Der Reisekamerad


Il compagno di viaggio


Der arme Johannes war tief betrübt, denn sein Vater war sehr krank und hatte nur noch Stunden zu leben. Niemand außer den beiden war in der kleinen Stube. Die Lampe auf dem Tisch war dem Erlöschen nahe, und es war schon später Abend.–
"Du warst mir ein guter Sohn, Johannes!" sagte der kranke Vater, "der liebe Gott wird dir schon weiterhelfen im Leben!" Und er sah mit ernsten, milden Augen auf ihn, holte noch einmal tief Luft und starb; es war gerade, als ob er schliefe. Aber Johannes weinte, denn nun hatte er niemanden in der ganzen Welt, weder Vater noch Mutter, weder Schwester noch Bruder mehr. Der arme Johannes! Er lag vor dem Bette auf seinen Knien und küßte des toten Vaters Hand und weinte viel salzige Tränen; aber zuletzt schlossen sich seine Augen, und er schlief ein, den Kopf auf der harten Bettkante.
Da träumte er einen sonderbaren Traum, er sah, wie Sonne und Mond sich vor ihm neigten, und er sah seinen Vater frisch und gesund wieder und hörte ihn lachen, wie er immer gelacht hatte, wenn er recht froh war. Ein liebliches Mädchen, mit goldener Krone auf dem langen, schönen Haar, reichte Johannes die Hand, und sein Vater sagte, "siehst du, was für eine Braut du bekommen hast? Sie ist die Schönste in der ganzen Welt!" Da erwachte er, und all das Schöne war verschwunden, sein Vater lag tot und kalt im Bette, und niemand war bei ihm; der arme Johannes!
Die Woche darauf wurde der Tote begraben; Johannes ging dicht hinter dem Sarge. Niemals sollte er den guten Vater wiedersehen, der ihn so liebgehabt hatte; er hörte, wie sie Erde auf den Sarg warfen, sah noch die letzte Ecke davon, aber mit der nächsten Schaufel Erde, die hinunter geworfen wurde, war auch sie verschwunden; da war es ihm, als sollte sein Herz zerbrechen, so traurig war er. Dann wurde noch ein Psalm gesungen. Der klang so schön, daß die Tränen in Johannes Augen kamen, er weinte, und das tat ihm wohl in seinem Schmerz. Die Sonne schien freundlich auf die grünen Bäume, gerade, als wollte sie sagen:
Wie schön blau der Himmel ist. Dort oben ist nun dein Vater und bittet den lieben Gott, daß es dir all Wohlergehen möge!
"Ich will immer gut sein!" sagte Johannes, "dann komme ich auch zu meinem Vater in den Himmel, und was wird das für eine Freude sein, wenn wir einander wiedersehen! Wieviel werde ich ihm da zu erzählen haben, und was wird er mir alles zeigen. Und wieviel Herrliches wird er mich lehren im Himmel, gerade, wie er es auf Erden tat. Ach, wird das eine Freude sein!"
Johannes sah das so deutlich vor sich, daß er lächelte, während die Tränen ihm noch über die Backen liefen. Die kleinen Vögel saßen oben in den Kastanienbäumen und zwitscherten "quivit, quivit!." Sie waren so fröhlich, obgleich sie ja bei einem Begräbnis waren, aber sie wußten wohl, daß der tote Mann oben im Himmel war und Flügel hatte, weit schöner und größer als die ihren, daß er nun glücklich war, weil er hier auf Erden gut gewesen war, und darüber waren sie fröhlich. Johannes sah, wie sie von dem grünen Baum fort in die Welt hinaus flogen und bekam Lust, mitzufliegen. Aber erst schnitzte er ein großes hölzernes Kreuz, um es auf seines Vaters Grab zu setzen, und als er es am Abend hinaustrug, war das Grab mit Sand und Blumen geschmückt. Das hatten fremde Menschen getan, denn sie hatten den lieben Vater, der nun tot war, auch gern gehabt.
Zeitig am nächsten Morgen packte Johannes sein kleines Bündel zusammen und verwahrte in seinem Gürtel sein ganzes Erbteil, das aus 50 Reichstalern und ein paar Silberschillingen bestand. Damit wollte er in die Welt hinaus wandern. Aber erst ging er auf den Kirchhof zu seines Vaters Grab, sprach ein Vaterunser und sagte: "Leb wohl, du lieber Vater! Ich will immer ein guter Mensch sein. Bitte beim lieben Gott für mich, daß es mir gut gehen möge!"
Draußen auf dem Felde, wo Johannes ging, standen alle Blumen frisch und schön in dem warmen Sonnenschein, und sie nickten im Winde, als wollten sie sagen: "Willkommen im Grünen! Ist es hier nicht schön?"
Aber Johannes wandte sich noch einmal zurück, um die alte Kirche zu sehen, wo er als kleines Kind getauft worden war, wo er jeden Sonntag mit seinem alten Vater gewesen war und fromme Lieder gesungen hatte. Da sah er hoch oben in einem der Turmlöcher den guten kleinen Kirchen-Kobold stehen mit seinem roten spitzen Hutlein; er schirmte sein Gesicht mit dem gebeugten Arm, da ihm sonst die Sonne in die Augen stach. Johannes nickte ihm Lebewohl zu, und der kleine Kobold schwang sein rotes Hütlein, legte die Hand aufs Herz und warf viele Kußhände, um zu zeigen, wieviel Gutes er ihm wünsche und daß er recht glücklich reisen möge.
Johannes dachte daran, wieviel Schönes er nun in der großen, prächtigen Welt zu sehen bekommen werde und ging weiter und weiter, so weit, wie er nie zuvor gekommen war; er kannte weder die Städte, durch die er kam, noch die Menschen, die er traf. Nun war er in der Fremde.
Die erste Nacht mußte er sich auf einen Heuschober auf dem Felde schlafen legen, ein anderes Bett hatte er nicht. Aber das war gerade schön, meinte er, der König konnte es nicht besser haben. Das ganze Feld mit dem Bach, dem Heuschober und dem blauen Himmel darüber, das war doch eine schöne Schlafkammer. Das grüne Gras mit den kleinen roten und weißen Blumen war der Teppich, die Hollunderbüsche und wilden Rosenhecken waren Blumensträuße, und als Waschschüssel hatte er den ganzen Bach mit seinem klaren, frischen Wasser, wo das Schilf sich neigte und ihm guten Morgen und guten Abend bot. Der Mond war eine große Nachtlampe hoch oben unter der blauen Decke, und der konnte auch wenigstens die Gardinen nicht in Brand stecken. Johannes konnte ganz beruhigt schlafen, und das tat er auch und erwachte erst wieder, als die Sonne aufging und all die kleinen Vögel rings umher ihr "Guten Morgen, guten Morgen! Bist du noch nicht auf?" sangen.
Die Glocken läuteten zur Kirche; es war Sonntag; die Leute gingen, um die Predigt zu hören und Johannes folgte ihnen, sang die Lieder mit und hörte Gottes Wort, und es war ihm, als wäre er in seiner eigenen Kirche, wo er getauft war und mit seinem Vater gesungen hatte.
Draußen auf dem Kirchhofe waren so viele Gräber, und auf einigen wuchs hohes Gras. Da dachte Johannes an seines Vaters Grab, das auch einmal so aussehen würde wie diese, nun er es nicht besorgen und schmücken konnte. Deshalb setzte er sich nieder und riß das Gras ab, richtete die Holzkreuze auf, die umgefallen waren, und legte die Kränze, die der Wind von den Gräbern gerissen hatte, wieder an ihre Stelle, während er dachte, vielleicht tut jemand das gleiche an meines Vaters Grab, nun ich es nicht tun kann!
Draußen vor der Kirchhofstür stand ein alter Bettler und stüzte sich auf seine Krücke. Johannes gab ihm die Silberschillinge, die er besaß und ging dann glücklich und froh weiter in die weite Welt hinaus.
Gegen Abend wurde es schrecklich schlechtes Wetter. Johannes beeilte sich, um unter Dach und Fach zu kommen, aber es wurde rasch finstere Nacht; da erreichte er endlich eine kleine Kirche, die ganz einsam auf einem Hügel lag, die Tür stand zum Glück nur an gelehnt, und er schlüpfte hinein; hier wollte er bleiben, bis sich das schlechte Wetter gelegt hatte.
"Hier will ich mich in eine Ecke setzen!" sagte er, "ich bin so müde und könnte wohl ein wenig Ruhe gebrauchen," dann setzte er sich nieder, faltete seine Hände und betete sein Abendgebet, und ehe er es wußte, schlief und träumte er, während es draußen blitzte und donnerte.
Als er wieder erwachte, war es tiefe Nacht, aber das böse Wetter war vorübergezogen, und der Mond schien zu den Fenstern zu ihm herein. Mitten in der Kirche stand ein offener Sarg mit einem toten Mann darin, denn er war noch nicht begraben. Johannes fürchtete sich nicht, denn er hatte ein gutes Gewissen, und er wußte wohl, daß die Toten niemandem etwas zuleide tun; die lebenden bösen Leute sind es, die einem Böses zufügen. Zwei solcher lebenden Bösewichte standen dicht bei dem toten Mann, den man hier in die Kirche gesetzt hatte, bevor er beerdigt werden sollte; sie wollten ihm etwas Böses tun, ihn nicht in seinem Sarge liegen lassen, sondern ihn vor die Kirchentür werfen, den armen toten Mann.
"Warum wollt Ihr das tun?" fragte Johannes, "das ist böse und schlecht, laßt ihn ruhen in Jesu Namen!"
"Ach, Schnickschnack!" sagten die beiden häßlichen Menschen, "er hat uns an der Nase herumgeführt! Er schuldete uns Geld und konnte es nicht wiedergeben; nun ist er obendrein gestorben und wir bekommen keinen Schilling. Darum wollen wir uns nun rächen, er soll wie ein Hund draußen vor der Kirchentür liegen!"
"Ich habe nicht mehr als fünfzig Reichstaler!"
sagte Johannes, "das ist mein ganzes Erbteil, aber das will ich Euch gerne geben, wenn Ihr mir ehrlich versprechen wollt, den armen toten Mann in Frieden ruhen zu lassen. Ich werde schon ohne das Geld durchkommen; ich habe gesunde, starke Glieder, und der liebe Gott wird mir schon helfen."
"Ja," sagten die häßlichen Menschen, "wenn du wirklich seine Schuld bezahlen willst, werden wir ihm gewiß nichts tun, darauf kannst du dich verlassen!" und so nahmen sie das Geld, das ihnen Johannes gab, lachten ganz laut über seine Gutmütigkeit und gingen ihrer Wege; aber Johannes legte die Leiche wieder im Sarge zurecht, faltete ihr die Hände, nahm Abschied und ging zufriedenen Gemütes durch den großen Wald.
Ringsumher, wo der Mond durch die Bäume scheinen konnte, sah er die niedlichen kleinen Elfen lustig spielen; sie ließen sich nicht stören, sie wußten wohl, daß er ein guter, unschuldiger Mensch war, denn nur die bösen Menschen dürfen die Elfen nicht sehen. Einige von ihnen waren nicht größer als ein Finger, und ihre langen blonden Haare hatten sie mit einem Goldkamm aufgesteckt; sie schaukelten zwei und zwei auf den großen Tautropfen, die auf den Blättern und dem hohen Grase lagen. Manchmal rollte ein Tautropfen hinab, dann fielen sie hinunter zwischen die langen Grashalme, und es gab Lachen und Lärmen unter dem kleinen Volke. Es war ein gar niedlicher Anblick! Sie sangen, und Johannes erkannte deutlich all die hübschen Weisen, die er als kleiner Knabe gelernt hatte. Große bunte Spinnen mit silbernen Kronen auf dem Kopfe mußten von der einen Hecke zu der anderen lange Hängebrücken und Paläste spinnen, die, als der feine Tau darauf fiel, wie scheinendes Glas im klaren Mondenschein schimmerten. So währte es fort, bis die Sonne aufging. Dann krochen die kleinen Elfen in die Blumenknospen, und der Wind führte ihre Brücken und Schlösser mit sich fort, daß sie in der Luft dahin segelten, wie große Spinneweben.
Johannes war gerade aus dem Walde herausgekommen, als eine starke Männerstimme hinter ihm rief: "Holla, Kamerad! wohin geht die Reise?"
"In die weite Welt hinaus!" sagte Johannes. "Ich habe weder Vater noch Mutter, bin ein armer Bursche, aber der liebe Gott wird mir schon helfen!"
"Ich will auch in die weite Welt hinaus!" sagte der fremde Mann. "Wollen wir zwei uns zusammentun?"
"Jawohl!" sagte Johannes, und so gingen sie zusammen weiter. Bald wurden sie gute Freunde, denn sie waren beide gute Menschen. Aber Johannes merkte wohl, daß der Fremde viel klüger war als er; er hatte fast die ganze Welt gesehen und wußte von allem Möglichen zu erzählen. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie sich unter einen großen Baum setzten, um ihr Frühstück zu verzehren. Da kam eine alte Frau des Weges. Oh, wie alt und krumm sie war. Sie stützte sich auf einen Krückstock und trug ein Bündel Brennholz auf dem Rücken, das sie sich im Walde zusammengelesen hatte. Ihre Schürze war aufgerafft, und Johannes sah, daß drei große Ruten von Farnkraut und Weidenzweigen daraus hervorsahen. Als sie nun ganz nahe herangekommen war, glitt ihr Fuß aus, sie fiel um und gab einen lauten Schrei von sich, denn sie hatte ihr Bein gebrochen, die arme, alte Frau.
Johannes sagte sogleich, daß sie sie nach Hause in ihre Wohnung tragen wollten, aber der Fremde öffnete sein Ränzel, holte ein Krüglein daraus hervor und sagte, daß er hier eine Salbe habe, die sogleich ihr Bein wieder heil und gesund machen könne, so daß sie allein heimgehen könne und zwar, als ob sie niemals ihr Bein gebrochen habe. Aber dafür wolle er auch, daß sie ihm die drei Ruten schenke, die sie in ihrer Schürze habe.
"Das ist gut bezahlt!" sagte die Alte und nickte ganz wunderlich mit dem Kopfe; sie wollte nicht so gerne ihre Ruten hergeben. Aber es war auch kein Vergnügen, mit gebrochenem Bein dazuliegen. So gab sie ihm denn die Ruten, und kaum hatte er ihr das Bein mit der Salbe eingerieben, als sich die alte Mutter auch schon aufrichtete und viel besser lief als zuvor. Das hatte die Salbe getan. Aber die war auch in keiner Apotheke zu haben.
"Was willst du mit den Ruten?" fragte Johannes nun seinen Reisekameraden.
"Das sind drei schöne Kräuterbesen!" sagte er, "auf so etwas bin ich ganz versessen; denn ich bin ein komischer Kerl!"
So gingen sie noch ein gutes Stück weiter.
"Sieh' was da heraufziet!" sagte Johannes, und zeigte geradeaus; "das sind ja schrecklich dicke Wolken!."
"Nein," sagte der Reisekamerad, "das sind keine Wolken, das sind Berge. Die herrlichen großen Berge, wo man über die Wolken hinaus in die frische Luft kommt! Glaube mir, das ist prächtig! Morgen werden wir gewiß dort sein!"
Aber es war nicht so nahe, wie es aussah; sie mußten noch einen ganzen Tag wandern, bevor sie zu den Bergen kamen, wo die schwarzen Wälder gegen den Himmel emporstrebten und wo es Felsen gab, groß wie eine ganze Stadt. Das würde einige Anstrengung kosten, da hinüber zu kommen, deshalb gingen auch Johannes und der Reisekamerad vorher in ein Wirtshaus, um sich gut auszuruhen und Kräfte zum morgigen Marsch zu sammeln.
Unten in der großen Schankstube im Wirtshaus waren viele Menschen versammelt, denn da war ein Mann, der ein Puppenspiel aufführte; er hatte gerade sein kleines Theater aufgebaut, und die Leute saßen rings umher, um die Komödie zu sehen. Aber in der vordersten Reihe hatte ein alter dicker Schlächter seinen Platz, und zwar den allerbesten. Sein großer Bullenbeißer – hu, wie grimmig glotzte der umher! – saß neben ihm und machte große Augen, gerade wie alle die anderen.
Nun begann das Stück, und es war ein hübsches Stück, mit einem König und einer Königin; die saßen auf einem prächtigen Thron, hatten goldene Kronen auf dem Haupte und lange Schleppen an den Kleidern, denn sie konnten sich das leisten. Die niedlichsten Holzpuppen mit Glasaugen und großen Knebelbärten standen an allen Türen und machten sie auf und zu, damit frische Luft in die Zimmer kommen konnte. Es war tatsächlich ein schönes Stück und gar nicht traurig, aber, gerade als die Königin sich erhob und über den Fußboden hinging, so – ja Gott mag wissen, was der große Bullenbeißer dachte, aber, da der Schlächter ihn nicht festhielt, setzte er mit einem Sprung ins Theater, packte die Königin mitten um ihren zarten Leib– "knickl knack!" sagte es. Es war schrecklich!
Der arme Mann, dem die Puppen gehörten, war ganz erschreckt und betrübt über seine Königin, denn sie war die allerhübscheste Puppe, die er besaß, und nun hatte der häßliche Bullenbeißer ihr den Kopf abgebissen. Als nun die Leute alle gegangen waren, sagte der Fremde, der mit Johannes gekommen war, daß er die Puppe schon wieder instand setzen wolle; und so zog er sein Krüglein hervor und schmierte die Puppe mit der Salbe, mit der er der armen alten Frau geholfen hatte, als sie das Bein gebrochen hatte. Sobald die Puppe geschmiert war, war sie gleich wieder ganz, ja, sie konnte sogar allein alle ihre Glieder bewegen, man brauchte sie gar nicht mehr an Schnüren zu ziehen. Die Puppe war wie ein lebender Mensch, nur daß sie nicht sprechen konnte. Der Mann, dem das kleine Puppentheater gehörte, wurde ganz froh; nun brauchte er die Puppe gar nicht mehr zu halten, die konnte ja von selbst tanzen. Das konnte keine von den anderen.
Als es Nacht geworden war, und alle Leute im Wirtshause zu Bett gegangen waren, da fing es auf einmal an, tief zu seufzen, und es hörte gar nicht auf zu seufzen, bis alle aufstanden, um zu sehen, wer das sein könne. Der Puppenspieler ging zu seinem kleinen Theater, denn von dort kam das Seufzen. Alle Holzpuppen, der König und seine Trabanten, lagen durcheinander, und sie waren es, die so jämmerlich seufzten und mit ihren großen Glasaugen starrten, denn sie wollten so gerne ebenso wie die Königin ein bißchen geschmiert werden, damit sie sich auch von selbst bewegen konnten. Die Königin warf sich auf ihre Kniee nieder, sie hielt ihre herrliche Goldkrone hoch, und bat: "Nimm mir diese, aber schmiere meinen Gemahl und meine Hofleute!" Da konnte der arme Mann, dem das Theater und alle die Puppen gehörten, nicht anders, er mußte weinen, denn es tat ihm so leid für sie; er versprach dem Reisekamerad sogleich, ihm alles Geld zu geben, das er am nächsten Abend für sein Spiel bekommen würde, wenn er nur vier, fünf von seinen schönsten Puppen schmieren wollte. Aber der Reisekamerad sagte, daß er nichts weiter verlange, als den großen Säbel, den der andere an seiner Seite trug, und als er ihn erhielt, schmierte er sechs Puppen, die sogleich tanzen konnten und zwar so niedlich, daß alle Mädchen, die lebendigen Menschenmädchen, die zusahen, mittanzen mußten. Der Kutscher und das Küchenmädchen tanzten, der Kellner und das Stubenmädchen, alle Gäste, und auch die Feuerschaufel und die Feuerzange, aber diese beiden fielen gleich um, als sie die ersten Sprünge machten – ja, das war eine lustige Nacht.– Am nächsten Morgen gingen Johannes und sein Reisekamerad fort von ihnen allen zu den hohen Bergen hinauf und durch die großen Tannenwälder. Sie kamen so hoch hinauf, daß die Kirchtürme tief unter ihnen zuletzt wie kleine rote Beeren in all dem Grünen da unten aussahen, und sie konnten weit ins Land hinaussehen, viele, viele Meilen, wohin sie noch nie gekommen waren! – Soviel Schönes von der herrlichen Welt hatte Johannes nie vorher auf einmal erblickt, und die Sonne schien so warm durch die frische, blaue Luft, und er hörte zwischen den Bergen die Jäger das Waldhorn blasen, das klang so schön und wohltönend, daß ihm das Wasser vor Freude in die Augen stieg, und er mußte sagen: "Du guter, lieber Gott! Ich möchte dich küssen, weil du so gut zu uns allen bist und uns all die Herrlichkeit, die in der Welt ist, gegeben hast!"
Der Reisekamerad stand auch mit gefalteten Händen und sah hinaus über die Wälder und Städte in den warmen Sonnenschein. Da erklang es auf einmal wunderbar süß über ihren Häuptern. Sie blickten empor: ein großer, weißer Schwan schwebte in der Luft; der war so schön und sang, wie sie niemals vorher einen Vogel hatten singen hören. Aber der Gesang wurde schwächer und schwächer; er beugte sein Haupt, der schöne Vogel, und sank ganz langsam zu ihren Füßen nieder, wo er tot liegen blieb.
"Zwei so prächtige Flügel," sagte der Reisekamerad, "so weiß und groß, wie sie der Vogel hier hat, sind Geld wert. Die will ich mitnehmen! Siehst du nun, wie gut es war, daß ich den Säbel bekam!" und so hieb er mit einem Schlage die beiden Flügel des toten Schwanes ab und nahm sie mit.
Sie reisten nun viele, viele Meilen weiter über die Berge, bis sie zuletzt eine große Stadt vor sich sahen mit über hundert Türmen, die wie Silber im Sonnenschein glänzten. Mitten in der Stadt war ein prächtiges Marmorschloß, das war gedeckt mit reinem Golde, und hier wohnte der König.
Johannes und der Reisekamerad wollten nicht gleich in die Stadt hineingehen, sondern blieben in einem Wirtshause draußen vor dem Tore, um sich zurechtzumachen, denn sie wollten hübsch aussehen, wenn sie durch die Straßen kamen. Der Wirt erzählte ihnen, daß der König so ein guter Mann wäre, der keinem Menschen etwas zuleide tun könne, aber seine Tochter, ja, Gott bewahre uns, das wäre eine böse Prinzessin. An Schönheit besäße sie zwar genug, niemand könne so hübsch und liebreizend sein, wie sie, aber was hülfe das, sie wäre eine schlimme, böse Hexe, die Schuld daran trüge, daß soviele prächtige Prinzen ihr Leben verloren hatten. Allen Menschen hätte sie gestattet, sich um sie zu bewerben. Jeder könnte kommen, ob er ein Prinz oder Bettler wäre, wäre ihr ganz einerlei, er sollte nur drei Dinge erraten, die sie ihn fragte, könnte er das, so wolle sie sich mit ihm verheiraten, und er sollte König über das ganze Land sein, wenn ihr Vater stürbe. Könnte er aber die drei Dinge nicht erraten, so ließe sie ihn hängen oder ihm den Hals abschlagen, so schlimm und böse wäre die schöne Prinzessin. Ihr Vater, der alte König, wäre tief betrübt darüber, aber er könnte es ihr nicht verbieten so böse zu sein, denn er hätte einmal gesagt, er wolle nie auch nur das geringste mit ihren Freiern zu tun haben, sie könne selbst tun und lassen, was sie wolle.
Jedesmal, wenn nun ein Prinz komme und raten solle, um die Prinzessin zu erringen, so könne er sich nicht aus der Schlinge ziehen, und dann würde er gehängt oder geköpft; er wäre ja beizeiten gewarnt worden und hätte das Freien lassen können. Der alte König wäre so betrübt über all das Leid und Elend, daß er in jedem Jahre einen ganzen Tag lang mit allen seinen Soldaten auf den Knien liege und bete, daß die Prinzessin gut werden möge, aber das wollte sie gar nicht. Die alten Weiber, die Branntwein tränken, färbten ihn ganz schwarz, bevor sie ihn tränken, so traurig wären sie, mehr könnten sie doch nicht tun.
"Die häßliche Prinzessin!" sagte Johannes, "sie sollte wirklich die Rute fühlen, das könnte ihr nur gut tun. Wäre ich nur der alte König, sie sollte mir windelweich geklopft werden!"
In demselben Augenblick hörten sie draußen das Volk Hurra rufen. Die Prinzessin kam vorbei, und sie war wirklich so wunderschön, daß alle Leute vergaßen, wie schlecht sie war, darum riefen sie Hurra. Zwölf schöne Jungfrauen, alle in weißen seidenen Kleidern und mit einer goldenen Tulpe in der Hand, ritten auf kohlschwarzen Pferden ihr zur Seite; die Prinzessin selbst hatte ein schneeweißes Pferd, geschmückt mit Diamanten und Rubinen, ihr Reitkleid war aus purem Golde, und die Peitsche, die sie in der Hand trug, sah aus, als sei sie ein Sonnenstrahl. Die goldene Krone auf ihrem Haupte schimmerte gerade wie die kleinen Sterne oben am Himmel, und der Mantel war aus über tausend prächtigen Schmetterlingsflügeln zusammengenäht; aber sie selbst war noch schöner als alle ihre Kleider.
Als Johannes sie erblickte, ward sein Antlitz so rot, wie von Blut übergossen, und er konnte kaum ein einziges Wort sagen. Die Prinzessin sah ja ganz genau aus, wie das wunderschöne Mädchen mit der goldenen Krone, von der er in der Nacht, als sein Vater gestorben war, geträumt hatte. Er fand sie so liebreizend, daß er nicht anders konnte, er mußte sie lieben. Das sei bestimmt nicht wahr, sagte er, daß sie eine böse Hexe sein könne, die die Leute hängen oder köpfen ließ, wenn sie nicht erraten konnten, was sie von ihnen verlangte.
"Es steht ja jedem frei, sich um sie zu bewerben, auch dem elendsten Bettler. Ich will auch auf das Schloß gehen, ich kann es nicht lassen!"
Alle sagten sie, er solle das nicht tun, es würde ihm bestimmt so ergehen, wie allen anderen. Auch der Reisekamerad riet ihm davon ab, aber Johannes meinte, es würde schon alles gut gehen, und er bürstete seine Schuhe und seine Kleider, wusch Gesicht und Hände, kämmte sein schönes blondes Haar und ging dann ganz allein in die Stadt hinein auf das Schloß.
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"Herein!" sagte der alte König, als Johannes an die Türe klopfte. Johannes öffnete, und der alte König, im Schlafrock und gestickten Pantoffeln, kam ihm entgegen. Die Goldkrone hatte er auf dem Kopf, das Zepter in der einen Hand und den Reichsapfel in der anderen. "Warte ein bißchen!" sagte er, und nahm den Apfel unter den Arm, damit er Johannes die Hand reichen konnte. Aber kaum hörte er, daß Johannes ein Freier war, fing er so bitterlich an zu weinen, daß sowohl Zepter wie Reichsapfel auf die Erde fielen und er die Augen an seinem Schlafrock trocknen mußte. Der arme, alte König!
"Laß es sein!" sagte er, "es ergeht dir übel, wie allen den anderen auch. Du wirst es ja sehen!" Dann führte er Johannes in den Lustgarten der Prinzessin hinaus. Dort sah es schrecklich aus! Oben in jedem Baume hingen drei, vier Königssöhne, die um die Prinzessin gefreit hatten, die Dinge, die ihnen die Prinzessin aufgegeben hatte, aber nicht hatten erraten können. Jedesmal, wenn der Wind wehte, klapperten die Gebeine, so daß die kleinen Vögel erschraken und niemals mehr in den Garten zu kommen wagten; alle Blumen waren mit Menschenknochen aufgebunden, und in den Blumentöpfen standen Totenköpfe und grinsten. Das war ein seltsamer Garten für eine Prinzessin.
"Da kannst du selbst sehen!" sagte der alte König, "es wird dir ergehen, wie allen den anderen, die du hier siehst, darum laß es lieber sein. Du machst mich wirklich unglücklich, denn so etwas geht mir sehr nahe!"
Johannes küßte dem guten, alten König die Hand und sagte, es werde schon alles glücken, denn er liebe die schöne Prinzessin so sehr.
Da kam die Prinzessin selbst mit allen ihren Damen in den Schloßhof geritten; sie gingen zu ihr hinaus und sagten guten Tag. Sie war so lieblich und reichte Johannes die Hand, und er konnte sie noch besser leiden, als zuvor. Sie konnte doch unmöglich eine so grausame und böse Hexe sein, wie die Leute ihr nachsagten! Dann gingen sie in den Saal hinauf, und die kleinen Edelknaben präsentierten Eingezuckertes und Pfeffernüsse, aber der alte König war so betrübt, daß er gar nichts essen konnte; die Pfeffernüsse waren ihm auch zu hart.
Es wurde nun bestimmt, daß Johannes am nächsten Morgen wieder auf das Schloß kommen sollte, dann sollten die Richter und der ganze Rat versammelt sein und hören, wie er mit dem Raten fertig würde. Käme er gut davon, so sollte er noch zweimal wiederkommen, aber bisher habe es noch niemand gegeben, der die erste Frage richtig geraten hätte, und so mußten sie ihr Leben lassen.
Johannes war gar nicht besorgt darum, wie es ihm ergehen würde; er war ganz vergnügt, dachte nur an die schöne Prinzessin und glaubte ganz fest, daß der liebe Gott ihm schon beistehen werde, aber wie, das wußte er freilich nicht und wollte auch lieber gar nicht daran denken. Er tanzte fast die Landstraße entlang, als er zum Wirtshause zurückging, wo der Reisekamerad auf ihn wartete.
Johannes konnte nicht aufhören zu erzählen, wie lieb und nett die Prinzessin zu ihm gewesen wäre, und wie wunderschön sie sei; er sehnte bereits heftig den nächsten Tag herbei, wo er auf das Schloß sollte, um es mit dem Raten zu versuchen.
Aber der Reisekamerad schüttelte mit dem Kopfe und war ganz betrübt. "Ich habe dich so lieb!" sagte er, "wir hätten noch lange zusammenbleiben können, und nun soll ich dich schon verlieren! Du armer, lieber Johannes, ich könnte weinen, aber ich will am letzten Abend, den wir vielleicht zusammen sind, deine Freude nicht stören. Wir wollen lustig sein, recht lustig, morgen, wenn du fort bist, werde ich noch genug weinen können!"
Alle Leute in der Stadt hatten sofort erfahren, daß ein neuer Freier für die Prinzessin sich eingefunden habe, und es herrschte darob große Betrübnis. Das Theater wurde geschlossen, alle Kuchenfrauen banden schwarzen Flor um ihre Zuckerferkel, und der König und die Priester lagen in der Kirche auf den Knien. Alle Welt trauerte, denn es konnte Johannes ja nicht besser gehen, als es allen anderen Freiem ergangen war.
Gegen Abend bereitete der Reisekamerad eine große Flasche Punsch und sagte zu Johannes: "Nun wollen wir recht lustig sein und auf das Wohl der Prinzessin trinken." Als aber Johannes zwei Glas getrunken hatte, wurde er so schläfrig, daß es ihm nicht mehr möglich war, die Augen offen zu halten, er fiel in tiefen Schlaf. Der Reisekamerad hob ihn ganz sachte vom Stuhle auf und legte ihn ins Bett, und als es dann finstere Nacht geworden war, nahm er die beiden großen Schwingen, die er dem Schwan abgehauen hatte, band sie fest an seine Schultern; die größte Rute, die er von der alten Frau bekommen hatte, die gefallen war und das Bein gebrochen hatte, steckte er in seine Tasche, schloß das Fenster auf und flog über die Stadt gerade in das Schloß, wo er sich in eine Ecke dicht unter das Fenster setzte, wo die Prinzessin ihre Schlafkammer hatte.
Es war ganz totenstill in der ganzen Stadt; nun schlug die Uhr dreiviertelzwölf. Das Fenster ging auf, und die Prinzessin flog in einem großen, weißen Mantel und mit langen, schwarzen Flügeln über die Stadt hin, hinaus zu einem großen Berge. Aber der Reisekamerad machte sich unsichtbar, so daß sie ihn nicht sehen konnte, flog hinter ihr her und peitschte die Prinzessin mit seiner Rute, so daß tüchtig Blut floß, wo er hinschlug. Hu! war das eine Fahrt durch die Luft! Der Wind fing sich in ihrem Mantel, so daß er sich nach allen Seiten ausbreitete wie ein großes Schiffssegel, und der Mond schien durch den Mantel hindurch.
"Wie es hagelt! Wie es hagelt!" sagte die Prinzessin bei jedem Rutenschlag, und das geschah ihr recht. Endlich langte sie draußen bei dem Berge an und pochte. Es tönte wie Donnnerrollen, als der Berg sich öffnete. Die Prinzessin ging hinein und der Reisekamerad ging ihr nach, denn niemand konnte ihn sehen, er war unsichtbar. Es ging durch einen großen, langen Gang, in dem die Wände ganz absonderlich schimmerten. Es waren über tausend glühende Spinnen, die die Mauer auf und nieder liefen und wie Feuer leuchteten. Nun kamen sie in einen großen Saal, aus Gold und Silber erbaut. Blumen, groß wie Sonnenblumen, rot und blau, schimmerten von den Wänden. Aber niemand konnte die Blumen pflücken, denn die Stiele waren häßliche, giftige Schlangen, und die Blumen waren Feuer, das ihnen aus dem Rachen flammte. Die ganze Decke war mit leuchtenden Johanniswürmchen und himmelblauen Fledermäusen bedeckt, die mit ihren dünnen Flügeln schlugen; es sah ganz wundersam aus. Mitten auf dem Fußboden stand ein Thron, der von vier Pferdegerippen getragen wurde, die Zaumzeug aus roten Feuerspinnen hatten. Der Thron selbst war aus milchweißem Glas, und die Sitzkissen waren kleine, schwarze Mäuse, die einander in den Schwanz bissen. Oben darüber war ein Dach aus rosenroten Spinnenweben, besetzt mit den niedlichsten kleinen, grünen Fliegen, die wie Edelsteine schimmerten. Mitten auf dem Thron saß ein alter Zauberer, mit einer Krone auf dem häßlichen Kopf und einem Zepter in der Hand. Er küßte die Prinzessin auf die Stirn, ließ sie an seiner Seite auf dem kostbaren Thron sitzen, und nun begann die Musik. Große schwarze Heuschrecken spielten Mundharmonika, und die Eule schlug sich auf den Bauch, denn sie hatte keine Trommel. Es war ein komisches Konzert. Kleine, schwarze Kobolde mit einem Irrlicht auf der Kappe, tanzten im Saal herum. Niemand konnte den Reisekameraden sehen. Er hatte sich gerade hinter den Thron gestellt und sah und hörte alles, was vorging. Die Hofleute, die nun auch hereinkamen, waren sehr schön und vornehm, aber wer genau hinsah, merkte wohl, wie es mit ihnen bestellt war. Sie waren nichts anderes, als Besenstiele mit Kohlköpfen darauf, in die der Zauberer Leben gehext, und denen er gestickte Kleider gegeben hatte. Aber das war ja auch gleich, sie wurden nur zum Staat gebraucht.
Nachdem nun etwas getanzt worden war, erzählte die Prinzessin dem Zauberer, daß sich ein neuer Freier eingefunden habe und fragte deshalb, woran sie wohl denken sollte, um ihn am anderen Morgen danach zu fragen, wenn er ins Schloß käme.
"Höre," sagte der Zauberer, "nun will ich dir etwas sagen! Du mußt etwas recht leichtes nehmen, denn darauf kommt er sicher nicht. Denk an deinen einen Schuh. Das rät er nicht. Laß ihm dann den Kopf abschlagen; aber vergiß nicht, wenn du morgen wieder zu mir heraus kommst, mir seine Augen mitzubringen, denn die will ich essen!"
Die Prinzessin verneigte sich ganz tief und sagte, sie wolle die Augen nicht vergessen. Der Zauberer schloß nun den Berg auf, und sie flog wieder nach Hause, aber der Reisekamerad folgte ihr nach und prügelte sie so heftig mit der Rute, daß sie tief über das starke Hagelwetter seufzte und sich beeilte, was sie nur konnte, um wieder durch das Fenster in ihre Schlafkammer zu kommen. Der Reisekamerad flog wieder zurück zu dem Wirtshause, wo Johannes noch schlief, löste seine Flügel ab und legte sich dann auch auf das Bett, denn er durfte wohl müde sein.
Es war ganz zeitig am Morgen, als Johannes erwachte. Der Reisekamerad stand ebenfalls auf und erzählte, daß er heute Nacht einen ganz wunderlichen Traum geträumt habe von der Prinzessin und ihrem Schuh und er bat ihn daher, doch ja zu fragen, ob die Prinzessin nicht an ihren einen Schuh gedacht habe! Denn das war es ja, was er von dem Zauberer in dem Berge gehört hatte, aber er wollte Johannes nichts davon erzählen. So bat er Johannes nur, zu fragen, ob sie an ihren einen Schuh gedacht habe.
"Ich kann gerade so gut das wie etwas anderes fragen," sagte Johannes. "Es kann doch vielleicht ganz richtig sein, was du geträumt hast, denn ich vertraue allezeit auf den lieben Gott, der wird mir schon helfen! Aber ich will dir doch lebewohl sagen, denn rate ich falsch, so bekomme ich dich nie mehr zu sehen!"
Dann küßten sie einander, und Johannes ging in die Stadt hinein auf das Schloß. Der ganze Saal war voll von Menschen; die Richter saßen in ihren Lehnstühlen und hatten Eiderdaunenkissen unter dem Kopfe, denn sie hatten soviel zu denken. Der alte König stand auf und trocknete seine Augen mit einem weißen Taschentuch. Nun trat die Prinzessin ein. Sie war noch viel schöner als gestern und grüßte alle gar lieblich, aber Johannes gab sie die Hand und sagte: "Guten Morgen, du!"
Nun sollte Johannes erraten, an was sie gedacht hatte. Gott, wie sah sie ihn so freundlich an! Aber kaum hörte sie ihn das eine Wort: "Schuh" aussprechen, da ward sie kreideweiß im Gesicht und zitterte am ganzen Körper, aber das konnte ihr nichts helfen, denn er hatte richtig geraten!
Heil wie wurde der alte König da froh! Er schlug Purzelbäume, daß es ein Vergnügen war, und alle Leute klatschten in die Hände für ihn und Johannes, der nun das erste Mal richtig geraten hatte.
Der Reisekamerad war auch sehr froh, als er erfuhr, wie gut es abgelaufen war; aber Johann faltete seine Hände und dankte dem lieben Gott, der ihm sicherlich auch die beiden anderen Male helfen würde. Am nächsten Tage schon sollte wieder geraten werden.
Der Abend verging ebenso wie der gestrige. Als Johannes schlief, flog der Reisekamerad hinter der Prinzessin her zum Berge hinaus und prügelte sie noch stärker, als das vorige Mal, denn nun hatte er zwei Ruten genommen. Niemand bekam ihn zu sehen, und er hörte alles. Die Prinzessin wollte an ihren Handschuh denken, und er erzählte das Johannes, als ob es ein Traum gewesen sei. Nun konnte Johannes wohl richtig raten, und im Schlosse herrschte eitel Freude. Der ganze Hof schlug Purzelbäume, wie man es vom Könige das erste Mal gesehen hatte; aber die Prinzessin lag auf dem Sofa und mochte nicht ein einziges Wort sagen. – Nun kam es darauf an, ob Johannes auch das dritte Mal richtig raten konnte. Ging es gut ab, so sollte er ja die schöne Prinzessin haben und das ganze Königreich erben, wenn der alte König starb. Riet er verkehrt, so sollte er sein Leben lassen und der Zauberer würde seine schönen blauen Augen essen.
Am Abend vorher ging Johannes zeitig zu Bett, sprach sein Abendgebet und schlief dann ganz ruhig; aber der Reisekamerad band seine Flügel an den Rücken, schnallte den Säbel an die Seite, nahm alle drei Ruten mit und flog dann zum Schlosse.
Es war stockfinstere Nacht, und es stürmte, daß die Dachziegel von den Häusern flogen, und die Bäume im Garten wo die Gerippe hingen, schwankten wie Schilf im Winde. Es blitzte jeden Augenblick, und der Donner grollte, als ob es nur ein einziger Schlag sei, die ganze Nacht hindurch. Nun schlug das Fenster auf, und die Prinzessin flog heraus. Sie war so bleich wie der Tod, aber sie lachte des bösen Wetters, ihr schien es noch nicht wild genug; ihr weißer Mantel wirbelte durch die Luft wie ein großes Schiffssegel, aber der Reisekamerad peitschte sie mit seinen drei Ruten, daß das Blut auf die Erde niedertröpfelte, und sie zuletzt kaum mehr weiter fliegen konnte. Endlich langte sie doch beim Berge an.
"Es hagelt und stürmt," sagte sie, "noch nie bin ich bei solchem Wetter aus gewesen."
"Man kann auch des Guten zuviel bekommen!" sagte der Zauberer. Nun erzählte sie ihm, daß Johannes auch das zweite Mal richtig geraten habe; täte er morgen dasselbe, so habe er gewonnen und sie könne niemals wieder zu dem Berge heraus kommen, und auch nie wieder ihre Zauberkünste üben, wie bisher; darüber sei sie ganz betrübt.
"Er soll es nicht raten können!" sagte der Zauberer, "ich werde schon etwas herausfinden, worauf er nie verfallen wird! Oder aber er müßte ein größerer Zauberer sein als ich. Und nun wollen wir lustig sein." Damit nahm er die Prinzessin bei beiden Händen und sie tanzten zwischen allen den kleinen Kobolden und Irrlichtern, die im Saale waren, herum; die roten Spinnen sprangen an den Wänden ebenso lustig auf und nieder, es sah aus, als ob Feuerblumen sprühten. Die Eulen schlugen die Trommel, die Heimchen zirpten, und die schwarzen Heuschrecken bliesen die Harmonika. Es war ein lustiger Ball. –
Als sie nun genug getanzt hatten, mußte die Prinzessin nach Hause denn sonst konnte sie im Schlosse vermißt werden. Der Zauberer sagte, daß er sie auf dem Wege begleiten wolle, dann könnten sie wenigstens noch so lange zusammen sein.
Dann flogen sie in dem bösen Wetter davon, und der Reisekamerad zerschlug seine drei Ruten, auf ihrem Rücken. Nie war der Zauberer in solch einem Hagelwetter ausgewesen. Vor dem Schlosse draußen sagte er der Prinzessin Lebewohl und flüsterte ihr dabei zu: "Denk an meinen Kopf!" Aber der Reisekamerad hörte es doch, und in demselben Augenblick, als die Prinzessin durch das Fenster in ihre Schlafkammer schlüpfte und der Zauberer wieder umkehren wollte, griff er ihn an seinem langen, schwarzen Barte und hieb ihm mit dem Säbel seinen garstigen Zaubererkopf bis zu den Schultern herunter ab, so daß der Zauberer ihn nicht einmal selbst zu sehen bekam. Den Körper warf er hinaus in die See zu den Fischen, aber den Kopf tauchte er nur in das Wasser und band ihn dann in sein seidenes Taschentuch, nahm ihn mit sich heim ins Wirtshaus und legte sich schlafen.
Am nächsten Morgen gab er Johannes das Taschentuch, sagte aber, daß er es nicht eher aufknüpfen dürfe, bevor die Prinzessin fragte, woran sie gedacht habe.
Es waren so viele Menschen in dem großen Saale auf dem Schloß, daß sie so dicht standen wie Radieschen, die zum Bündel gebunden sind. Der Rat saß in seinen Stühlen mit den weichen Kopfkissen, und der alte König hatte neue Kleider an, die goldene Krone und das Zepter waren poliert, alles war feiertäglich; aber die Prinzessin war sehr bleich und hatte ein kohlschwarzes Kleid an, als ob sie zum Begräbnis gehen sollte.
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"An was habe ich gedacht?" sagte sie zu Johannes, und sogleich band er das Taschentuch auf, war aber selbst erschrocken, als er das scheußliche Zaubererhaupt erblickte. Ein kalter Schauder überlief alle die Menschen im Saal, denn es war entsetzlich anzusehen. Aber die Prinzessin saß gerade wie ein Steinbild und konnte kein einziges Wort hervorbringen. Zuletzt erhob sie sich und reichte Johannes die Hand, denn er hatte ja richtig geraten. Sie wandte den Blick ab und seufzte ganz laut: "Nun bist du mein Herr! Heute abend wollen wir Hochzeit halten!"
"So gefällt es mir!" sagte der alte König, "und so wollen wir es halten!" Alle Leute riefen Hurra, die Wachtparade machte Musik in den Straßen, die Glocken läuteten, und die Kuchenfrauen nahmen den schwarzen Flor von ihren Zuckerferkeln, denn nun herrschte Freude! Drei ganze gebratene Ochsen, mit Enten und Hühnern gefüllt, wurden mitten auf den Markt gesetzt, und ein jeder konnte sich ein Stück abschneiden. In den Springbrunnen sprudelte der herrlichste Wein, und kaufte man einen Schillingskringel beim Bäcker, so bekam man sechs große Pfannkuchen als Zugabe und noch dazu mit Rosinen darin.
Am Abend war die ganze Stadt illuminiert, die Soldaten schossen mit Kanonen und die Knaben mit Knallerbsen, und auf dem Schlosse wurde gegessen und getrunken, angestoßen und gesprungen, all die vornehmen Herren und schönen Fräulein tanzten miteinander, und man konnte weit hinaus hören, wie sie sangen:
"Hier sind viele hübsche Mädchen,
Die ein Tänzchen haben wolle.
Küß mich! Dreh dich wie ein Rädchen,
Schmuckes Mädchen! Nur nicht schmollen!
Dreh dich um mich, wie die Sonn um die Welt
und bis von den Schühlein die Sohle fällt!"
Aber die Prinzessin war ja noch eine Hexe und hatte Johannes gar nicht lieb. Das überlegte der Reisekamerad, und darum gab er Johannes drei Federn aus den Schwanenflügeln und eine kleine Flasche mit einigen Tropfen darin, und sagte zu Ihm, er solle vor das Brautbett ein großes Faß, mit Wasser gefüllt, setzen lassen, und wenn dann die Prinzessin in das Bett steigen wolle, so solle er ihr einen kleinen Stoß geben, daß sie in das Wasser hinunterfalle, wo er sie dreimal untertauchen solle, nachdem er zuvor die Federn und die Tropfen hineingetan hätte, dann würde sie von dem Zauber befreit werden und ihn recht lieb haben.
Johannes tat alles, was der Reisekamerad ihm geraten hatte; die Prinzessin schrie ganz laut, als er sie unter das Wasser tauchte und zappelte ihm unter den Händen als ein großer, kohlschwarzer Schwan mit funkelnden Augen. Als sie das zweite Mal aus dem Wasser hervorkam, war der Schwan weiß bis auf einen einzigen schwarzen Ring um den Hals. Johannes betete fromm zu Gott und ließ das Wasser zum dritten Male über dem Vogel zusammenschlagen, und im selben Augenblick verwandelte er sich in die schönste Prinzessin. Sie war noch liebreizender als zuvor und dankte ihm mit Tränen in den schönen Augen, daß er den Zauber von ihr genommen habe.
Am nächsten Morgen kam der alte König mit seinem ganzen Hofstaat, und da gab es ein Gratulieren bis lang in den Tag hinein. Zu allererst kam der Reisekamerad, er hatte den Stock in der Hand und das Ränzel auf dem Rücken. Johannes küßte ihn immer wieder und sagte, er dürfe nicht fortreisen, er solle doch bleiben, denn er wäre ja die Ursache seines ganzen Glückes. Aber der Reisekamerad schüttelte den Kopf und sagte mild und freundlich: "Nein, nun ist meine Zeit um. Ich habe nur meine Schuld bezahlt. Kannst du dich noch an den toten Mann erinnern, dem schlechte Menschen Böses zufügen wollten? Du gabst alles, was dein war, dahin, damit er Ruhe in seinem Grabe haben konnte. Der Tote bin ich!"
Im demselben Augenblicke war er verschwunden.
Die Hochzeit währte einen ganzen Monat lang. Johannes und die Prinzessin liebten einander innig, und der alte König erlebte noch viele frohe Tage und ließ ihre kleinen Kinder auf seinen Knien reiten und mit seinem Zepter spielen. Johannes aber wurde König über das ganze Reich.
Il povero Giovanni era molto triste perché suo padre era gravemente malato e presto sarebbe morto. Non c'era nessun altro nella stanza oltre a loro due, la lampada sul tavolo si stava spegnendo, e eragià sera tardi.
"Sei stato un bravo figlio, Giovanni!" disse il vecchio "il Signore ti sarà d'aiuto in questo mondo!" e lo guardò con uno sguardo dolce e serio, poi respirò profondamente e morì; era come se dormisse. Giovanni pianse, ora non aveva più nessuno al mondo, né padre né madre, né sorelle né fratelli. Povero Giovanni!
Rimase inginocchiato accanto al letto e baciò la mano del padre morto, pianse molte lacrime, ma alla fine gli si chiusero gli occhi e lui si addormentò con la testa sulla dura asse del letto.
Fece uno strano sogno: vide che il sole e la luna si inchinavano davanti a lui, vide suo padre ancora vivo e sano e lo sentì ridere, come faceva sempre quando era divertito. Una graziosa fanciulla, con una corona d'oro posata sui bei capelli, tese la mano verso Giovanni, e suo padre esclamò: "Vedi la sposa per te? È la più bella del mondo". Poi si svegliò e tutta quella meraviglia era svanita, suo padre giaceva gelido e senza vita nel letto e non c'era nessun altro; povero Giovanni!
La settimana dopo il morto venne seppellito; Giovanni camminava proprio dietro la bara, ormai non poteva più vedere il buon padre che gli aveva voluto così bene; sentì che gettavano la terra sulla bara, ne vide un ultimo angolo, ma alla successiva palata di terra anche questo sparì. Era tanto addolorato che gli sembrava che il cuore gli scoppiasse. Tutt'intorno cantavano un salmo, risuonava così dolce che a Giovanni vennero le lacrime agli occhi; pianse e questo gli fece bene. Il sole brillava tra i verdi alberi e pareva volesse dire: "Non devi essere così addolorato, Giovanni! Vedi com'è bello il cielo! Tuo padre è ormai lassù e prega il buon Dio che tutto ti vada bene!"
"Voglio restare sempre buono!" disse Giovanni "così anch'io andrò da mio padre e sarà una gioia quando ci rivedremo di nuovo. Quante cose avrò da raccontargli, e lui mi mostrerà tante cose, mi insegnerà tutte le bellezze del cielo, come mi aveva insegnato sulla terra. Oh! sarà proprio una gioia!."
Giovanni immaginò tutto con tanta chiarezza che si ritrovò a sorridere, mentre le lacrime gli scorrevano ancora lungo le guance. Gli uccellini stavano appollaiati sui castagni e cinguettavano, erano contenti anche se erano a un funerale; sapevano che il defunto era ormai su nel cielo, aveva le ali, ali molto più belle e robuste delle loro, e era felice, perché era stato buono sulla terra. Per questo erano contenti. Giovanni li vide volar via dai verdi rami lontano verso il mondo e venne anche a lui voglia di volar via con loro. Prima però tagliò una grande croce di legno da mettere sulla tomba di suo padre e, quando alla sera la portò al cimitero, la tomba era stata ricoperta di sabbia e di fiori. Erano stati certo degli estranei che avevano voluto bene a suo padre, ormai morto.
La mattina dopo, molto presto, Giovanni preparò le sue poche cose e nascose nella cintura tutta la sua eredità, cinquanta talleri e poche monete d'argento; con quelli voleva andare per il mondo.
Ma prima andò al cimitero, alla tomba di suo padre, recitò il Padre Nostro e disse: "Addio, caro padre! Voglio essere sempre buono, così tu potrai pregare il buon Dio affinché tutto mi vada bene!".
Nei campi che Giovanni attraversava c'erano bei fiori freschi, illuminati dal sole, che si piegavano al vento come per dire: "Benvenuto nel verde! Non è bello qui?." Ma Giovanni si voltò ancora una volta per vedere la vecchia chiesa dove da piccolo era stato battezzato, dove ogni domenica era andato col padre e aveva cantato i salmi. Vide così, proprio in cima al campanile, in una fessura, il folletto della chiesa, col suo cappellino rosso a punta: lo teneva sollevato per ripararsi dal sole. Giovanni gli fece un cenno di saluto e il folletto agitò il cappellino rosso, posò una mano sul cuore e gli mandò con le dita tanti baci, per mostrargli quanta fortuna gli augurava e perché facesse un buon viaggio.
Giovanni pensò a quante meraviglie avrebbe ora visto nel grande e splendido mondo, e se ne andò lontano, lontano dove non era mai stato prima; non conosceva le città che attraversava, e neppure le persone che incontrava; era circondato da estranei.
La prima notte dormì su un mucchio di fieno, non aveva altro giaciglio. Ma gli andò bene ugualmente, anzi pensò che il re non ne aveva certo uno migliore. Il campo, col ruscello, il mucchio di fieno e il cielo azzurro, era proprio una bella stanza da letto. L'erbetta verde con i fiorellini rossi e bianchi faceva da tappeto, i cespugli di sambuco e le siepi di rose selvatiche erano i mazzi di fiori, e come catino d'acqua c'era il ruscello intero con la sua acqua fresca e trasparente, dove le canne si piegavano dicendo buon giorno e buona sera. La luna fungeva da grande lampada, appesa in alto al soffitto blu, e non appiccava fuoco alle tendine. Giovanni poteva dormire tranquillo e così infatti fece, si svegliò quando il sole si levò in cielo e tutti gli uccellini si misero a cantare: "Buon giorno! Buon giorno! Non sei ancora alzato?."
Le campane col loro rintocco invitavano la gente in chiesa, era domenica. Tutti andarono a sentire il pastore e Giovanni li seguì, cantò il salmo e ascoltò la parola di Dio. Gli sembrò di essere nella sua chiesa, dove era stato battezzato e dove aveva cantato i salmi con suo padre.
Nel cimitero c'erano molte tombe e su alcune l'erba cresceva alta. Allora Giovanni pensò alla tomba di suo padre, che sarebbe diventata come quelle, poiché lui non poteva più ripulirla dalle erbacce né curarla. Così si mise a strappare l'erba, rialzò le croci di legno che erano cadute e rimise a posto le corone che il vento aveva spostato dalle tombe, e intanto pensava che forse qualcuno avrebbe fatto lo stesso alla tomba di suo padre, ora che non poteva farlo lui.
All'ingresso del cimitero c'era un vecchio mendicante, che si reggeva con una stampella: Giovanni gli diede le monete d'argento che aveva con sé e se ne ripartì felice per il vasto mondo.
Verso sera venne un tempo spaventoso, Giovanni si affrettò perché voleva trovare un rifugio, ma in un attimo fu buio pesto; infine raggiunse una chiesetta che si trovava tutta sola in cima a un'altura, la porta era socchiusa e così egli si infilò dentro: ci sarebbe rimasto finché il brutto tempo fosse passato.
"Mi metterò qui in un angolo" pensò "sono proprio stanco e ho bisogno di riposarmi." Sedette, giunse le mani e recitò la preghiera della sera, e prima ancora di accorgersene, stava già dormendo e sognava, mentre fuori lampeggiava e tuonava.
Quando si risvegliò era ancora notte, ma il brutto tempo era passato, ora la luna lo illuminava attraverso la finestra. In mezzo alla chiesa c'era una bara aperta, con dentro un morto, che non era stato ancora seppellito. Giovanni non era affatto spaventato, perché aveva la coscienza tranquilla; sapeva che i morti non fanno del male; sono i vivi, i cattivi, che fanno del male. E proprio due persone, vive e cattive, si trovavano vicine al morto e volevano fare del male, lo volevano togliere dalla bara e gettare fuori dalla chiesa; povero morto!
"Perché volete farlo?" chiese Giovanni. "È male! Lasciatelo in pace nel nome di Gesù!"
"Oh! Quante storie!" risposero i due malvagi. "Ci ha imbrogliato! Ci doveva dei soldi, e non potè pagarli e adesso per di più è morto, così non avremo più neppure un soldo. Per questo ci vogliamo vendicare, e lui giacerà come un cane fuori dalla chiesa!"
"Ho solo 50 talleri" disse Giovanni "è tutta la mia eredità, ma ve li darò volentieri se mi prometterete sinceramente che lascerete in pace quel povero morto. Io ce la farò anche senza quei soldi, ho un fisico forte e sano e il Signore mi aiuterà."
"Va bene" risposero i malvagi "se proprio vuoi pagare il suo debito, non gli faremo niente, puoi stare certo" e presero i soldi che Giovanni offriva, ridendo sguaiatamente della sua bontà, poi se ne andarono. Giovanni ricompose il cadavere nella bara, gli giunse le mani, disse addio e si avviò felice nel grande bosco.
Tutt'intorno, dove la luna splendeva tra gli alberi, vide i graziosi elfi giocare e divertirsi in libertà; non si sentivano disturbati perché sapevano che lui era una persona senza colpe, solo le persone cattive non riescono a vedere gli elfi. Alcuni non erano più alti di un dito e avevano i lunghi capelli biondi raccolti con dei pettini dorati; a due a due si dondolavano sulle grosse gocce di rugiada che si trovavano sulle foglie e tra l'erba alta. A volte la goccia scendeva giù, così anche loro cadevano tra i lunghi fili d'erba, e le altre creaturine ridevano facendo un gran chiasso. Com'era divertente! Cantavano e Giovanni conosceva molto bene tutte quelle belle canzoni, che aveva imparato da bambino. Grossi ragni variopinti con una corona d'argento in testa tessevano da un cespuglio all'altro i lunghi ponti pensili e palazzi che, quando cadeva la rugiada, brillavano al chiaro di luna come fossero di vetro. Tutto questo durava finché non sorgeva il sole. Allora i piccoli elfi rientravano nei boccioli dei fiori e il vento portava via i loro ponti e i loro castelli, che si agitavano all'aria come grosse ragnatele.
Giovanni era uscito dal bosco quando una possente voce gridò: "Salve, compagno! Dove sei diretto?".
"Per il mondo!" rispose Giovanni. "Non ho più né padre, né madre, sono un povero ragazzo, ma il Signore mi aiuterà."
"Anch'io sto andando per il mondo" esclamò lo straniero. "Potremmo proseguire insieme."
"Certo" rispose Giovanni, e così si unirono. Dopo breve tempo erano già molto affiatati, perché erano entrambi due brave persone. Ma Giovanni notò che lo straniero era molto più intelligente di lui, aveva già viaggiato per quasi tutto il mondo e sapeva raccontare di tutte le cose esistenti.
Il sole era già alto quando sedettero sotto un grosso albero per fare colazione; in quel mentre giunse una vecchia. Era proprio vecchia e camminava tutta curva, si appoggiava a una stampella e portava sulla schiena un fascio di legna da bruciare, che aveva raccolto nel bosco. Il grembiule era sollevato e Giovanni vide che sotto c'erano tre grosse verghe di salice e felce intrecciate. Quando ormai era vicinissima a loro, le scivolò un piede; cadde gridando forte, perché si era rotta la gamba, quella povera vecchia.
Giovanni disse subito che dovevano portarla a casa, ma lo straniero aprì il suo fagotto, tirò fuori un barattolo e spiegò che aveva un unguento che le avrebbe subito guarito la gamba, così sarebbe potuta andare a casa da sola, proprio come se non se la fosse mai rotta. Ma pretendeva che lei gli desse le tre verghe che aveva sotto il grembiule.
"È un buon prezzo!" commentò la vecchia e fece un cenno strano con la testa. Non era contenta di separarsi dalle sue verghe, ma non era certo piacevole starsene con una gamba rotta. Così gli diede le verghe e non appena l'unguento venne spalmato sulla gamba, la vecchia si rialzò e potè camminare meglio di prima. L'unguento aveva questo potere, ma non era certo qualcosa che si potesse trovare in farmacia!
"Cosa vuoi fartene delle verghe?" chiese Giovanni al suo compagno di viaggio.
"Sono tre bei manici di scopa, e mi piacciono: sono un tipo strano, io."
Poi proseguirono un altro tratto.
"Che tempo si prepara!" disse Giovanni indicando proprio davanti a loro. "Ci sono nuvole terribilmente cariche di pioggia."
"No!" spiegò il compagno di viaggio. "Non sono nuvole, sono montagne. Belle e alte montagne, su cui si sta sopra le nuvole, nell'aria fresca. È proprio splendido, credimi. Domani saremo certamente là."
Non era però vicino come sembrava; ci volle tutto un giorno di cammino prima che arrivassero alle montagne. Là i boschi scuri crescevano proprio verso il cielo, e le pietre erano grosse come villaggi interi. Sarebbe certo stata una bella fatica arrivare fino in cima: Giovanni e il compagno di viaggio si fermarono in una locanda per riposarsi e raccogliere le forze per la camminata dell'indomani.
Nel salone della locanda c'erano molte persone perché un uomo faceva il teatro delle marionette. Aveva già preparato il teatro e la gente s'era seduta intorno per vedere lo spettacolo; davanti a tutti sedeva un vecchio e grosso macellaio, che si era assicurato il posto migliore. Il suo grosso mastino - oh! che aspetto feroce! - gli stava seduto accanto e faceva tanto d'occhi, come tutti gli altri.
Lo spettacolo cominciò; era una bella storia, con un re e una regina che sedevano su un trono bellissimo, con la corona d'oro in testa e lunghi strascichi ai vestiti, dato che se lo potevano permettere. Le più belle marionette di legno, con occhi di vetro e grandi baffi, stavano alle diverse porte che aprivano e chiudevano per far entrare aria fresca nella stanza. Era proprio una bella commedia, e non era affatto triste; ma quando la regina si alzò e avanzò sul pavimento, il grosso mastino, Dio solo sa che cosa pensava, dato che non era tenuto dal macellaio fece un balzo proprio nel teatrino, prese la regina per la vita sottile e "cric! crac!": fu proprio terribile!
Il povero burattinaio si spaventò molto e si rattristò per la regina, che era la sua marionetta preferita; e ora quel brutto mastino le aveva staccato la testa con un morso! Quando la gente se ne fu andata, lo straniero che era arrivato con Giovanni disse che l'avrebbe riaggiustata. Prese il suo barattolo e unse la marionetta coll'unguento che aveva aiutato la vecchietta con la gamba rotta. Non appena la marionetta fu spalmata, tornò sana e tutta intera, e in più si poteva muovere da sola, senza che si dovessero tirare i fili: era come una persona viva, se solo avesse saputo parlare! Il proprietario del teatro si rallegrò moltissimo di non doverla più guidare, ora che sapeva danzare da sola. Nessuno degli altri era in grado di farlo.
A notte inoltrata, quando tutti nella locanda erano andati a letto, ci fu uno che sospirò così profondamente e così a lungo che tutti si alzarono per vedere chi fosse. Il burattinaio si diresse verso il teatrino, perché era lì che qualcuno sospirava. Tutte le marionette di legno giacevano una sull'altra, anche il re e il suo seguito; erano loro che sospiravano disperati, con i grandi occhi di vetro spalancati. Volevano anch'essi venire unti un pochino come la regina, affinché anche loro potessero muoversi da soli. La regina era inginocchiata e sollevò la sua bella corona d'oro, pregando: "Prendila, ma ungi il mio sposo e la mia corte!"; il povero burattinaio e tutte le altre marionette non poterono fare a meno di piangere, perché soffrivano veramente. Il burattinaio promise subito al compagno di viaggio che gli avrebbe consegnato tutto l'incasso dello spettacolo della sera dopo, se avesse unto quattro o cinque delle marionette più belle. Il compagno di viaggio replicò che non voleva altro che la grossa spada che lui aveva al fianco; ottenutala, unse sei marionette che subito si misero a danzare così bene che tutte le ragazze, quelle vere, vedendole, si misero a ballare anche loro. Ballarono il cocchiere e la cuoca, ballarono il cameriere e la cameriera, tutti gli stranieri e anche le molle del camino e le palette, ma queste caddero al primo salto. Fu proprio una notte allegra!
Il mattino dopo Giovanni e il suo compagno di viaggio salutarono gli altri e si incamminarono verso le alte montagne attraverso grandi boschi di abeti. Giunsero così in alto che i campanili che stavano in basso, sotto di loro, sembravano piccole bacche rosse, in mezzo a tutto quel verde, e potevano vedere lontano, per miglia e miglia di distanza, dove non erano mai stati! Tante bellezze di questo mondo meraviglioso Giovanni non le aveva mai viste in una volta sola, il sole scaldava l'aria fresca e si sentivano i cacciatori soffiare i corni tra le montagne. Tutto era così bello e benedetto che gli vennero le lacrime agli occhi per la gioia e non potè trattenersi dall'esclamare: "Oh, buon Signore! Vorrei poterti baciare, perché sei così buono con noi tutti e ci hai donato tutta questa meraviglia che c'è nel mondo!".
Anche il compagno ammirava, con le mani giunte, il paesaggio al di là del bosco e delle città, nel caldo sole. In quel momento, sopra di loro, si sentì un suono straordinariamente dolce, guardarono verso l'alto: un grande cigno bianco volava nell'aria, era splendido e cantava come mai avevano sentito cantare nessun uccello, ma divenne sempre più debole, piegò il capo e cadde lentamente ai loro piedi. Lì giacque morto, quel meraviglioso uccello.
"Due ali così belle!" esclamò il compagno di viaggio. "Ali così grandi e bianche come quelle di questo uccello valgono molto, le voglio portare con me. Vedi che è stato un bene aver preso la spada" e con un colpo solo tagliò via le due ali del cigno morto e le conservò.
Camminarono poi per molte altre miglia, oltre le montagne, e alla fine videro davanti a loro una grande città, con più di cento torri che brillavano come argento alla luce del sole. In mezzo alla città si innalzava uno splendido castello di marmo, ricoperto di oro rosso; lì abitava il re.
Giovanni e il compagno non vollero entrare subito in città, si fermarono in una locanda un poco fuori, per rimettersi dal viaggio, preferendo apparire in ordine quando fossero andati per le strade. L'oste raccontò che il re era proprio una brava persona e non aveva mai fatto del male a nessuno. Sua figlia invece, Dio ci protegga! era proprio una pessima principessa. Era più che bella, nessuna era graziosa e affascinante come lei, ma a cosa serviva? era proprio cattiva, una strega malvagia, e era colpa sua se molti ottimi principi avevano perso la vita. Aveva permesso a tutti gli uomini di chiederle la mano; chiunque lo poteva, principe o straccione, era lo stesso. Doveva solo indovinare tre cose che lei gli chiedeva; se avesse indovinato, l'avrebbe sposata e sarebbe diventato re di tutto il paese, alla morte del re suo padre, ma se non riusciva a indovinare le tre cose, sarebbe stato impiccato o decapitato; tanto era cattiva la bella principessa! Suo padre, il vecchio re, ne era molto addolorato, ma non poteva impedirle di essere così malvagia, perché una volta aveva dichiarato che non avrebbe mai voluto avere a che fare con i suoi pretendenti: doveva pensarci lei stessa e fare quello che voleva. Nessun principe che aveva tentato di indovinare c'era riuscito, e quindi erano stati tutti impiccati o decapitati. Erano sempre stati avvertiti in tempo, e avrebbero potuto evitare di presentarsi. Il vecchio re era così addolorato per tutte quelle morti e quei drammi che ogni anno per un giorno intero restava in ginocchio con tutti i suoi soldati a pregare affinché la principessa diventasse buona, ma lei non lo voleva affatto. Le vecchie abituate a bere l'acquavite la coloravano di nero, prima di berla, per sembrare anche loro in lutto. Di più non potevano fare.
"Che principessa malvagia!" disse Giovanni. "Dovrebbe prendersi qualche vergata, le farebbe bene. Se fossi il vecchio re, allora gliel'insegnerei io!"
In quello stesso momento si sentì la folla gridare: Urrà! La principessa passava di lì e era così bella che tutti dimenticarono quanto fosse cattiva, perciò gridavano: Urrà! Dodici graziose damigelle, vestite di seta bianca e con un tulipano giallo in mano, le cavalcavano al fianco montando cavalli neri come il carbone. La principessa invece aveva un cavallo bianco come il gesso, ornato di rubini e diamanti; il suo vestito era d'oro zecchino e la frusta che teneva in mano sembrava fatta coi raggi del sole. La corona d'oro era come fatta da stelline del cielo e il mantello era cucito con più di mille splendide ali di farfalla, ma nonostante tutto, lei era molto più bella dei suoi vestiti.
Quando Giovanni la vide, divenne tutto rosso in volto, come se colasse sangue, e non potè dire una sola parola. La principessa sembrava proprio quella graziosa fanciulla con la corona d'oro che lui aveva sognato la notte in cui il padre era morto. Gli parve così bella che non potè evitare di volerle bene. Non poteva essere vero, pensava, che fosse una strega malvagia che faceva impiccare o decapitare chi non era in grado di risolvere i suoi indovinelli.
"Ciascuno può chiederle la mano, anche il più straccione; voglio andare al castello, non posso farne ameno!"
Tutti dissero che non avrebbe dovuto farlo, che gli sarebbe successo come a tutti gli altri. Il compagno di viaggio stesso gli consigliò di rinunciarvi, ma Giovanni era sicuro che sarebbe andata bene; spazzolò le scarpe e il vestito, si lavò il viso e le mani, si pettinò i bei capelli biondi e s'incamminò da solo per la città verso il castello.
"Avanti" disse il vecchio re quando Giovanni bussò alla porta. Giovanni aprì e il vecchio re, in vestaglia e con le pantofole ricamate, gli andò incontro. Aveva la corona d'oro sul capo, lo scettro in una mano e il globo imperiale nell'altra. "Aspetta un momento!" disse, e mise il globo sotto l'altro braccio per poter dare la mano a Giovanni. Ma non appena ebbe saputo che era un pretendente, cominciò a piangere così forte che sia lo scettro che il globo gli caddero sul pavimento, e lui dovette asciugarsi gli occhi nella vestaglia. Povero vecchio re!
"Lascia perdere!" esclamò "finirai male, come tutti gli altri! Vieni a vedere!" e portò Giovanni nel giardino della principessa. Che orrore! A ogni albero pendevano tre, quattro figli di re che avevano chiesto la mano della principessa ma che non avevano saputo risolvere gli indovinelli. Ogni volta che si alzava il vento, gli scheletri si agitavano e gli uccellini si spaventavano talmente che non osavano più tornare nel giardino. Tutti i fiori avevano come sostegni ossa umane e nei vasi sghignazzavano i teschi. Era proprio un giardino per una principessa!
"Vedi!" disse il vecchio re "ti succederà come a tutti gli altri; rinuncia, è meglio! Mi faresti molto infelice, perché io soffro tanto per queste cose!"
Giovanni baciò la mano al buon vecchio re e disse che sarebbe certo andato tutto bene, poiché lui amava tanto la bella principessa.
In quel mentre la principessa, con tutte le sue damigelle, entrava cavalcando nel cortile del castello, così andarono a salutarla. Era molto graziosa e quando diede la mano a Giovanni, lui la amò ancora più di prima: non poteva essere una strega malvagia, come tutti dicevano di lei. Andarono nel salone dove i paggetti offrirono marmellata e panpepato, ma il vecchio re era così afflitto che non potè assolutamente mangiare nulla: il panpepato poi era troppo duro per lui.
Decisero che Giovanni sarebbe tornato al castello il mattino dopo, allora i giudici e tutto il consiglio si sarebbero riuniti per sentire come se la sarebbe cavata con gli indovinelli. Se ci fosse riuscito, sarebbe venuto altre due volte; ma non c'era mai stato nessuno che aveva indovinato la prima volta e così avevano tutti perso la vita.
Giovanni non era affatto preoccupato di come gli sarebbe andata, era così contento, pensava solo alla bella principessa e era certo che il buon Dio lo avrebbe aiutato, anche se non sapeva che cosa avrebbe dovuto fare e neppure voleva pensarci. Ballò per la strada maestra tornando alla locanda dove lo aspettava il compagno di viaggio.
Giovanni non finiva mai di raccontare quanto la principessa era stata gentile con lui, e quant'era bella; aspettava con ansia il giorno dopo, perché sarebbe andato al castello a tentare la sorte con l'enigma.
Il compagno scrollò il capo con molta tristezza. "Ti voglio bene" disse "avremmo potuto stare ancora tanto tempo insieme, e invece devo già perderti. Povero caro Giovanni! Vorrei piangere, ma non voglio rovinare la tua gioia l'ultima sera in cui, probabilmente, saremo insieme. Dobbiamo stare allegri, il più possibile. Domani, quando te ne sarai andato potrò finalmente piangere."
Tutti gli abitanti della città vennero subito a sapere che era giunto un nuovo pretendente per la principessa, e ci fu per questo grande afflizione. Il teatro venne chiuso, le venditrici di dolci legarono nastri neri ai loro porcellini di zucchero, il re e i preti si inginocchiarono in chiesa; c'era tanta disperazione perché a Giovanni non poteva certo andar meglio che a tutti gli altri pretendenti.
A tarda sera il compagno di viaggio preparò un buon punch e disse a Giovanni che dovevano divertirsi e brindare alla principessa. Ma non appena Giovanni ne ebbe bevuti due bicchieri, gli venne un tale sonno che non riuscì a tenere gli occhi aperti; così si addormentò. Il compagno di viaggio lo sollevò dolcemente dalla sedia e lo portò a letto, quando poi fu buio, prese le due grandi ali che aveva staccato dal cigno e se le fissò alle spalle, infilò in tasca la più grossa delle verghe che aveva ricevuto dalla vecchia, aprì la finestra e volò in città, fino al castello. Lì si fermò in un angolo proprio sotto la finestra che portava nella camera da letto della principessa.
In tutta la città c'era una quiete straordinaria; la campana batté le undici e tre quarti e la finestra si aprì. La principessa volò, avvolta in un gran mantello bianco e con grandi ali nere sulla città, verso un'alta montagna; il compagno di viaggio si rese invisibile così che lei non lo potesse vedere, e la seguì in volo, colpendola con la verga, finché non uscì sangue dove lui picchiava. Oh! che volo fu quello: il vento soffiava nel suo mantello e lo gonfiava da ogni parte, come fosse stato una grande vela, e la luna brillava attraverso le pieghe.
"Come grandina! come grandina!" esclamava la principessa a ogni colpo di verga; le stava proprio bene! Finalmente arrivò alla montagna e bussò. Sembrava che tuonasse quando la montagna si aprì; la principessa entrò e il compagno di viaggio la seguì, dato che nessuno poteva vederlo poiché era invisibile. Passarono attraverso un lungo e ampio corridoio dove le pareti brillavano in modo molto strano: erano ricoperte da migliaia di ragni lucenti che correvano su e giù, facendo luce come il fuoco. Entrarono poi in un grande salone fatto di oro e di argento, con fiori rossi e blu, grossi come girasoli, che brillavano alle pareti. Ma nessuno poteva cogliere quel fiori, perché i gambi erano in realtà ripugnanti serpenti velenosi e i fiori erano il fuoco che usciva dalle loro bocche. Il soffitto era ricoperto di lucciole splendenti e di pipistrelli azzurri che battevano le ali sottili. Che strana visione! In mezzo al salone c'era un trono, sorretto da quattro carcasse di cavallo i cui finimenti erano formati da ragni color rosso fuoco; il trono era di vetro bianco latte e i cuscini per sedersi erano topolini neri che si mordevano la coda a vicenda. Sopra c'era una tettoia di ragnatele rosa, ornata con bei moscerini verdi che brillavano come pietre preziose. Sul trono sedeva un vecchio Troll, con la corona sull'orribile testa e uno scettro in mano. Baciò la fronte della principessa e la fece sedere accanto a lui su quel trono prezioso; in quel momento cominciò la musica.
Enormi cavallette nere suonavano lo scacciapensieri e il gufo, non avendo un tamburo, si batteva la pancia. Era proprio uno strano concerto. Folletti neri ballavano nel salone, tenendo un fuoco fatuo nel berretto. Nessuno potè scorgere il compagno di viaggio, che si era messo dietro il trono e da lì poteva vedere e sentire ogni cosa.
I cortigiani che entrarono in quel momento erano proprio belli e distinti, ma chi era in grado di guardar bene scopriva com'erano fatti. Non erano altro che manici di scopa, con un cavolo in testa; il Troll li aveva stregati dando loro la vita e ricoprendoli di abiti ricamati. Tanto non cambiava niente, erano usati solo per le feste.
Quando ebbero ballato un po', la principessa raccontò al Troll che era arrivato un nuovo pretendente e gli chiese a che cosa avrebbe dovuto pensare l'indomani, quando lo avesse ricevuto al castello.
"Ascolta!" disse il Troll. "Adesso te lo dico! Devi scegliere qualcosa di molto semplice, così non indovina di certo. Pensa a una tua scarpa: non indovinerà! Poi fagli tagliare la testa, ma non dimenticare, quando domani notte tornerai a trovarmi, di portarmi i suoi occhi, così me li mangio!"
La principessa si inchinò profondamente e disse che non avrebbe dimenticato gli occhi. Il Troll riaprì la montagna e lei se ne volò di nuovo a casa, ma il compagno di viaggio la seguì e la colpì con una tale forza con la verga, che lei sospirò profondamente per quella violenta grandinata e si affrettò più che potè a raggiungere la finestra della sua camera; allora il compagno di viaggio tornò alla locanda dove Giovanni ancora dormiva, si tolse le ali e si mise a letto: era stanco e aveva ragione di esserlo.
Giovanni si svegliò presto il mattino dopo, anche il compagno si alzò e raccontò di aver fatto quella notte un sogno strano con la principessa e la sua scarpa; poi lo pregò di chiedere alla principessa se per caso non aveva pensato alla sua scarpa. Era naturalmente quello che aveva sentito dal Troll nella montagna, ma non voleva raccontarlo a Giovanni, così gli disse solo di chiederle se aveva pensato alla sua scarpa.
"Per quanto mi riguarda, posso chiederle qualunque cosa" disse Giovanni "forse è vero quello che hai sognato, e io credo proprio che il Signore mi aiuterà! Ma adesso ti dico addio: se sbaglierò a indovinare, non mi rivedrai mai più."
Si baciarono e Giovanni andò in città, fino al castello. Tutta la sala era piena di gente, i giudici erano seduti in poltrona con cuscini di piuma dietro la testa: avevano tante cose a cui pensare! Il vecchio re si stava asciugando gli occhi con un fazzoletto bianco. Entrò la principessa, era molto più bella del giorno prima e salutò con affetto tutti quanti; a Giovanni invece diede la mano e disse: "Ciao!".
Ora Giovanni doveva indovinare quello a cui lei aveva pensato. Lei lo guardava con molto affetto, ma non appena lo sentì pronunciare quella sola parola "Scarpa" impallidì in volto e si mise a tremare per tutto il corpo; ma nessuno poteva aiutarla, perché lui aveva indovinato!
Accidenti, come fu contento il vecchio re! Fece una capriola come non aveva mai fatto e tutti batterono le mani sia a lui che a Giovanni, che aveva superato il primo indovinello.
Anche il compagno di viaggio fu contento quando venne a sapere che era andata così bene, ma Giovanni giunse le mani e ringraziò il buon Dio che certamente lo avrebbe aiutato anche le altre due volte. Il giorno dopo doveva indovinare di nuovo.
La sera andò come quella precedente. Quando Giovanni si addormentò il compagno volò dietro la principessa fino alla montagna e la picchiò ancora più forte del giorno prima: aveva preso due verghe. Nessuno lo vide, ma lui sentì ogni cosa. La principessa doveva pensare al suo guanto, e lui lo raccontò a Giovanni come se fosse stato un sogno; Giovanni indovinò di nuovo e ci fu grande allegria al castello. Tutta la corte fece le capriole, come il re aveva fatto la prima volta, ma la principessa giaceva sul divano e non volle dire una sola parola. Tutto dipendeva dal fatto che Giovanni indovinasse la terza prova. Se ci fosse riuscito, avrebbe sposato la bella principessa e ereditato il regno alla morte del vecchio re; se avesse sbagliato avrebbe perso la vita e il Troll avrebbe mangiato i suoi occhi azzurri.
La sera Giovanni andò a dormire presto, recitò la preghiera della sera e dormì abbastanza tranquillo; il compagno di viaggio invece si fissò le ali alla schiena, legò la spada al fianco e prese con sé le tre verghe, poi volò al castello.
Era una notte veramente buia, c'era una tempesta che staccava le tegole dai tetti, e gli alberi del giardino da cui pendevano gli scheletri ondeggiavano come canne al vento; lampeggiava continuamente e i tuoni si susseguirono senza sosta tutta la notte. Si aprì la finestra e la principessa volò fuori, era pallida come la morte, ma rideva per il brutto tempo; pensava addirittura che non fosse abbastanza cattivo; il suo bianco mantello svolazzava nell'aria come una vela, ma il compagno la colpì così forte con le tre verghe, che il sangue gocciolò sul terreno e lei non riuscì quasi a proseguire il volo. Finalmente giunse alla montagna.
"Grandina e c'è tempesta!" disse "non sono mai stata fuori con un tempo simile!"
"È vero, il troppo può far male!" commentò il Troll. Lei gli raccontò che Giovanni aveva indovinato anche la seconda volta, e che se l'avesse fatto anche il mattino dopo avrebbe vinto, e lei non sarebbe più potuta venire alla montagna, non avrebbe più potuto compiere i sortilegi, e per tutto questo era molto triste.
"Non deve indovinare!" disse il Troll. "Troverò io qualcosa a cui non ha mai pensato! A meno che non sia un mago più potente di me. Ma adesso stiamo allegri!" Prese per mano la principessa e si mise a ballare con tutti i folletti e i fuochi fatui che erano nel salone. I ragni rossi cominciarono a saltare su e giù dalla parete e sembrò che i fiori di fuoco facessero scintille. Il gufo batté il tamburo, i grilli fischiarono e le cavallette nere soffiarono nei loro scacciapensieri. Era proprio un ballo allegro!
Quando ebbero ballato abbastanza, la principessa dovette tornare a casa, altrimenti al castello si sarebbero accorti della sua assenza. Il Troll disse che l'avrebbe accompagnata, così sarebbero stati insieme più a lungo.
Volarono nel brutto tempo e il compagno consumò le tre verghe sulle loro schiene; mai il Troll aveva provato una tale grandinata! Giunti al castello, egli salutò la principessa e le sussurrò: "Pensa alla mia testa!", ma il compagno sentì ugualmente e non appena la principessa fu entrata di nuovo nella sua stanza, quando il Troll stava girandosi per andarsene, lo afferrò per la lunga barba nera e gli tagliò via l'orribile testa con la spada: il Troll non ebbe neppure il tempo di vederlo. Poi gettò il corpo ai pesci del lago e sciacquò nell'acqua la testa che avvolse nel suo fazzoletto di seta. La portò con sé alla locanda e se ne andò a dormire.
Il mattino dopo diede a Giovanni quel fazzoletto, ma gli raccomandò di non aprirlo prima che la principessa avesse chiesto a che cosa aveva pensato.
C'erano tantissime persone nel grande salone del castello e stavano una sull'altra, come ravanelli legati a mazzi; il consiglio aveva preso posto sulle sedie con quei morbidi cuscini e il vecchio re indossava abiti nuovi, e aveva la corona d'oro e lo scettro lucidati. Stava proprio bene! La principessa invece era pallidissima e indossava un abito nero, come se fosse stata a un funerale.
"A che cosa ho pensato?" chiese a Giovanni, che subito aprì il fazzoletto e si spaventò enormemente nel vedere quella orribile testa del Troll. Tutti quanti rabbrividirono, perché era ripugnante a vedersi, ma la principessa impietrì e non riuscì a dire una sola parola; alla fine, si alzò e diede la mano a Giovanni, perché aveva indovinato. Non guardò nessuno, e sospirò profondamente: "Tu sei il mio signore! Stasera celebreremo il matrimonio".
"Questo mi piace!" esclamò il vecchio re. "Così deve essere." Tutti gridarono: Urrà, la banda militare suonò per le strade, le campane suonarono e le venditrici di dolci tolsero i nastri neri ai maialini di zucchero: ora bisognava stare allegri! Tre grossi buoi arrostiti e ripieni di anatre e polli vennero portati in piazza, e ognuno potè prendersene un pezzo; nelle fontane cominciò a scorrere il vino più buono; e se si comprava una ciambellina da un soldo si ricevevano in dono sei grossi panini con l'uva sultanina.
Di sera la città venne tutta illuminata, i soldati spararono coi cannoni e i ragazzi i loro petardi, si mangiò e si bevve, si brindò e si ballò al castello, tutti i distinti cavalieri e le graziose damigelle ballarono insieme; fin da molto lontano si poteva sentir cantare:
Qui ci sono molte graziose fanciulle,
che vogliono ballare,
seguono il suono del tamburello
bella fanciulla girati un po',
balla e batti il tempo
finché i tacchi perderai.
Ma la principessa era ancora una strega e non voleva affatto bene a Giovanni. Il compagno di viaggio lo sapeva e quindi diede al suo amico tre piume delle ali del cigno e una bottiglietta contenente alcune gocce. Gli disse che doveva preparare vicino al letto nuziale una grossa vasca piena d'acqua; quando la principessa voleva andare a letto, doveva darle una spinta e farla cadere nell'acqua, poi doveva immergerla tre volte dopo aver gettato nell'acqua le tre piume e le gocce. In questo modo si sarebbe liberata dall'incantesimo e gli avrebbe voluto molto bene.
Giovanni fece tutto quello che il suo compagno gli aveva consigliato. La principessa gridò forte quando venne immersa nell'acqua e gli sfuggì dalle mani nelle sembianze di un grande cigno nero con gli occhi lucenti. Quando poi uscì dall'acqua per la seconda volta era diventata un cigno bianco con un unico anello nero intorno al collo.
Giovanni pregò devotamente il Signore e gettò per la terza volta nell'acqua il cigno che in quel momento si tramutò in una splendida principessa. Era ancora più bella di prima e lo ringraziò con le lacrime perché era stata liberata dall'incantesimo.
Il mattino dopo arrivò il vecchio re con tutta la sua corte e ci furono congratulazioni per quasi tutta la giornata. Per ultimo giunse il compagno di viaggio di Giovanni, col bastone in mano e il fagotto sulle spalle. Giovanni lo baciò più volte e gli chiese di non partire, di rimanere con lui, dato che a lui doveva tutta la sua felicità. Ma il compagno scosse il capo e gli disse con dolcezza e affetto: "No, il tempo a mia disposizione è finito Ho semplicemente pagato il mio debito. Ricordi il morto a cui quegli uomini malvagi volevano fare del male? Tu desti loro tutto quel che possedevi affinché egli potesse riposare in pace nella sua tomba. Quel morto sono io."
In quello stesso momento era sparito!
I festeggiamenti per il matrimonio durarono un mese intero. Giovanni e la principessa si vollero molto bene e il vecchio re visse molti giorni felici lasciando che i suoi nipotini gli saltassero sulle ginocchia e giocassero col suo scettro; Giovanni diventò re di tutto il paese.