhr und er drückte sie fester an sich; dann und wann rollte eine Woge über sie dahin, eine andere Hob sie empor, das Wasser war so tief, so klar, einen Augenblick schien es ihm, als sähe er eine blitzende Makrelenschar dort unten, oder war es Leviathan selber, der sie zu verschlingen drohte? Die Wolken waren Schatten über die Wasserfläche, dann kamen blendende Sonnenstrahlen; schreiende Vögel in großen Scharen zogen über ihn hin, und die wilden Enten, die schwer und schläfrig sich von der Strömung treiben ließen, fuhren erschrocken beim Anblick des Schwimmers auf; aber seine Kräfte nahmen ab, das fühlte er, von Land war er noch ein paar Kabellängen entfernt, doch die Hilfe kam heran, es näherte sich ein Boot - aber unter dem Wasser stand, er sah es deutlich, eine weiße, ihn anstarrende Gestalt - eine Welle hob ihn empor, die Gestalt näherte sich - er fühlte einen Stoß, es ward Nacht, alles verschwamm vor seinen Augen.
Auf der Sandbank lag des Wrack eines Schiffes, die See ging darüber hin, die weiße Galionsfigur lehnte an einem Anker, das scharfe Eisen ragte gerade bis an den Wasserspiegel herauf; Jürgen war dagegen gestoßen, die Strömung hatte ihn mit doppelter Kraft herangetrieben; ohnmächtig versank er mit seiner Last, aber die nächste Woge hob ihn und das junge Mädchen wieder empor.
Die Fischer erhaschten sie und zogen sie ins Boot hinein, das Blut strömte über Jürgens Antlitz herab, er war wie tot, aber das Mädchen hielt er so fest umklammert, daß man es mit Gewalt aus Arm und Hand herauswinden mußte; totenblaß, leblos lag Clara in dem Boot ausgestreckt, das nun aufs Land zusteuerte.
Alle Mittel wurden angewendet, Clara ins Leben zurückzurufen, sie blieb tot; schon lange war er draußen auf den Fluten mit einer Leiche umhergeschwommen, hatte sich angestrengt und ermattet um einer Toten willen
Jürgen atmete noch, die Fischer trugen ihn in das nächste Haus auf den Sanddünen; eine Art Chirurg, der dort wohnte, der übrigens zugleich Schmid und Kleinhändler war, legte Jürgen einen Notverband an, bis man am folgenden Tag den Arzt aus der nächsten Stadt holte.
Das Gehirn des Kranken war angegriffen, er raste, er stieß wilde Schreie aus, aber am dritten Tag blieb er still und ermattet auf dem Lager liegen, sein Leben schien nur an einem Faden zu hängen; der Arzt sagte, es wäre am besten, wenn dieser Faden reißen würde. "Beten wir zu Gott, daß er ihn zu sich nimmt. Er wird nie wieder ein Mensch werden."
Doxh das Leben ließ nicht von ihm ab, der Faden wollte nicht reißen; aber der Faden der Erinnerung riß, der Faden aller Geisteskräfte war durchschnitten, das was das Entsetzliche, ein lebendiger Körper blieb; ein Körper, der gesunden, aber wie ein Gespenst umherwandeln sollte. Jürgen blieb im Haus des Kaufmanns Brönne. "Seine Krankheit hat er sich geholt, als er unser Kind retten wollte," sprach der alte Mann, "er ist jetzt unser Sohn."
Die Leute nannten Jürgen albern, allein das war nicht der rechte Ausdruck; er war wie ein Instrument, bei dem die Saiten zu locker gespannt sind, nicht mehr klingen können - nur einzelne Augenblicke, wenige Minuten bekamen sie eine Spannkraft, und alsdann ertönten sie wieder - alte Melodien klangen, einzelne Takte; Bilder rollten sich auf und schwinden wieder in Nebel hin, er saß aufs neue vor sich hinstarrend, gedankenlos da; wir dürfen glauben, daß er dabei nicht litt; die dunklen Augen verloren dann ihren Glanz, sie schienen nur ein schwarzes, angelaufenes Glas zu sein. "Der arme blöde Jürgen!" sagten die Leute.
Er war es, der unter dem Herzen seiner Mutter einem Erdenleben entgegengetragen wurde so reich, daß es Übermut, ja Stolz wein würde, ein jenseitiges Leben zu wünschen, geschweige denn an ein solches zu glauben. All die großen Geistesanlagen waren demnach verloren Nur harte Tage, Schmerz und Enttäuschung waren ihm geworden; eine Prachtzwiebel war er gewesen, aus ihrem reichen Erdboden herausgerissen und auf den Sand hingeworfen, um dort zu verdorren. Das in Gott geschaffene Bild sollte keinen besseren Wert haben? Das Ganze sollte nur ein Spiel des Zufalls sein? Nein! Der alliebende Gott mußte und würde ihm Ersatz in einem anderen Leben geben für das, was er hier erlitt und vermißte. "Der Herr ist barmherzig, und seine Güte währet ewiglich!" Diese Worte aus Davids Psalter sprach im Glauben und in Ergebung die alte, fromme Frau des Kaufmanns, und das Gebet ihres Herzens ging dahin, daß Gott Jürgen bald abrufen möge, damit er eingehen könne zum ewigen Leben.
Auf dem Kirchhof, wo der Sand über die Mauer hinweht, lag Clara begraben; es schien, als sei Jürgen sich dessen nicht bewußt, es gehörte nicht in seine Gedankensumme, die wußte nur Wrackstücke aus einer vergangenen Zeit. Jeden Sonntag ging er mit den Alten zur Kirche und saß dort still mit gedankenlosem Blick; eines Tages, während des Psalmengesanges, stieß er einen lauten Seufzer aus, seine Augen leuchteten, sie waren dem Altar, der Stelle zugewandt, wo er vor Jahr und Tag mit seiner toten Freundin zusammen gekniet hatte, er nannte ihre Namen und wurde blaß wie eine Leiche, Tränen rollten über seine Wangen.
Man geleitete ihn aus der Kirche, und er sagte den Umstehenden, er befinde sich wohl, er sei nicht krank gewesen, er, der von Gott Geprüfte, in die Welt Hinausgeworfene, erinnerte sich dessen nicht. Und Gott, unser Schöpfer, ist weise und voller Liebe, wer kann das bezweifeln? Unser Herz und unser Verstand bestätigen es: "Seine Güte währet ewiglich!"
In Spanien, wo zwischen Orangen- und Lorbeerbäumen die maurischen Kuppeln von warmen Luftwellen umwogt sind, wo Gesang und Kastagnetten ertönen, saß in dem prächtigen Haus ein kinderloser Greis, der reichte Kaufmann des Ortes; durch die Straßen zogen Kinder in Prozessionen mit flatternden Fahnen und flammenden Lichten. Wieviel hätte dieser Greis von seinem Reichtum gegeben, um seine Kinder an sein Herz drücken zu können, seine Tochter oder deren Kind, das vielleicht nie das Licht der Welt erblickt hatte, geschweige denn das der Ewigkeit des Paradieses? "Armes Kind!" Ja, armes Kind! Ein Kind zwar und doch an die dreißig Jahre alt - so alt war Jürgen hier oben in Alt-Skagen geworden.
Der Flugsand hatte sich über die Gräber des Kirchhofs gelegt, ganz um die Mauer der Kirche herum, aber hier bei den Vorangegangenen, bei ihren Verwandten und Lieben, wollten und mußten die Toten doch bestattet werden. Kaufmann Brönne und seine Gattin ruhten hier bei ihren Kindern unter dem weißen Sande.
Es war Frühjahr, die Zeit der Stürme; die Sanddünen rauchten und wirbelten empor, das Meer warf hohe Wogen, die Vögel jagten schreiend in Scharen, wie Wolken im Sturm, über die Dünen dahin; ein Schiffbruch folgte dem andern an den Riffen von Skagens Horn bis zu den Huusby-Dünen.
Eines Nachmittags saß Jürgen allein im Zimmer; da wurden seine Sinne plötzlich klarer, ein Gefühl der Unruhe, das ihn oft in jüngeren Jahren in die Dünen und auf die Heide hinausgetrieben hatte, bemächtigte sich seiner.
"In die Heimat! In die Heimat!" sprach er; niemand hörte ihn; er ging aus dem Haus, auf die Dünen zu; Sand und Steinchen wehten ihm ins Gesicht, wirbelten um ihn herum. Er schritt immer weiter, auf die Kirche zu; der Sand lag hoch an der Mauer, halb über die Fenster hinauf, aber vor dem Eingang war der Sand weggeschaufelt, die Kirchentür war nicht verschlossen und leicht zu öffnen; Jürgen trat in die Kirche.
Der Sturm fuhr heulend über das Städtchen Skagen dahin; es war ein Orkan wie seit Menschengedenken nicht, ein entsetzliches Unwetter, aber Jürgen befand sich im Gotteshaus, und während es draußen finstre Nacht war, leuchtete es in seinem Innern, es war das Licht der Seele, das nimmer erlöschen kann; den schweren Stein, der in seinem Kopf lag, fühlte er wie mit einem Knall zerspringen. Ihm schien die Orgel zu tönen, allein es war der Sturm und das dröhnende Meer; er ließ sich auf einem der Kirchenstühle nieder und siehe, die Lichter flammten auf, Licht an Licht; ein Reichtum entfaltete sich, wie er einen solchen nur im Lande Spanien erblickt hatte, und all die Bilder von den alten Ratsherren und Bürgermeistern wurden lebendig, sie traten aus der Wand heraus, so wie seit langen Jahren gehangen hatten, sie setzten sich unters Tor der Kirche; Tore und Türen der Kirche flogen auf, und eintraten die Toten alle, festlich gekleidet wie zu ihrer Zeit, sie schritten bei schöner Musik dahin und füllten die Plätze der Kirche; da brauste das Psalmlied wie ein dröhnendes Meer, und seine alten Pflegeeltern aus dem Huusby-Dünen waren hier und der alte Kaufmann Brönne und seine Gattin, und ihnen zur Seite, dicht neben Jürgen, saß ihre freundliche, liebliche Tochter Clara, sie reichte Jürgen die Hand, und beide schritten nun zum Altar hin, wo sie früher gekniet hatten, und der Pfarrer legte ihre Hände ineinander, weihte sie dem Leben in Liebe. - Da brauste der Klang der Posaunen, wundervoll wie eine Kinderstimme voll Sehnen und Lust, schwoll an zum Orgelklang, zu einem Orkan von vollen, erhebenden Tönen, lieblich und beseligend anzuhören und doch mächtig zum Zersprengen der Gräber Gestein.
Und das Schifflein, das im Chor von der Decke herabhing, ließ sich nieder vor beiden, wurde wunderbar groß, prachtvoll, mit seidenen Segeln und goldenen Rahen, die Anker waren aus rotem Gold, und jedes Tau war mit Seide durchflochten, wie es in dem alten Liede hieß. Und das Brautpaar ging an Bord und die ganze Gemeinde der Kirche mit ihn, und dort war Platz und Herzlichkeit für sie alle. Und die Wände und Bögen der Kirche blühten wie der Holunder und die duftenden Linden, und lieblich schaukelten und fächerten die duftenden Zweige und Blätter Kühlung, bogen sich auseinander, trennten sich, und das Schiff erhob sich und segelte mit ihnen durch das Meer, durch die Luft, jedes Kirchenlicht war ein Stern, und der Wind stimmte ein Psalmlied an, und alle sangen mit dem Winde: "In Liebe zur Herrlichkeit!" - "Kein Leben soll verlorengehen!" - "Voll seliger Freude! Halleluja!"
Und diese Worte waren auch die letzten, die Jürgen in dieser Welt sprach. Das Band zerriß, daß die unsterbliche Seele zurückhielt - nur ein toter Körper lang in der finsteren Kirche, über die der Sturm dahinbrauste, sie mit Flugsand umwirbelnd.
Am folgenden Morgen war Sonntag, die Gemeinde und der Pfarrer begaben sich zum Gottesdienst. Der Weg zur Kirche war mühsam gewesen, der Sand hatte den Weg fast ungangbar gemacht, und jetzt, wo sie endlich am Ziel waren, lag ein großer Sandhügel hoch aufgetürmt vor dem Eingang zur Kirche, die Kirchentür war verschüttet. Der Pfarrer sprach ein kurzes Gebet und sagte, Gott habe die Tür dieses seines Hauses verschlossen, die Gemeinde müsse zurückkehren und dem Herrn anderswo ein neues Haus errichten. So sangen sie ein Psalmlied unter freiem Himmel und wanderten zurück in die Häuser.
Jürgen war nirgends aufzufinden, weder in der Stadt Skagen noch in den Dünen, wie sehr man ihn auch suchte; die Wellen, die den Sand hinaufgerollt waren, hatten ihn wohl mit sich in die Fluten hinabgezogen, so meinte man. Sein Körper lag bestattet in dem größten Sarkophag, in der Kirche selbst; Gott hatte im Sturm eine Handvoll Erde auf seinen Sarg geworfen, die schwere Sandschicht lag darauf und liegt noch heute dort.
Der Flugsand hat die mächtigen Gewölbe überdeckt, Dünenweißdorn und wilde Rosen wachsen über die Kirche hin, über die der Wanderer jetzt zum Turm hinschreitet, der, ein riesiger Leichenstein auf dem Grabe, aus dem Sande emporragend, meilenweit zu sehen ist; keinem Könige setzte man einen prächtigeren Stein. Niemand stört die Ruhe der Toten; niemand wußte es, und auch niemand weiß es, erst jetzt kennen wir sein Grab - der Sturm hat mir in den Sanddünen davon gesungen.
This is a story of the sand dunes of Jutland, but it doesn't begin there; no, it begins far away to the south, in Spain. The ocean is the highway between the two countries. So now let your thoughts journey to Spain!
It is warm there, and it is beautiful. The fiery red pomegranate blossoms grow among the dark laurels; a refreshing wind from the mountains breathes over the orange gardens and the graceful Moorish palaces with golden cupolas and colored walls. Children walk in procession through the streets, carrying torches and waving banners, while high above them stars sparkle in the clear arching vault of heaven. Song and castanets can be heard; young men and girls dance under the blossoming acacias, while the beggar lies on a carved marble block, quenches his thirst with a juicy watermelon, and dozes his life away. It is all like a beautiful dream; give yourself up to it. Yes, as did the young married couple, to whom had been granted all the choicest of earthly blessings - health, beauty, good nature, riches, and honor.
"We are as happy as anyone could ever be!" they said, with full conviction in their hearts. Yet they had one step higher to go to attain complete happiness, and that would be reached when God would give them a child, a son in their own image, body and soul. That blessed child would be welcomed with jubilance, cared for with the utmost love and tenderness, and be surrounded by all the luxuries that riches and an influential family can provide.
Meanwhile the days glided past, each like a holiday.
"Life is a precious gift of love, almost too great to understand," said the wife. "And just to think that this fullness of bliss shall still increase and grow, in another life, throughout eternity. I can hardly conceive of it!"
"And it certainly also shows the arrogance of people," said her husband. "It really shows a terrible conceit when people persuade themselves to think they'll live forever - become as God! Were these not the words of the serpent, the master of lies?"
"You surely don't doubt that there is a life after this, do you?" asked his young wife, and it was as if a shadow passed through their sunlit thoughts for the first time.
"Faith promises it, I know, and the priests tell us it is so," said the young man. "But, happy as I am now, I feel and know that it is only pride, an arrogant thought that demands another life after this - an extension of this happiness. Haven't we been granted enough in this life, so that we could and should be satisfied?"
"Yes, that has been given us," said the young wife, "but how many thousands find this life a heavy trail! How many have been thrown into this world only to find poverty, shame, sickness, and misfortune! No, if there were no afterlife, the blessings on this earth would be too unequally divided - our God would not be a God of justice!"
"The beggar down on the street has pleasures just as dear to him as the king enjoys in his splendid palace," said the young man. "And what about the poor beast of burden that is beaten and starved and works itself to death? Doesn't it sense the bitterness of its miserable life? Why shouldn't it too demand an afterlife, and call it unfair that it wasn't granted the advantages of a higher creation?"
"Christ told us, 'In my Father's house are many mansions,' " answered the young wife. "The Kingdom of Heaven is as infinite as God's love. The animal is His creation too, and I don't believe that any single life will be lost, but that each will be granted the greatest share of happiness it is capable of receiving."
"But this world is good enough for me now," said the young man, as he slipped his arm around his lovely, amiable wife and smoked a cigarette on the open balcony, where the cool air was heavy with the fragrance of orange blossoms and carnations. Songs and the clicking of castanets came from the street, while the stars glittered high above, and two eyes full of love - his wife's eyes - gazed on him with the expression of eternal love. "A moment like this," he said, "makes being born well worth while - just to experience such a moment - and then vanish," he said smiling, while his wife shook her finger reprovingly. And the cloud soon passed; they were much too happy.
Everything that happened seemed only to add to their happiness and well-being. A change came, but it was only a change of place, not a change that diminished their happiness and enjoyment of life. The young man was appointed by the King to be ambassador to the court of imperial Russia, a post of great honor, such as his birth and ability well fitted him to occupy. He had a great fortune of his own, and his young wife's wealth was equal to his, for she was the daughter of the richest and most respected merchant. And since one of her father's largest and finest ships would sail this year to Stockholm, it was arranged that the dear children, the daughter and the son-in-law, would travel on it to St. Petersburg. Everything was royally fitted out for the voyage, with soft carpets underfoot and silken splendor everywhere.
There is an old heroic ballad familiar to all Danes, called "The King of England's Son." He also goes to sea in a splendid ship, with its anchor inlaid with pure gold and every rope woven of silk. The ship of the Spanish merchant might have reminded one of this vessel, for the magnificence was similar, and the farewell thoughts were very much the same:
God grant that we meet with joy again!
The parting was brief, for a fair wind blew briskly off the Spanish coast. They hoped to reach their destination in a few weeks. But as soon as they were well out at sea the wind died down to rest. The ocean grew smooth, and the waters reflected the glittering light of the stars of heaven. There were festive evenings in their richly appointed cabin.
At last they wished the wind would rise again, to speed them on their voyage. But every wind that arose came from the wrong direction. Weeks went by; two whole months passed, in fact, before the wind blew in their favor, from the southwest.
They were somewhere between Scotland and Jutland, when the west wind burst forth, just as in the old ballad, "The King of England's Son":
While the sky was dark and the wind blew,
And there was neither port nor land in view,
They cast their anchor, but to no avail;
They were blown to Denmark by a west wind gale.
This occurred a long time ago. King Christian VII, still a young man, then sat on the throne of Denmark. Much has happened since then; there have been many changes and innovations. Lakes and swamps have become green meadows, while heaths have been plowed into useful land. And in the shelter of the West Jutlander's house there now grow apple trees and roses, but you must seek these out, for they hide from the sharp west wind.
Still, it is easy to imagine yourself back in times more remote than even the reign of Christian VII, for now, as then, the brown heath of Jutland stretches for miles with its barrows, its mirages, its winding, rough, sandy roads. To the west, where broad streams of water flow into the fiords, there are marshes and meadows, encircled by the high sand hills which rise up toward the sea like an Alpine chain with jagged summits, broken only by high banks of clay. From these the waves eat off giant mouthfuls year after year, so that the edges and summits topple down as though shaken by an earthquake. That's how it looks today, and that's how it looked many years ago, when the happy couple sailed past it in their splendid ship.
It was a bright, sunshiny Sunday in late September; the peals of the church bells extended to one another all along the Nissum Fiord. The churches there are like immense stones, each like a piece of rock mountain; the North Sea itself might wash over them, and they would still stand firm. Most of them have no towers, their bells hanging out in the open air between two wooden beams.
The services had ended, and the congregation emerged from the House of God into the churchyard where then, as now, there grew neither tree nor shrub. No plants, flowers, or wreaths adorned the graves; only rough hillocks showed where the dead had been buried, while sharp grass, beaten flat by the wind, covered the whole cemetery. Here and there a single grave still has a tombstone, perhaps a moldering log, cut in the shape of a coffin. These are pieces of driftwood from the forests of West Jutland. The wild sea provides the shore dwellers with many hewn planks, cast upon the coast. But the wind and salt sea spray soon wear away these monuments.
One of these blocks had been placed on the grave of child, to which a young woman came from the church. She stopped and gazed down at the rotted wood; shortly her husband joined her. They spoke no word; presently he took her hand, and together they walked away from the grave, on over the brown heath and over the moor toward the sand dunes. For a long time they walked in silence.
"That was a good sermon today," said the man. "If we didn't have our Lord we would have nothing."
"Yes," replied his wife, "He sends us happiness and sorrow. He has a right to. Our little boy would have been five years old tomorrow if we had been allowed to keep him."
"It does no good to grieve," said the man. "He is much better off there than here; he is where we pray to go."
They said no more, but passed on silently toward their home among the sand dunes. Suddenly, from one of these, where there was no grass to hold the sand down, it looked as if a column of heavy smoke were rising; it was really a gust of wind boring into the bank and whirling the fine particles of sand into the air. A second gust followed, so strong that the strings of fish hung on the line rattled against the walls of the house; but it lasted for only a moment; then all was quiet again, and the sun shone warmly.
The man and his wife went into their house, quickly changed from their Sunday clothes, and then hurried across the dunes, which looked like enormous waves of sand suddenly frozen in motion. The sea reed and the bluish green of the sharp dune grass alone relieved the monotony of the white sand. A couple of neighbors appeared, and all helped in pulling the boats higher up on the sandy shore, while the wind steadily strengthened and blew bitingly cold. When they returned across the dunes the waves were lifting their whitecaps; sand and sharp pebbles were beating into their faces, and the wind cut off the top ridges of some of the dunes, breaking them into sand showers.
Evening came, and a swelling sound filled the air; there was a howling and wailing like a host of despairing spirits, and even though the fisherman's hut lay near the shore, the noise of the wind drowned the roar of the sea. The sand drifted against the windowpanes, and every now and then there came a violent gust of wind that seemed to shake the house to its very foundation. It was a dark evening; the moon would not rise until nearly midnight.
The air cleared a little, but the storm was now raging with all its fury over the deep, black ocean. The fisherman and his wife had long since gone to bed, but in such weather it was impossible to close an eye.
Suddenly there was a tap at the window; the door was pushed open, and someone said, "A large ship is stranded on the outer reef!" In a moment the man and his wife were out of bed and dressing themselves hurriedly.
The moon was up now, and it would have been light enough to see had it not been for the flying sand which forced eyes to squint. Only with great difficulty, waiting for each lull and creeping a little farther between gusts, could they make their way across the sand dunes. And now, like swan's-down in the air, salty white foam flew in from the sea, as it hurled its waves against the coast in boiling fury.
Only a long-experienced eye could have distinguished the ship way out there; it was a splendid two-master. At that very instant it was lifted over the reef, three or four cable's lengths off the usual channel; it drove on toward land, struck against the second reef, and there stuck fast.
It was impossible to send any help, for the sea was far too tumultuous; waves broke over the entire vessel. They imagined hearing screams of terror, the cries of death agony; they could see the aimless rushing to and fro on board; it was all hopeless, helpless. Now a wave like a thundering avalanche crashed down on the bowsprit, and then it disappeared. The stern rose high above the water, and two people could be seen leaping from it into the sea; they disappeared - a moment more - and a tremendous wave thundering toward the dunes flung a body on the shore. It was a woman, and surely she was dead! A couple of women who quickly gathered around her believed she showed signs of life, and carried her over the dunes to the fisherman's cottage. How beautiful and dainty she was! - no doubt a lady of rank.
They laid her in the fisherman's humble bed; there was no linen to wrap her in, only a woolen blanket; but at least this was warm and comfortable. She breathed, but she was in a high fever. She had no idea where she was or what had happened; perhaps this was just as well, for all that was dear to her now lay at the bottom of the ocean; they had met the same fate as those sung of in the ballad about "The King of England's Son":
A sorrowful sight it was to all;
The ship was broken into pieces small!
Many bits of the wreck were driven ashore, but the lady alone survived of all the voyagers. Still the wind howled and wailed along the coast.
For a few minutes she seemed to rest, but then came screams of pain and fear. Her beautiful eyes opened, and she spoke a few words, but no one could understand her. At last, after hours of suffering and struggles, there nestled in her arms a tiny, newborn child.
That child was to have rested under silken curtains in a beautiful home, was to have been welcomed to a life full of this world's riches; but our Lord had willed that he should be born in this humble hut; and not so much as one kiss was he to receive from the lips of his mother!
The fisherman's wife placed the baby against its mother's heart, a heart that beat no longer - she was dead. And the child who was to have been brought up in luxury and pleasure had been hurled headlong into life, tossed by the sea among the sand dunes, there to experience the lot of a poor man, and weary and dark days.
And always the old song comes to our mind:
On the King's son's cheek there was a tear
"Pray, Christ, I reach Bovbjerg; then I shan't fear!
If only I had come to Herr Bugge's Strand;
Then no knight nor squire of any band
Would have dared against me lift a hand."
The ship had been wrecked a little to the south of the Nissum Fiord, on the very shore that Herr Bugge had once called his own. The hard, cruel times of the ballad, when the dwellers on the western coast treated castaways so inhumanly, had long passed. The shipwrecked were now treated with love and kindness, as they are in our own time. The dying mother and the unfortunate child would have been treated with the utmost care and tenderness, wherever the storm had driven them; but nowhere could they have received more sincere kindness than in the hut of that poor fisherwoman who, only yesterday, had stood with a sorrowful heart beside the grave of her child who, if God had allowed him to live, would today have completed his fifth year.
No one knew the identity of the dead woman or from where she had come. The broken fragments of the wrecked ship brought no explanation.
No letter or news of the daughter and son-in-law was ever received at the rich merchant's house in Spain. They could not have reached their destination, considering the violent storms that had raged for the last few weeks. For months they waited, before admitting to themselves the sad truth: "All lost! All perished!"
But in the hut of the fisherman near the sand dunes of Hunsby there was now a tiny infant.
Where God provides food for two there is sure to be enough for a third; and near the sea there is always at least a plate of fish for hungry mouths. They christened the little one Jörgen.
"Surely he must be a Jewish child," people said; "his skin is so dark." - "He may just as easily be Italian or Spanish," said the clergyman. To the fisherman's wife all three races seemed very much the same, but it was a great comfort to her to know that at least the child was really a baptized Christian.
The boy thrived, his noble blood sustaining warmth and gaining strength from the poor fare, as he grew in that humble hut; the Danish language, as spoken in West Jutland, became his own language. The pomegranate seed from Spain had become a sea-grass plant on Jutland's western coast, and in this home, so foreign to his inheritance, he took root for the rest of his life. He was to experience hunger and cold, a poor man's wants and troubles, but also he was to know a poor man's pleasures.
For everyone childhood has its high lights, and the memories of these sparkle throughout one's whole life. What a full share of play and pleasure he had! All the miles of shore were strewn with playthings for him; it was a mosaic of pebbles, red as coral, yellow as amber, or white and round as birds' eggs, all bright with colors, and smooth and polished by the sea. Even the dried-out skeleton of a fish, the water plants, dried by the wind, or the shiny, white seaweed, long and narrow like strings fluttering among the rocks, were a delight to eye and heart. The boy was a wide-awake child, full of ability. How he could remember all the old stories or songs he had ever heard! And how clever he was with his fingers! He could make sailing ships out of stones and shells or draw pictures that were quite an ornament to the room. He could "carve his thoughts out of a stick," as his foster mother said, when he was still only a little boy, and his voice was so sweet and caught the strain of a melody so quickly! That little heart was attuned to many fine harmonies which might have rung throughout the world if he had been placed in a less narrow home than the fisherman's hut near the North Sea.
One day a box of rare flower bulbs drifted ashore after a shipwreck. Some were taken out and made into soup, with the idea that they might be good to eat; others were just left to rot in the sand and never fulfilled their destiny, never unfolded the glorious beauty of form and color that lay hidden within them. Would such be the case with Jörgen? Life was soon over for the flower bulbs, but he still had many years to live and struggle.
It never occurred either to him or his foster parents that their lives were lonely and monotonous; days went by, and there was plenty to do and hear and see. The ocean itself was a great book of lessons; every day it seemed to turn over a new page, storm or calm. A shipwreck was an exciting event. The visit to the church was a festive event. Twice a year the fisherman's hut had a visitor, and a very welcome one. This was the eel seller from Fjaltring, up near Bovbjerg, who was the brother of Jörgen's foster mother. He came with a red wagon full of eels; it was shut up like a box, and had blue and white tulips painted on it. It was drawn by two black oxen, and Jörgen was permitted to drive them.
The eel man had a good head on him. He was a jolly guest; he always brought a little keg of schnapps, and everyone had a drink of it, sometimes from a coffee cup, if there were not enough glasses. Even Jörgen, little as he was, had a thimbleful; that was so he could digest the fat eels, said the eel man. Then he would tell them his old story, and whenever he heard people laugh at it, he always repeated it at once, to the very same people, as all talkative folks do. And as Jörgen used phrases from this story throughout his youth and later in life, we had better listen to it.
"The eels played out in the river, and Mother Eel said to her daughters, when they had begged for permission to explore a little way up the stream, 'Don't go too far! The wicked man with his spear will come and catch you all!' But they did go too far, and of the eight of them only three returned to their mother and wailed out their story, 'We had only gone a little distance beyond the door when the ugly man with the spear came and stabbed our five sisters to death!'
" 'They'll come back,' said the eel mother.
" 'No,' said the daughters. 'For he skinned them and cut them into bits and fried them.'
" 'They'll surely come back,' said the eel mother.
" 'Yes, but he ate them!'
" 'Still they'll come back,' said the eel mother.
" 'But he drank schnapps afterwards!' said the daughters.
" 'Oh, my! Oh my!' howled the eel mother. 'Then they'll never return! For schnapps drowns eels!'
"And for that very reason people should always take a little schnapps after eating them," finished the eel spearer.
And this story ran like a thread of gold tinsel - his most humorous recollection - through the web of Jörgen's life. He too wanted to go past the threshold, "a little way up the river," or rather out into the wide world in a ship; but his foster mother objected, just as Mother Eel had objected, "There are so many wicked men with spears." He longed to go a little past the sand dunes into the heath. And at last he did for four pleasant days, the brightest of his whole childhood; and he saw all of Jutland's happy, homelike beauty and sunshine. He went to a party; it was a funeral party.
A wealthy relative of the fisherman had died; his farm was far inland, "to the east, a bit northerly," as the saying goes. Jörgen's foster parents had to go, and they took him with them. They passed from the dunes over heath and swamp to the green pastures where the Skjaerum River hollows out its bed - that brook full of eels, where lived Mother Eel and her daughters whom the wicked people speared and cut in pieces. And hadn't men often acted just as cruelly toward their fellow men? The good knight, Sir Bugge, whose name lives in the old song, was murdered by wicked men; and, though he himself was called "good," he is said to have come very close to slaying the architect who built his castle, with its tower and thick walls, on the slope where the brook Skjaerum falls into the Nissum Fiord, just where Jörgen now stood with his foster parents. The ramparts and the red crumbling fragments of the walls could still be seen.
It was here that Sir Bugge, after the architect had left, ordered one of his men to follow him. "Say to him, 'Master, the tower leans to one side.' And if he turns and looks to find out, you must slay him and take from him the money I have paid him; but if he turns not, let him depart in peace." The man obeyed, but the architect did not turn; rather did he answer clearly and boldly. "The tower does not lean, for I have built it well; but one day a man shall come from the West in a blue cloak, and he shall make it lean." And a hundred years later this came to pass, for the North Sea broke in and the tower collapsed; but Predbjörn Gyldenstjerne, who owned the castle at that time, built a new mansion on the slope higher up; this is still standing, and is called Nörre Vosborg.
Jörgen and his foster parents had to pass this place, so now he saw this and other spots that he had heard stories about in the long winter evenings. He saw the castle, with its double moats choked with trees and bushes, and its rampart overhung with bracken. But the loveliest sight to him were the tall lime trees that reached right up to the roof and filled the air with fragrance. In the northwest corner of the garden stood a large bush bearing flowers as white as snow - they seemed strange to him among the green leaves of summer. It was an elderbush, the first he had seen blooming; that bush and the lime trees were stored safely away throughout the years in a corner of his mind, a bit of the fragrance and beauty of Denmark, "kept to delight the old man."
The journey continued and became still more pleasant; for outside Nörre Vosborg, where they had found the flowering elderbush, they met other people who were also going to the funeral, and drove on with them. Of course, all three of them had to sit on a little wooden chest with iron trimmings at the rear of the carriage, but they decided even that was better than walking. The carriage rolled away over the rough hillocks of the heath, and the oxen that drew it stopped to graze whenever a patch of fresh grass appeared among the heather. The sun shone warmly, and they saw the strange sight of rising smoke in the distance, as transparent as though beams of light were rolling and dancing over the heath. "That is Loki driving his flock," people said, and that was enough explanation for Jörgen. He felt as though he were driving right into fairyland - and yet everything was real! And how still it all was about them!
The heath spread out before them, a wide, rich carpet, with the heather in blossom. Mingled with the dark green juniper and fresh oak shoots, it studded the ground as if with bouquets. This was an inviting place to throw oneself down, if it were not for the many poisonous snakes people said were there. And people spoke too of the wolves that used to be found there so often that the district was known as Ulvborg Herred. The old man who was driving the wagon told them how, in his father's day, the horses often had fierce battles with wild beasts since exterminated, and how one morning he found a horse trampling on a wolf he had slain, while his own legs were quite bare of flesh which had been gnawed off in the struggle.
The wagon rolled too quickly over the rough heath and through the deep sand. They reached the house of mourning, where they found many strangers inside and outside; many wagons stood side by side, with their horses or oxen turned out to seek meager pasture; from the back of the house great sand dunes, like those at home near the sea, extended far and wide. How could they be here? It was twelve miles into the country, yet they were as tall and large as those by the shore. The wind had lifted them up and blown them here; they too had a history.
Psalms were sung, and a few of the older people wept, but aside from this, everything was very pleasant, Jörgen thought. There was plenty to eat and drink; the finest fat eels, with schnapps afterwards "to settle the eels," as the eel seller had said. And his words were certainly carried out at this gathering.
Jörgen went in and out of the house, and by the third day he was as thoroughly at home there as in the fisherman's hut among his own sand dunes, where he had spent all his life. But the heath here was far more beautiful, with its myriads of brilliant blossoms and luscious sweet bilberries, growing so thickly that if one stepped on them, the ground became stained with their red juice. Here lay an old viking grave, and near it lay another. When the mysterious columns of mist curled upward through the calm air, they said, "The heath is on fire." It shone brightest toward evening.
But the fourth day came at last and brought the end of the wake; it was time to return from the inland sand dunes to the coastal sand dunes.
"Ours are the real ones after all," said the father. "These have no strength."
Then they talked about the sand dunes, and how they came to be here, and this was very interesting. The peasants found a corpse on the shore and buried it in the churchyard; then the sand began to fly about, and the sea broke in with violence. A wise man of the parish advised that the grave be opened, for if the stranger were found sucking his thumb, they could then be sure that he whom they had buried was a merman, and that the sea would not rest till it had fetched him back. So they opened the grave, and sure enough, the dead man lay with his thumb between his lips. He was quickly laid on a cart drawn by two oxen, and as though stung by hornets they rushed with him over heath and moor to the sea. That stopped the shower of flying sand, but the dunes that it formed are still there.
That was what Jörgen learned and carried away with him from the happiest days of his childhood - those four days at the funeral party.
How wonderful it was, he thought, to go out into the world and see new places and new people! And he was to go still farther away. Before he had finished his fourteenth year - he was still a child - he did actually go out to look at he world, through the eyes of a cabin boy. Now he had to endure bad weather, rough seas, and evil men; scanty fare, cold nights, the rope's end, and blows from a hard fist - yes, such were his experiences. There was something in his noble Spanish blood that continually boiled over and brought hot words to his lips. He soon learned it was wisest to restrain them, but in doing so, he felt somewhat as the eel must feel when it is skinned, cut up, and tossed into the frying pan. "I shall return again!" said a voice within him.
Now the ship touched at the Spanish coast, the home of Jörgen's parents, in fact at the very town where they used to live in splendor and happiness. But he knew nothing of his homeland or his relatives, and even less did his family know of him. The shabby cabin boy was not even permitted to go ashore while the others went; but on the last day it happened that some provisions had been bought, and Jörgen was told to carry them on board.
There stood Jörgen in his wretched clothes that looked as if they had been washed in a ditch and dried in a chimney; this was the first time that he, the dweller of the sand dunes, had ever seen a great city. How tall the houses were, how narrow the streets, swarming with human beings constantly rushing to and fro, a regular whirlpool of townspeople and farmers, monks and soldiers - a clamor, a screaming, a jangling of bells from asses and mules, a clanging of bigger bells from the churches - song and musical instruments - knocking and hammering, for every tradesman seemed to have his shop either on his threshold or on the sidewalk. And all the while the hot sun burned down, and the air was heavy. It was as if one had entered a bake oven full of beetles, cockchafers, bees, and flies, all humming and buzzing with all their might; Jörgen hardly knew if he were walking or standing still.
Suddenly he saw before him the mighty portals of a cathedral, with lights streaming out through the twilight of the colonnades, and the fragrance of incense saluting him. Even the poorest beggar in rags could venture to climb those stairs and enter. The sailor who had taken Jörgen ashore went into the church; Jörgen followed, and soon he stood in the sanctuary. Colored pictures glowed out from golden backgrounds; amid flowers and candles at the altar he beheld the Blessed Virgin holding the Holy Child; priests in their vestments were chanting, while pretty choirboys swung silver censers. What magnificence he saw there! All this glory and beauty, streaming into Jörgen's soul, nearly overpowered him. The church and the faith of his fathers surrounded him and awakened a chord in his soul, causing tears to come to his eyes.
From the cathedral they proceeded to the market. A heavy load of provisions was piled upon him. It was a long way back, and when he grew tired he wanted to rest in front of a large and splendid palace decorated with statues and marble pillars, with broad steps. But as he rested his burden against the wall a porter dressed in gold lace bustled out, waving a silver-headed cane, and drove him away - him, the grandson of that house! But no one knew it, himself least of all.
And so he returned to the ship and accepted, as before, his share of cuffs, broken slumbers, and hard work. Such was his first experience in life! "It is good for a man to bear the yoke in his youth," they say: "Yes, if he makes up for it in old age."
When the term of his signing on was ended, and the ship was anchored in the Ringkjöbing Fiord, he went home to the Hunsby sand dunes. But his foster mother was dead - she had died during his voyage.
A hard winter followed, with snowstorms raging over sea and land. It was difficult to get from one place to another. How differently are things divided in this life. Here were icy cold and driving snowstorms, while in Spain the sun burned too fiercely. And yet one clear frosty day, while Jörgen watched the swans flying from the ocean across the Nissum Fiord toward Nörre Vosborg, he felt that here, in the northern land, he could breathe more freely. And Denmark had its beauty of summer too; he imagined he could see the heath with its flowers and ripe, juicy berries, while the lime trees and elderbush of Nörre Vosborg stood blooming before him. He must go back there again.
It was toward spring, and the fishing began. Jörgen helped, for he had grown during the last year; he was quick and alert at his work, and there was no lack of spirit in him. He could swim and tread water, turn over and tumble in the water. The often warned him to beware of the mackerel shoals, which, it is said, seize the best swimmer, drag him down into the water, and eat him - that would be the end of him. But that never happened to Jörgen.
Among his neighbors on the sand dunes was boy named Morten. He and Jörgen had become good friends, and now they shipped out together on a vessel bound for Norway. Afterwards, they went to Holland together. They had never quarreled, but when one is hot-blooded by nature, one can easily start something; and that Jörgen did one day, over nothing. They were sitting together, behind the cabin door, eating off the same clay dish, when Jörgen, who held his pocket knife in his hand, raised it toward Morten with a threatening gesture, his cheeks deadly pale and his eyes blazing with fury. But Morten only said, "So you're the sort who uses a knife!" At those words Jörgen's hand was lowered; he said no word, but finished his dinner and went off to work Morten and said, "Hit me in the face! I deserve it. There's something in me that's always boiling over."
"Oh, forget it," said Morten, and they became better friends than ever.
When they had returned home to the sand dunes, and people heard the story of this quarrel, they said that Jörgen was like a pot that easily boiled over, but that he was an honest pot, anyway.
"But he's no Jutlander. No one can call him a Jutland pot," was Morten's witty answer.
They were both young and healthy, well built, and with strong limbs. Jörgen was the more active.
Up in Norway the peasants go into the mountains and take their cattle there to find pasture. On the western coast of Jutland, the fisherman build huts among the sand dunes. They build them with planks from shipwrecks, and cover them over with heath and turf; here the fishermen live and sleep during the early spring. Each fisherman has a girl as a servant - she is called his aesepige; she supplies the bait for the hooks, must be ready on the wharf with warm ale to refresh him, and cooks his food when he returns to his hut, tired and hungry. The girls carry the fish up from the boat, cut it up, and, in short, have plenty to do.
Jörgen, his foster father, a few other fishermen, and their girls had a hut together; Morten lived in the next hut.
One of the girls, named Elsa, had known Jörgen ever since they were both little children; they were quite fond of each other and always happy to be together. They were much alike in disposition, but quite different in appearance, for Jörgen was very dark-complexioned, while her skin was white, her hair as yellow as flax, and her eyes as blue as the sea on a sunny day.
One day Elsa and Jörgen were walking together, and Jörgen was holding her hand in a warm, fervent grasp, when she said to him, "Jörgen, I want to unburden my heart to you. Let me be your aesepige, instead of Morten's. I know he has hired me, but you're like a brother to me, and Morten - he and I are sweethearts. But now, don't go and tell everybody else about it!"
Jörgen felt as if the sand dunes were whirling beneath him. He didn't say a word; he only nodded - and that was the same as saying, "Yes." This was all that was necessary to make him feel a bitter hatred in his heart for Morten. The more he thought about it, the clearer he realized that Morten had robbed him of the only creature he loved. Never before had he understood his own feelings toward Elsa, and now all hope of winning her for himself was gone.
When the fishermen are returning home over a fairly rough sea, it is interesting to see how the boats pass over the sand reefs. One man stands upright while the rest watch him, sitting with their oars ready to use the moment he signals that a great wave is coming which will lift the boat over the reef. It comes, and the vessel is tossed up so that its very keel can be seen from the shore; in another moment the entire boat vanishes from sight and neither boat, men, nor mast can be seen - you might imagine the ocean has swallowed everything up; another moment, and the boat reappears, crawling up the wave like a mighty sea monster, its oars moving like the creature's legs. The second and third reefs are crossed in the same way, and then the fisherman spring into shallow water and drag their boat ashore. Every wave helps them, until finally they have it beyond the reach of the breakers. But the slightest mistake in the signal when passing those reefs, the delay of a moment, and they would be shipwrecked.
"It would soon be all over with me and Morten too, if that happened," came into Jörgen's mind out at sea. They were approaching the outer reef when his foster father suddenly became seriously ill; the fever had seized him. Jörgen jumped up and stood in the bow. "Father, let me take your place!" he said; and his eyes moved from Morten to the sea, and from the sea back to Morten, as the oars swung on with the steady strokes, and the great wave rolled toward them. Then suddenly his look fell on the pale face of his foster father, and he could not obey his wicked impulse. The boat crossed the reefs in safety, and in safety they came ashore. But that evil thought still lurked in Jörgen's heart and roused every little fiber of bitterness that he remembered from his childhood days; but he could not weave the fibers together, so he dismissed it all from his mind.
He felt that Morten had robbed him, and that was reason enough to hate him. Some of the fishermen noticed the change in Jörgen, but Morten himself saw nothing; he was just the same as ever, ready to help and eager to talk - in fact, a little too much of the latter.
Jörgen's foster father took to his bed; it became his death bed, for a week later he was dead. Jörgen was his heir, now master of the cottage behind the sand dunes. It was a poor enough hut, but still it was something; and Morten didn't have so much.
"I suppose you won't go to sea again, Jörgen," said one of the old fishermen. "You'll always stay with us now."
But that was by no means Jörgen's thought; on the contrary, he thought about seeing some more of the world. The eel seller up at Fjaltring had a cousin up at Old Skagen, also a fisherman, but wealthy, and a shipowner too; they said he was a kindly old man with whom it would be very pleasant to take service. Old Skagen lies way up at the northern part of Jutland, as far away from the Hunsby sand dunes as one can go; that part of the idea pleased Jörgen best; he had no intention of attending the wedding of Elsa and Morten, which was to take place in a couple of weeks.
It was foolish for Jörgen to go away, said the old fisherman; now that he had a house of his own Elsa would very likely prefer him to Morten. Jörgen's reply was so abrupt that it wasn't easy to make out his meaning. The old man brought Elsa to him; she didn't say much, but she did say: "You have a house; that must be considered."
And Jörgen did consider many things. The ocean has its heavy waves, but the waves of the human heart are even heavier; many thoughts, strong and weak, passed through Jörgen's heart and head before he asked Elsa, "Suppose Morten had a house as good as mine; which of us would you rather have?"
"But Morten doesn't have one, and never will have one."
"But suppose he did have one."
"Why then I'd take Morten, of course; for that's the way I feel about him! But one must have something to live on."
All night Jörgen thought over this answer. There was something within him, he found, something he himself couldn't figure out; it was stronger even than his love for Elsa.
He went to Morten, and what he said and did had been well considered; he offered to sell his house to him on the lowest possible terms, explaining that it would please him better to go to sea again. When Elsa heard about it, she thanked him with a kiss, for she really did love Morten better.
Jörgen was going to leave early next morning. Late the evening before, he had a sudden desire to go to see Morten once more. On his way among the sand dunes he met the old fisherman, who greatly disapproved of his leaving, and who declared Morten must carry a charm sewn up in his pocket to make the young girls fall in love with him. Jörgen brushed aside such talk and bade him farewell. Then he proceeded to Morten's hut where he heard loud voices; evidently Morten was not alone. For a moment Jörgen stood irresolute; least of all did he want to meet Elsa there, and now that he thought it over, he would prefer not having Morten thank him all over again. So he turned back without entering.
Next morning, before daylight, he tied up his bundle, gathered his provisions, and started through the sand dunes to the shore. It was easier walking by the sea than along the heavy, sandy road, and besides it was shorter, for he was going first to Fjaltring, near Bovbjerg, where lived the eel seller, whom he had promised to visit.
The ocean was smooth and blue, and as he walked he crushed under his feet the shells and pebbles, the playthings of his childhood. As he was walking his nose began to bleed, and a couple of large drops fell on his sleeve; it seemed a trivial enough matter, but a trivial matter can sometimes be of importance. He soon stopped the bleeding, wiped his sleeve, and walked on. It seemed as if this had cleared both his heart and head. When he found sea kale growing in the sand, he broke off a branch and stuck it in his hat, determined to be joyful and happy; wasn't he going out into the world "a little way up the river," as the young eels had so longed to do? "But beware of wicked people, who will spear you, skin you, cut you in pieces, and lay you in dishes!" he repeated to himself. "I'll slip through the world whole-skinned. Courage is a strong weapon."
The sun was already high when he reached the narrow inlet between the North Sea and the Nissum Fiord; then he looked back and made out in the distance two men on horseback with others following them, all riding at great speed. This did not concern him.
The ferry boat was on the opposite side of the bay, but Jörgen shouted till it came across for him. He sprang on board, but before the ferry was halfway across, the men who had followed him on horseback arrived on the shore, and with threatening gestures called for him to return in the name of the law. Jörgen couldn't imagine what it meant, but thought it would be best to return; so he took the oar himself, and rowed back. In an instant the men had leaped into the boat and before he was aware of it, they had bound his hands together with a rope. "It's well you're caught!" they said. "Your crime will cost you your life!"
He was accused of nothing less than murder! Morten had been found stabbed in the neck with a knife; late, the evening before, one of the fishermen had met Jörgen on his way to Morten's house, and it was remembered that it wasn't the first time Jörgen had threatened Morten with a knife; there seemed no doubt that he was the murderer.
Now the question was where to confine him. Ringkjöbing was the proper place, but it was a long way off, and the wind was against them. In less than half an hour they had crossed Skjaerum Fiord, and now they were only a quarter of a mile from Nörre Vosborg, which was a strong mansion with moats and ramparts. One of the men in the boat was the brother of the keeper of this mansion; he suggested that they might get permission to confine Jörgen, for the time being, in the dungeon where Long Margrethe, the gypsy, had been imprisoned until her execution.
No one listened to Jörgen's denials, and those few drops of blood on his shirt were silent witnesses against him. Conscious of his innocence and of the fact that there was no chance of his being cleared, he calmly resigned himself to his fate.
They landed near the old rampart, where the castle of Sir Bugge had stood - it was the very same spot that Jörgen's feet had trodden years before when he had gone with his foster parents to the funeral party, where he had spent those four happy days on the heath. By the very same path they now led him up to Nörre Vosborg; and here, as then, the elderbush was in full bloom, and the tall lime trees wafted their fragrance to him - he might have imagined it was only yesterday that he had been here last.
Under the grand staircase in the western wing of the building a passage leads into a low-roofed vaulted cell; it was from here that Long Margrethe was led to her execution. She had confessed to having devoured the hearts of five children and believed that, could she have eaten two more, she would have been able to make herself invisible and fly away. In the cell was a tiny, narrow airhole in the wall; but the lime trees outside sent none of their refreshing fragrance within; all was cold, damp, and moldy. There was only a rough bench in the cell; but a good conscience makes an easy pillow, so Jörgen could really lie comfortably.
The thick wooden door was closed and the iron bolts were shot, but superstition can creep through the keyhole of a mansion as well as a fisherman's hut; and as Jörgen lay in the silence and darkness he could not help thinking of Long Margrethe and her horrible crimes. Her last thoughts had filled that narrow dungeon the night before her execution. Nor could he help remembering the black arts that had been practiced by the owner of this mansion, Herr Swanwedel, when he lived there many years ago, and how the watchdog that guarded the bridge had every morning been found hung in his chains across the railing. Such thoughts came to Jörgen's mind and made him shiver; but a sunbeam, a refreshing thought from without, also came to his mind, the remembrance of the blossoming elder and lime trees.
He was not left here long, but was removed to Ringkjöbing; but there his imprisonment was none the less rigorous. For Jörgen's times were not like ours; they were hard times for poor men; peasant farms and peasant settlements were still being converted into new knights' estates. The coachman or valet of a nobleman was often appointed village judge, with power to condemn the peasant to a severe flogging or the loss of all his property, for some trifling offense. And thus, in Jutland, far from "The King's Copenhagen," and the wise and just rulers of state, the law took its course with little regard for justice. Jörgen could expect that his case would be delayed.
His wretched cell was bitterly cold; when would this misery end? Innocent, he had been thrown into misfortune and sorrow; that was his lot! He had plenty of time to think over the hard dealing that this world had given him, and to wonder why this fate had been allotted him. Still, all would correct itself in that "second life" which assuredly awaits us. In the poor fisherman's cottage that faith had taken firm root in his soul; the light that, even amid the sunshine and plenty of Spain, could not pierce the darkness of his father's mind was sent to him to comfort him in poverty and distress, a sign of the mercy of God, which never disappoints.
Now the spring storms settled in. The roaring of the North Sea can be heard for miles inland, and when the tempests abate there is a thundering as of hundreds of heavy wagons rolling over a hard tunneled road. In his dungeon Jörgen heard this sound, and it was a relief to him; no old melodies could so move him as the music of the rolling ocean - the boundless ocean that had carried him throughout the world with the speed of winds - the ocean over which men pass, carrying their own house with them like the snails carry theirs, always standing on their own native ground, even in foreign lands. How he listened to that deep thunder! How his thoughts surged into a turmoil within him! Free, free! How wonderful to be free - even if with a patched shirt and shoes without soles! Sometimes his soul burned with indignant anger, and he pounded the wall with his clenched fist.
Weeks, months, a whole year passed, and then the gypsy Niels Tyv, the horse dealer, as he was called, was picked up, and then better times came; it was established that Jörgen was innocent.
The evening before Jörgen's departure - the night of the murder - Morten and Niels Tyv had met at a little tavern north of Ringkjöbing Fiord. A couple of glasses were emptied, not enough to get drunk on, but enough to loosen Morten's tongue; he began to boast of having bought a house and of getting married, and when Niels asked from where he was getting the money, Morten proudly slapped his hand to his pocket.
"The money's here, right where it ought to be," he said. This boast cost him his life, for when he rose to go Niels followed him, and stabbed him in the back with a knife - all for the sake of money that was not in his pocket at all.
There was a great deal of talk about the affair, but for us it is enough to know that Jörgen was released. But what compensation did he receive for the long, weary days he spent in the cold and loneliness, and for being despised by his fellowman? Why, he was told it was lucky for him he was innocent; now he could go. To be sure, the mayor gave him ten marks for traveling expenses, and several citizens of Ringkjöbing offered him beer and good food, for there are a few kind hearts in the world; not all men "spear, skin, and devour" their fellows.
But the best thing of all was that a merchant from Skagen named Brönne - the same man with whom Jörgen had intended to take service before his imprisonment - had come to Ringkjöbing on business at just that time and heard the whole story. He was kindhearted and sympathized with Jörgen's sufferings; now he would do him a little kindness and prove to him that there are some good people in the world.
Out of prison, not only to freedom, but to a paradise of love and kindness! But it is no man's fate to drain a cup of unmixed bitterness. If even man could not endure to offer such to his fellow man, how could the all-loving God?
"Let the past be dead and buried," said Merchant Brönne. "We'll draw a heavy black line over the last year and burn the calendar, and in two days we'll be off together for Skagen - happy, friendly, peaceful Skagen! People call it the out-of-the -way corner of the country; it's a blessed chimney corner, with windows opening out to the whole wide world!"
What a journey! To breathe the fresh air again; to emerge from the cold damp prison air into the warm sunshine! The heath was gay with blooming heather; the shepherd boy perched on a warrior's grave mound, shrilling his flute made from sheep bones; Fata Morgana, the beautiful mirage of the desert, flaunted her hanging gardens and floating woods, and the wonderful transparent phenomenon called "Loki driving his flock" could be seen.
They traveled up toward the Lime Fiord, toward Skagen, through the land of the Vends, whence the men with the long beards - which had earned them the name of Lombards - had emigrated when, in the days of the famine under King Snio, it was decreed that all the children and old people should be put to death. But Gambaruk, a noble woman of great wealth, had proposed instead that all the young should leave the country.
Jörgen was learned enough to know all this, and although he had never seen the land of the Lombards beyond the Alps, he could easily picture it to himself, for had he not in his boyhood seen the south, Spain? He could remember clearly the piled heaps of fruit, the scarlet pomegranate blossoms, the noise and din and ringing of bells in that great beehive of a city. But he still loved best the land of his home, and Jörgen's home was Denmark.
At last they reached "Vendilskaga," as Skagen is called in the old Norse and Icelandic sagas. Even then old Skagen, with its Easter and Westertown, stretched for miles with sand dunes and farmland as far as the lighthouse near Grenen. Houses and farms were strewn among the shifting sand dunes - it is a wild land where the wind plays constantly in the loose sand, and where the screams of sea gulls, sea swallows, and wild swans cut sharply through the eardrum.
A few miles southwest of Grenen is High or Old Skagen; here Merchant Brönne lived, and here Jörgen would now live. The house was tarred; each of the little outhouses had an inverted boat for a roof, and driftwood joined together formed the pigsty. There was no inclosure, for there was nothing to inclose; but on ropes, strung in long rows one above another, hung countless fishes drying in the wind. The whole shore was strewn with dead herring; in fact, the nets could hardly be thrown into the sea before they would be filled with them. Great loads of herring were caught and taken inland. They were so plentiful that many were often thrown back into the sea or left to rot on the sand.
The merchant's wife and daughter, and even the servants, rushed out in delight to greet the father when they arrived home. There was such handshaking, so much noise, so much to talk about! And the daughter had such a sweet face and lovely eyes!
The house was cozy and roomy inside; the table was set with plates of fish, flounder fit for a king, and wine from Skagen's own vineyard, the great ocean, from which the grapes drifted ashore already pressed, both in barrels and bottles.
When mother and daughter had heard who Jörgen was, and learned how cruelly he, an innocent man, had been treated, they looked upon him with kindness, and the beautiful Miss Clara's bright eyes sparkled more warmly than before.
Jörgen found a blessed home in Old Skagen; it did his heart good; it had suffered so much cruelty, even the bitterness of love, which either softens or hardens the heart. But Jörgen was still young, his heart still soft, and there was a vacant place in it. For that reason it was perhaps just as well that in three weeks Clara was to sail for Christiansand, in Norway, to spend the winter with an aunt.
The Sunday before her departure, all were to go together to Holy Communion. The church was large and stately, built by the Dutch and Scotch many centuries before, and quite a distance from where the town is now situated. The church was somewhat dilapidated now, and the way through the deep sand made hard walking, but people did not mind these difficulties to get to the house of God, to sing psalms, and to hear the sermon. The sand was piled up outside the wall around the cemetery, but the graves had still been kept free of it.
It was the largest church north of the Lime Fiord. The Virgin Mary, with a golden crown on her head and the infant Saviour in her arms, was painted in bright colors above the altar; the holy Apostles were ranged around the choir, and high on the wall there hung portraits of Skagen's old burgomasters and councilmen, with their insignia of office. The pulpit was carved. The sun shone brightly into the church, lighting up the polished brass chandelier and the little vessel that hung down from the roof. Jörgen was overwhelmed by the same pure, childlike feeling of devotion that had thrilled his soul when, a boy, he had stood in the rich Spanish cathedral. But here the feeling was different, for in this place he felt that he was one of the congregation.
After the sermon came the Communion, and when Jörgen knelt with the others to receive the consecrated bread and wine, he found that he was kneeling next to Miss Clara. But his thoughts were so raised to God and the Holy Sacrament that not until they rose did he realize that she had been his neighbor. Then he saw the salt tears rolling down her cheeks.
Two days later she sailed for Norway, and Jörgen went out to help on the farm and with the fishing; there were more fish to be caught there in those days than there are now. Shoals of mackerel shone brightly in the darkness of the night, thus betraying the course they were following. The sea robins snarled, and the crabs gave pitiful cries when they were caught; fish are not as voiceless as people say. Jörgen was more quiet than they; he kept his secret - and yet some day it would perhaps burst forth.
Every Sunday when he sat in church and his eyes rested on the picture of the Virgin Mother, they also paused a moment on the spot where Miss Clara had knelt beside him, and he thought of her and her kindness to him.
The autumn brought its rain and sleet. The water rose up in the town of Skagen, for the sand could not absorb it all; people had to wade through it, and sometimes even sail through the streets in boats. Snowstorms and sandstorms followed; ship after ship was wrecked on those fatal reefs; the sand whirled about and buried the houses until the occupants had to creep out through the chimneys. But that was not an unusual occurrence there. Indoors were comfort and warmth; the blazing and crackling fires were fed with peat or with dried wood from the wrecks, and Merchant Brönne read aloud from an old chronicle. He read about Prince Hamlet of Denmark and of how he landed from England and fought a great battle near Bovbjerg; his grave was at Ramme, only a few miles from the eel seller's home, where the heath was like an immense cemetery, studded with hundreds of viking grave mounds. Merchant Brönne had visited Hamlet's grave. There was more talk of the olden days and of their English and Scottish neighbors, and then Jörgen sang the old ballad about "The King of England's Son," about the stately ship, and how it was decked out:
The blessed words of our dear Lord
Were written in gold on panels aboard.
On the prow, in colors rare,
The King's son clasped his maiden fair.
Jörgen sang this verse with especial sincerity, while his eyes, luminous and black from his birth, sparkled with more fire than ever.
Thus the evenings passed pleasantly, with song and reading; all were happy in that house, even the very animals. The tin shelves gleamed with clean plates; hams and sausages hung under the ceiling, and they had winter supplies in abundance. Many rich farmhouses like this are still to be found in West Jutland, abundant as this one in good comfort, good cheer, good sense, and good humor, and like the tent of an Arab for hospitality.
Jörgen had never spent so happy a time, at least since the four days of the funeral, when he was a child. And still Miss Clara was absent; but she was never absent from their thoughts or conversation. In April a vessel was to be sent out to Norway to bring her home, and Jörgen was to go with it.
He had become so joyous and hearty, Mother Brönne said that it was a pleasure to look at him.
"And so it is to look at you!" said the old merchant. "Jörgen has put new life in our winter evenings, and in Mother too. Why, you have grown younger this year! You were once the prettiest girl in Viborg, and that's saying a lot, for I've always considered the girls of Viborg to be the prettiest."
Jörgen said nothing in reply, but he couldn't help thinking of one Skagen girl, the one he was to bring home.
One morning Merchant Brönne went out to the lighthouse, which stands quite some distance from old Skagen, but not far from Grenen. The signal lights had been extinguished for quite some time, for the sun was already high when he climbed the tower. Four miles from the extreme point of land the sand reefs stretched under water. Many ships could be seen that day, and among them, with the help of his telescope, he believed he could distinguish the Karen Brönne; that was the name of his vessel. Yes, there she was, sailing home with Clara and Jörgen on board! Clara sat on the deck and saw the sand dunes slowly appear in the distance. If the wind held, they would be home in an hour. So near were they to home and its happiness, so near to death and its terrors.
Suddenly a plank gave way in the ship, and the water poured in! They tried to plug the leak; the pumps worked furiously; the sails came down, and the distress flag was hoisted. They were still four miles out at sea, and the fishing boats that they could see were too far off. The wind carried them landward; the tide was in their favor; but they were not strong enough. When the ship began to sink, Jörgen threw his right arm about Clara.
What a look she gave him as, crying on the holy name of our Lord, he leaped with her into the ocean! She shrieked in terror, but she knew he would never let go his hold.
On the prow, in colors rare,
The King's son clasped his maiden fair.
Jörgen acted out the old words in this moment of terror and peril; how fortunate that he was an excellent swimmer! He made his way with his feet and one free hand, the other clasped tightly around the girl. Now he floated; now he trod water with his feet, using every trick he knew to husband his strength so that it might last till he reached shore. When he heard the girl sigh, and felt a shuddering thrill pass through her body, he only held her closer. Now a wave rolled over them, but the current still carried them on; the water was so deep and clear that for a moment he fancied he saw shoals of mackerel flashing beneath them - or was it Leviathan, waiting to devour them? Shadows of the clouds swept over the water, to be followed by dazzling sunshine; flocks of birds flew screaming overhead while wild ducks, heavily and sleepily drifting on the surface of the water, started into the air in panic at the sight of the swimmer. Jörgen felt his strength going fast when he was only a few cables' lengths from shore. But help was coming - a boat was drawing near! Just then he distinctly saw a white figure in the water. A wave lifted him up; the figure came nearer; he felt a stunning shock, and everything became dark around him.
There on the sand reef lay the wreck of a ship with the sea partly covering it; the white figurehead leaned against an anchor, and only the sharp iron edge projected above the water. Driven on by the fatal force of the current, Jörgen had struck against this figurehead; in a daze he sank with his burden, but the next wave lifted him and the young girl.
The fisherman got them both into his boat; blood was streaming over Jörgen's face, and he looked as if he were dead; but he still held the girl so tightly they had to tear her from his arm. They placed Clara, pale and lifeless, in the boat and rowed toward Grenen. All methods of restoring her were tried, but in vain - she was dead. For some time Jörgen must have been carrying a corpse, struggling and wrestling for the life of one who was already dead.
"Jörgen still breathed, and they carried him to the nearest cottage in the sand dunes. A sort of army surgeon - he was also a smith and a trader - who happened to be on the spot bound up his wound, and the next day a physician was sent for from Hjörring.
But his brain was affected; he lay raving and uttering wild cries until the third day, when he fell into a sort of trance. It seemed his life hung by a thread, and for this thread to give way, the doctor said, was the best wish they could have for him. "Let us pray for our Lord to take him; he will never be a man again."
But life did not leave him; the thread did not break, though memory and all other faculties of the mind were injured. It was horrible! Only a living body was left, a body that soon regained health and strength.
Jörgen remained in Merchant Brönne's home. "He lost his mind trying to save our child," said the old man. "He is now our son!"
"Crazy": that was what they called Jörgen now, but it was hardly the right word; he was like a musical instrument with loosened strings that have lost the power of sound. Very rarely, and only for a few moments, would the old power seem to return; then they would give old melodies, or a few chords would be played. Sometimes pictures of the past would seem to rise before his mind, but then they would fade away into the mist, and once more he would sit with a blank, motionless, thoughtless face. We can only hope that he did not suffer. His dark eyes had lost their brightness and looked like black clouded glass.
"Poor crazy Jörgen," people said. And this was he who before he was born, was destined to have such a rich, earthly fortune and such happiness that it would be arrogance, terrible vanity, even to wish for or believe in an afterlife. Were all the fine qualities of his soul wasted? Only cruel days, anguish, and broken hopes had been his lot. He was like a precious root which is torn from its rich soil and flung out to rot in the sand. Could this really be the destiny of a soul created in the image of God - a mere game, battered by the chances of this world? No! The God of love will compensate him in another life for all that he lost and suffered in this. "The Lord is loving unto every man, and his mercy is over all His works." The pious old wife of Merchant Brönne repeated these words from the Psalms of David in faith and comfort, and she prayed that our Lord would soon end Jörgen's life of sorrow and take him to enjoy "God's gift of grace," the life everlasting.
Clara lay buried in the churchyard, where the sand drifted over the walls, but Jörgen did not seem to know this. It never penetrated the narrow world of his thoughts, which lived only in fragments from the past. Every Sunday he accompanied the family to church, and sat quietly with a blank face. Once, during the psalm singing, he sighed deeply, and his eyes took on life. He was gazing at the altar, at the very spot where, over a year ago, he had knelt beside his dead friend; his face turned white, his lips murmured her name, and the tears rolled down his cheeks.
They gently led him from the church, but he told them that he was well, and that he had no recollection of what had happened. Poor soul, tried indeed, but not rejected by our Lord! For who dares doubt that God, our Creator, is all-wise and all-loving? Our heart and our mind give us this truth, and the Bible confirms it. "His mercy is over all His works."
In Spain, where gilded Moorish cupolas are fanned by the warm breezes amid laurels and orange trees, and where song and castanets are heard, a childless old man, the rich merchant, sat in his beautiful palace, sadly watching a procession of pretty children passing through the street with torches and waving banners. How much of his wealth would he not give to have such children himself! He thought of his daughter and her child who perhaps had never seen the light of this world, hence would never attain the glory of paradise. "Poor child!"
Yes, "Poor child!" indeed- a child still, though past thirty years old; for Jörgen had lived thus for many years in Old Skagen.
The flying sand had drifted over the graves in the churchyard up to the very walls of the church; here among those who had gone before them, among relatives and friends, the dead were still being buried. Merchant Brönne and his wife now rested here under the white sand, among their children.
It was early in the year, the time of storms; the sand curled up like smoke from the sand dunes; the ocean tossed huge waves; large flocks of birds, like storm clouds, flew screaming overhead, and ship after ship was wrecked on those fatal reefs that stretched along the coast from Skagen to the Hunsby sand dunes.
One afternoon, as Jörgen sat alone in his room. A sudden light broke in his mind; it was the same restless feeling that had often in his younger years driven him out over the sand dunes or the heath.
"Home! Home!" he said. No one heard him. He left the house, and sand and pebbles whirled around him and beat into his face. He went toward the church, where the sand lay drifted up against the wall and half covered the windows. The church door was unlocked and easy to open; Jörgen went in.
The wind raged and howled over the town of Skagen; such a hurricane had not been known within the memory of man. It was awful weather! But Jörgen was sheltered within the house of God, and while black night reigned outside, within him everything grew bright - bright with the light of the immortal soul. He felt as if the heavy stone in his head had burst with a clang! He imagined that the organ was playing, but it was only the storm and the roaring of the ocean that he heard. As he sat down in one of the pews he thought the candles were being lighted, one by one, until there was a blaze of light such as he had only seen in the land of the Spaniards. Then all the portraits of the old councilors and burgomasters came to life; they stepped down from the walls where they had hung for so many years, and seated themselves in the choir. Then the gates and doors of the church swung open, and all the dead entered, festively dressed, as was customary in the olden days; sweet music was played as they walked in and seated themselves in the pews. The psalm singing swelled like the rolling of the ocean. Jörgen's old foster parents from the Hunsby sand dunes were there, and the good Merchant Brönne and his wife, and beside them, next to Jörgen, sat their gentle, loving daughter. She gave her hand to Jörgen, and together they went up to the altar where they had knelt once before, and the pastor joined their hands and consecrated them to a life of love. Then the sound of the trumpet burst forth, marvelously like the voice of child, full of longing and expectation; it swelled into the sound of an organ, full of rich, glorious tones, blessed to hear and yet mighty enough to burst the tombstones on the graves.
The ship hanging in the choir sank downward, in front of them, and grew vast and splendid with silken sails and golden masts, with anchors of red gold and ropes of silken twine, like the ship in the old ballad. The bridal couple stepped on board, and all the congregation followed; there were room and enjoyment for all. Then the arches and walls of the church blossomed like the elder and the fragrant lime trees; joyfully they waved their green branches, and bowed, and parted. The ship was lifted up and sailed with them through the ocean, through the air. Every candle in the church became a tiny star; the winds sang a hymn, and all joined in:
"In love, to glory! No life shall be lost! Supreme happiness forever! Hallelujah!"
And these were Jörgen's last words in this mortal world, for the thread that held the immortal spirit snapped; only a lifeless corpse lay in the dark church, while the storm howled and covered it with drifting sand.
The next morning was Sunday, and the pastor and congregation set out for church. The road, buried in sand, was almost impassable. When they reached the church they found an enormous sand heap completely covering the door. Then the pastor prayed briefly and said that as God had now closed the door to this His house, they must go forth and raise Him a new one elsewhere. So they sang a psalm and returned home.
In vain Jörgen was sought throughout the town of Skagen and the sand dunes; it was supposed that the rolling waves of sand had buried him beneath them.
But his body was entombed in a vast sarcophagus, in the very church itself. During the storm our Lord cast earth over his coffin; the great heaps of sand lay above and around it, and they cover it to this day. The drifting sand lies piled above those mighty arches; thorns and wild roses now twine over the church, where the visitor struggles on toward its tower still showing above the sand. His tombstone may be seen for miles; no king ever had a more magnificent one. And no one will ever disturb the repose of the dead, for none until now has ever known his resting place; for this story was sung to me by the storm among the sand dunes.